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Der Traumkicker - Roman

Der Traumkicker - Roman

Titel: Der Traumkicker - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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Glatze zu ordnen.
    Der Stein, den er mitgebracht hatte, um ihn uns zu zeigen, war in ein Stück Zeitungspapier gewickelt, und dort war etwas mit roter Tinte draufgekritzelt. Die Botschaft lautete, wir elenden Aasfresser sollten aufpassen, morgen würden sie uns zu Klump treten, sie würden jeden von uns umbringen als Rache für die vergifteten Schäferhunde ihres Trainers. »Das wird mit Blut vergolten«, hieß es am Ende.
    Da erst wurde uns klar, dass der verdammte Don Silvestre Pareto das mit der geheimen Mission für bare Münze genommen hatte. Dass er noch in der Nacht, wie er uns später etwas wirr erzählte, vom Pisco ermutigt seine giftigen Hackbällchen in einen Futtersack gepackt hatte, die sieben Kilometer durch die Wüste gegangen war (nach dem Wolkenbruch ein kahler Morast) und den Hunden vom Trainer der Staubfresser den Garaus gemacht hatte.

Hier bin ich, meine Damen und Herren, verehrte Freunde, auf meinem Übertragungsposten gleich neben den Kabinen und bereit, Ihnen die Wechselfälle dieses sportlichen Duells zu Gehör zu bringen, bis zum Beginn der Partie wird es nicht mehr lang dauern, und hier auf dem Platz ist es so voll, man würde keine Nadel mehr unterbringen, keine Spritze könnte man hier setzen, kein Streptococcus passt hier mehr hin, und das sagt ja schon alles, weil sich nämlich rings um den Platz die Leute dicht an dicht drängen und in der prallen Sonne braten, unter einer sengenden Sonne, einer gleißenden Sonne, einer oto-rhino-laryngologischen Sonne, aber die Leute braten hier gern, weil nämlich kein Opfer zu groß ist, um die letzte Partie zwischen diesen beiden Erzrivalen zu sehen, und deshalb, meine Damen und Herren, spürt hier niemand, wie die Sonne ihm aufs Hirn scheint, oder wenn er es spürt, dann erträgt er es stumm, genau wie Ihr über alles geschätzter Sportreporter, der Ihnen all das in ebendem Moment berichtet, da die Reden der Offiziellen in Zivil und in Uniform beendet werden, die Herren durch die Bank mit diesem sympathischen Chondrokarzinomgesicht (Chondrokarzinom: maligner Tumor im Epithelgewebe mit knorpeligen Elementen), und von der Ortspolizei flankiert, nehmen sie jetzt im Schatten auf der Tribüne Platz und ziehen bestimmt über das her, was für sie nur eins von vielen Fußballspielen in ihrem mauleseligen Leben ist, für uns jedoch die letzte fußballerische Begegnung vor dem endgültigen Aus der Siedlung, vor unserem endgültigen Fortgang, was soll man da machen, liebe Zuhörer, so ist das Leben, das Leben ist eine otopyorrhötische Hure, und ich bin hier, immer zu Diensten, um Ihnen zu berichten, was vor und hinter den Kulissen dieses denkwürdigen Spiels geschieht, das schon jetzt wegen der Reden und all dem Gesumms um etliche Minuten verspätet ist, denn es war angesetzt für vier Uhr, und noch fehlt von den Spielern jede Spur, und quasi mühelos gelingt mir hier ein Reim, beim großen Einlauf und allen phenylalaninen Hydrolasen, das nur, damit Sie merken, wie großartig Cachimoco Farfán ist, der schnellste Sportreporter im ganzen weiten Westen, die beste Dyslalie der Wüste; jawohl, meine Damen, jawohl, meine Herren, jetzt stehe ich an der Tür zur Kabine, wo unsere Elf gerade letzte Instruktionen erhält und mich ein paar von diesen Inselbegabungen nicht reingelassen haben, aber ich warte hier, dass die Spieler rauskommen und sich aufwärmen und hinter der dürren Algarrobe pissen gehen, wie sie das immer tun, warte hier, damit ich erste Stimmen von den Jungs vor dem Spiel einfangen kann, und in diesem Augenblick geht die Tür zur Umkleide auf, um exakt sechzehn Uhr und fünfunddreißig Minuten, und wir sehen die Spieler einen nach dem anderen herauskommen, darunter ist Expedito González, der das stolze weiß-gelbe Trikot unserer Mannschaft trägt, und wir treten näher, um erste Einschätzungen von den Spielern zu bekommen, hier etwa vom Indio Maravolí; sagen Sie, Herr Indio, abgesehen davon, was man so hört, dassSie die Frau vom Rechtsaußen von Santa Laura decken, was ja hier nichts zu Sache tut, also abgesehen davon, was können Sie zu dieser Begegnung sagen, glauben Sie, wir werden die Staubfresser endlich besiegen?, aber offenbar hat das Arbeitstier einen rektalen Prolaps erlitten, meine Damen und Herren, jedenfalls will er keinen Ton sagen, aber hier ist ja der wunderbare Choche Maravilla; sagen Sie, Don Maravilla, haben Sie gestern Nacht Ihrer berühmten Zahlenmystik gefrönt?, und wenn ja, werden Sie heute mit einem kleinen Tor in die

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