Der Traumkicker - Roman
Schmalzlocke bringt es fertig und reibt mir das für den Rest des Jahres unter die Nase!«
Die ganze Siedlung wusste von dem Wettbewerb zwischen California und Choche Maravilla, bei dem es darum ging, wer mehr Frauen pro Woche eroberte. Und wir wussten ebenfalls und hatten es im Halbdunkel des Kinos oft genug mitbekommen, dass die beiden Sportsfreunde sich zuweilen einen Spaß daraus machten, ihre Eroberungen zu tauschen. So lässig und nebenbei wie Kinder, die auf dem Gehweg Sportbildchen tauschen. Oder sie spannten sich die Frauen gegenseitig aus, ohne mit der Wimper zu zucken.
Tuny Robledo und Marilina nahmen ihr Liebesgeflüster in der Mitte der Plaza Redonda wieder auf, die um diese Zeit menschenleer und dunkel war (den Steinschleudern von Marcianito und Oscarito hielten die Laternen nie lange stand, und die vier Elektriker der Siedlung mussten sie fast wöchentlich auswechseln). Sehr romantisch gestimmt und aufgeregt, sagte Tuny, Marilina sehe schöner aus denn je. »Du bist schöner als dererste Fußball, den ich als Kind bekommen habe.« Und ihr Duft sei der köstlichste der Welt.
»Du riechst nach Tor.« Behutsam vergrub er seine Nase an ihrem Hals und küsste sie.
Sie kannte das schon und mochte es, wenn er so redete, deshalb fragte sie ihn lächelnd, wonach ein Tor denn roch. Wenn man das mal erfahren dürfe, versteht sich.
»Ein Tor riecht nach Engel«, sagte er. »Es riecht nach Musik. Nach einem Kuss von dir.«
Sie nahm ihn fest in die Arme. Dann schaute sie ihn an und sagte, sie wolle mit ihm schlafen. Jetzt. Gleich hier auf dem Platz. Mit dem runden Mond als Zeuge.
»Mit diesem milchreisfarbenen Mond«, sagte sie, von seiner lyrischen Schwärmerei angesteckt.
Und dort auf dem Platz im Musikpavillon, gebettet auf die Douglasienbretter der Bühne und spärlich beschienen von den Strahlen des Mondes, die durch das Laubdach der Algarroben fielen, schliefen die beiden zum ersten Mal in ihrem Leben miteinander.
Die Nacht war warm. Marilina war zu dem Stelldichein in einem dunkelblauen, glockigen Seidenrock und einem hellblauen Blüschen mit vielen kleinen Knöpfen gekommen. Er öffnete die Knöpfe langsam einen nach dem anderen und flüsterte ihr dabei gegen die eigene Aufgeregtheit etwas über das Spiel am nächsten Tag ins Ohr, wisperte zärtlich, dass er sein erstes Tor (denn er würde morgen ein Tor schießen müssen) ihr widmete, seiner Liebsten, dem schönsten Mädchen der Siedlung. Marilina hörte ihm schweigend zu, sah ihn zärtlich an und ließ ihn machen. Sie spürte, wie die urtümlicheAngst vor dem ersten Mal in ihrem Bauch sprudelte. Als das Blüschen aufgeknöpft war, nestelten die unerfahrenen Finger des Mittelstürmers eine kleine Ewigkeit an dem rosafarbenen BH . Schließlich aus ihrem Gefängnis befreit, drängten Marilinas Brüste hervor wie zwei frisch erblühte Rosen, und bezaubert von dem Wunder, strich er sanft mit den Fingerspitzen darüber und sagte, das sei das Göttlichste, was er in seinem Leben gesehen und berührt habe. Dann zog er ihr den Rock aus. Und als sie schließlich aufgeregt ihr Baumwollhöschen abstreifte, riss er sich (genau wie in er Kabine kurz vorm Anpfiff) mit zwei raschen Handgriffen die Kleider vom Leib. Von Kopf bis Fuß zitternd, barg er Marilina vorsichtig in seinen Armen, als berge und hielte er etwas so Schönes und Kostbares wie das Leben selbst. Die Strahlen des Mondes, die durch das Blätterdach fielen, tauchten ihre Nacktheit in einen träumerischen Glanz. Wie sie sich dort auf den Brettern des Bühnenbodens liebten, sich unbeholfen umfingen, ständig aus dem Rhythmus gerieten, sehnsüchtig und gierig neu ansetzten, sich küssten und hungrig aneinander leckten, in ihrem Schweiß badeten und vor Lust aneinander vergehen wollten, glichen sie zwei sichelzarten Fischen beim ersten Tanz am Grund eines nächtlichen Sees.
Ein paar Tröpfchen Blut auf dem rauen Boden des Musikpavillons zeugten von der Hingabe dieser ersten Nacht.
Als sie danach wieder zusammen auf der Parkbank saßen, wollte sie ihre Arme nicht von ihm lösen, küsste ihn wieder und wieder und sagte, wie sehr sie ihn liebte.
»Ich werde dich ein Leben lang lieben«, sagte sie mit tränennassem Gesicht.
Er hatte die Arme über die Lehne der Bank gelegt und war mit verhangenem Blick jäh in ein unergründliches Schweigen versunken. Lange saß er so da ohne ein Wort. Mit bebendem Herzen fragte sie ihn, was mit ihm war.
»Hat es dir nicht so gefallen wie mir?«
Mit einer gewaltigen
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