Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
aufsagen?
Emilia : Sie sind genauso wie Freundinnen, die Liebesbriefe an andere Männer schreiben.
Kannst du Gedichte aufsagen?
Coolcad : Natürlich nicht!
Emilia : Jetzt wissen wir schon eine ganze Menge voneinander.
Coolcad : Es ist so einfach, sich mit dir zu schreiben. Weißt du, was ich gern würde?
Emilia : Ich kann es mir denken.
Coolcad : Würdest du sie mir denn geben? Ich rufe auch nicht sofort an, versprochen (aber nur, weil es gerade nicht möglich ist, meine Kinder warten nämlich im Flur und wollen mit mir ins Kino)
Emilia : Nach langem Zögern und entgegen aller Vorsätze: 4482376
Ich wünsche Euch einen schönen Nachmittag.
Coolcad : Danke, Emilia. Mit den Gedanken an unseren Chat kann er ja nur schön werden Bis hoffentlich sehr bald! Mig (die Langversion ist Miguel)
Emilia : Bis bald, Miguel. Noch so ein schöner Name
Emilia spürte ein unbestimmtes Gefühl von Verlust, als der grüne Punkt neben Coolcad auf rot wechselte. Coolcad war jetzt offline und plötzlich wieder unendlich weit weg. Was, wenn er ihr nie wieder schrieb? Aber warum sollte er? Ein dummer Gedanke. Es gab doch sicher nicht nur Eriks auf der Welt.
„Wer ist denn Coolcad?“
Hilda stand hinter Emilias Bett, mit einer Flasche Wein in der Hand, die sie ansetzte und in großen Schlucken in sich hinein kippte, und schaute auf den Monitor. Emilia klickte hastig die Seite weg.
„Finya? Was ist das denn? Darf ich irgendwas nicht wissen?“
Hildas Stimme war unsicher. Sie schwankte ein bisschen. Oh je, sie war betrunken. Sie ließ sich, um ihr Gleichgewicht bemüht, auf Emilias Bettrand nieder. Wie sollte sie Hilda in so einem Zustand von ihrem Glück erzählen?
„Ach, das ist so eine Kontaktseite. Die hat Jo mir gezeigt. Er meinte, man kann da nette Leute kennenlernen …“
„Männer! Du meinst Männer.“
„Ja, hauptsächlich Männer, aber …“
„Ach… erzähl nicht. Letztendlich geht es immer nur um das Eine. IMMER! Am Anfang, in der Mitte und am Schluss. Glaub mir. Habs gerade wieder erlebt. Alles andere ist immer nur Beiwerk. IMMER. Für Männer zumindest.“
Hilda nahm noch einen großen Schluck. Emilia versuchte, ihr die Flasche wegzuziehen, aber Hilda hielt sie eisern fest.
„Wir müssen doch auf unser Buch anstoßen. Gib dein Glas her, los, komm.“
Hilda zeigte auf das leere Wasserglas, das neben Emilia stand.
„Okay, das stimmt! Das ist toll geworden. Du hast was geleistet. Du kannst stolz darauf sein!“
Hilda schenkte ihr ein. Etwas schwappte daneben auf das Laken.
„Oh …“
„Ach, das macht nichts. Es ist alt.“ Wie konnte Hilda nur so betrunken von der einen, angefangenen Flasche sein? Emilia sah genauer aufs Etikett. Dann erkannte sie, dass das eine aus dem Sortiment ihrer Onlinebestellung war, die Hilda damals mitgenommen hatte.
„Das ist doch der Wein, den du bei mir beschlagnahmt hattest.“
„Ja, ich hab mir mal zwei Flaschen ausgeborgt.“
Emilia nickte nur überrascht.
„Auf uns!“ Hilda knallte die Flasche gegen Emilias Glas, so dass Emilia es ordentlich festhalten musste.
„Also, wer ist Coolcad! Das ist doch nicht irgendwer, so debil, wie du in den Rechner geglotzt hast.“
Emilia konnte sich ein breites Lächeln nicht verkneifen.
„Oh man, schon wieder alles zu spät, ich seh’s dir an … Ist dir überhaupt klar, was Coolcad heißt?“
„Wieso, was soll denn das heißen?“
„Das heißt Schurke. Cooler Schurke.“
„Was? Wirklich?“
„Wenn ich‘s dir sage!“
„Aber er ist sehr, sehr sympathisch.“
„HA! Im Internet sind sie alle erst mal sehr, sehr sympathisch . Manchmal beneide ich dich um deine Naivität.“
„Nein, er ist wirklich in Ordnung. Das kann nicht alles ausgedacht sein. Er hat zwei Töchter, er ist Architekt, ein ziemlich großer sogar, wow…“
„Stopp mal. Stopp! Du musst mir sofort ein Bild zeigen.“
„Ein Bild. Er hat noch keins Online.“
„Weißt du auch seinen richtigen Namen? Dann sag mir, wie er heißt! Sofort!“
„Wieso, was ist denn los?“
„Heißt er zufällig Miguel? Na? Hab ich recht?!“
„Wo, woher weißt du denn das?“ Emilia sah Hilda entgeistert an. Ihre Gedanken rasten. War das etwa ein abgekartetes Spiel? Aber dafür passte nichts zusammen! Hilda kannte die Onlineplattform doch gar nicht. Dann hätte sie anderes reagiert!
„Du kennst ihn, diesen Architekten! Schon lange. Hör auf, so zu tun! Du musst mich nicht auch noch veralbern!“ Hilda
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