Der Traummann meiner Schwester
war.
Wie viele Frauen aus den Südstaaten begann sie, immer wenn es brenzlig wurde, zu kochen. Oder zu backen.
Selbst in einem Haus mit Angestellten, in dem sie aufgewachsen war, hatte ihre Mutter, wenn sie unter Stress stand, irgendwann mit der Backrolle in der Hand in der Küche gestanden.
Elizabeth hatte ihren Töchtern das Kochen beigebracht – den Jungs natürlich auch, wenn die das gewollt hatten.
Dank des Talents ihrer Mutter konnte Kara Honigschinken und derart köstliche Desserts zubereiten, dass sie zeitweilig sogar daran gedacht hatte, ihre eigene Bäckerei zu eröffnen. Doch dann hatte sie sich schließlich doch entschieden, als selbstständige Veranstaltungsmanagerin zu arbeiten. Vor allem, weil sie wusste, dass sie nur dann richtig gut buk, wenn ihr etwas auf der Seele lag – wenn sie traurig, wütend oder nervös war … oder wie in diesem Fall schuldbewusst und irritiert. Aber welche Bäckerei richtete die Öffnungszeiten nach der Stimmung ihrer Besitzerin?
Um acht Uhr fünfzehn klingelte das Telefon. Sie erschrak. Denn es war ihr privater Anschluss, nicht der ihres Büros. Doch so früh bekam sie selten private Anrufe … es sei denn, es war etwas passiert. Und bei dem, was ihrer Familie gerade widerfuhr, konnte das durchaus der Fall sein.
Ihr Magen zog sich zusammen. Himmel, was denn noch? Ihr Vater war ermordet, ihre Mutter als Täterin beschuldigt und ins Gefängnis gesteckt worden. Und ihre Schwester hatte die Hochzeit abgesagt … Was konnte denn jetzt noch passieren – ein Brand, eine Überschwemmung, die Pest?
Sie streifte sich den Backhandschuh ab, schickte ein kleines Stoßgebet zum Himmel, dass es keine schlechten Nachrichten waren, nahm das schnurlose Telefon und drückte den Knopf.
„Hallo?“
„Kara, Liebes, ich bin’s, Penelope. Aus Elis Büro.“
Die vertraute Stimme, die sie hörte, vertrieb die dunkle Regenwolke, die über ihrem Kopf schwebte, sofort wieder. Erleichtert atmete sie auf, obgleich sie sich fragte, warum Elis Assistentin sie privat anrief. In den letzten Monaten hatten sie diverse Gespräche geführt, um Termine für die bevorstehende Hochzeit zu vereinbaren. Allerdings liefen diese Telefonate immer über ihren Büroanschluss.
„Hallo Penelope, wie geht’s?“
„Sehr gut, Liebes. Und was ist mit Ihnen?“
„Auch gut“, erwiderte sie automatisch.
„Mr Houghton hat mich gebeten, Sie anzurufen, weil er sich heute Nachmittag gerne mit Ihnen treffen möchte. Hätten Sie Zeit?“
Augenblicklich begann Karas Herz zu rasen, und ihre Lungen brannten, bis sie schließlich merkte, dass sie die Luft angehalten hatte. Sie atmete schnell ein und ermahnte sich, sich nicht so idiotisch zu verhalten. Dann fragte sie: „Wissen Sie, warum er sich mit mir treffen möchte?“
Einen Moment herrschte Schweigen, dann erklärte Penelope: „Ich nehme an, dass es mit der Hochzeit zu tun hat. Wieso fragen Sie? Sind Sie beschäftigt?“
Es war eine einfache Frage, doch Kara hörte die Neugier heraus, die darin mitschwang.
„Nein, nein“, antwortete sie, bevor Penelope noch neugieriger werden konnte, als sie ohnehin schon war.
Offensichtlich hatte Eli noch nichts von der geplatzten Hochzeit gesagt, und Kara würde ganz bestimmt nicht diejenige sein, die die Gerüchteküche von Charleston anheizte. Penelope war eine engagierte Mitarbeiterin, aber das hier waren die Südstaaten – Klatsch und Tratsch waren praktisch so etwas wie die täglichen Fitnessübungen.
„Ich freue mich, ihn zu treffen, wann immer er möchte“, fügte sie hinzu. Vermutlich wollte er mit ihr bloß die notwendigen Formalitäten besprechen.
Und wenn er so tun konnte, als wäre letzten Abend nichts geschehen, dann würde sie es auch können.
Eine knappe Stunde später ging die Türglocke, sehr viel früher, als sie erwartet hatte. Panisch packte Kara das letzte Geschirr in die Spülmaschine und blickte sich schnell um, um sicherzugehen, dass die Küche nicht wie ein Schlachtfeld aussah.
Das Problem beim Backen ist, dass man nicht einfach aufhören kann, wenn man mal angefangen hat, dachte sie auf dem Weg zur Tür.
Sie hatte Penelope zwar gesagt, dass sie auch schon früher für Eli Zeit hätte, und mit ihr vereinbart, dass er gegen zehn Uhr vorbeikommen könnte. Doch sobald sie aufgelegt hatte, war sie wieder zum Herd gestürzt, um die heißen Cookies zum Abkühlen herauszuholen und den restlichen Teig zu verarbeiten.
Deshalb hatte sie kaum noch Zeit gehabt, aufzuräumen, sich
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