Der Traummann meiner Schwester
Zeit mit ihm hatte mindestens eine Millionen Träume wahr werden lassen. Doch irgendwann wäre es vorbei. Viel schlimmer aber war der Gedanke, dass es für ihn vielleicht nur eine willkommene Ablenkung war, um über die Trennung von Laurel hinwegzukommen.
„Das war ein Fehler“, murmelte sie und starrte ins Nichts.
Sie sollte sich auf der Stelle anziehen und zurück nach Charleston fahren. Auch, wenn sie gar nicht wusste, was sie dort sollte.
„Nein, war es nicht“, erwiderte Eli prompt.
Er hatte das Gesicht an ihren Hinterkopf gelegt und knabberte ihr zärtlich am Ohrläppchen. Er zog sie näher zu sich, ganz dicht an seine nackten Lenden.
„Was sollen wir denn Laurel sagen?“, fragte sie mit leicht gebrochener Stimme.
„Nichts. Sie hat nichts mit uns beiden zu tun. Wir sind Erwachsene, die das, was sie getan haben, so gewollt haben. Wir schulden weder ihr noch einem anderen Menschen eine Erklärung.“
Wenn das nur so einfach wäre.
„Wir haben keinen Schutz verwendet.“ Bei dem Gedanken machte ihr Magen einen Satz.
„Ich weiß“, gab Eli zu. „Du hast mich so verrückt gemacht, dass ich es völlig vergessen habe. Es tut mir leid.“
Er drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe und streichelte ihre Brüste. „Ich will aber, dass du dir keine Sorgen machst. Sollte irgendetwas passiert sein, dann werde ich dafür einstehen.“
Na toll! Sollte sie also vom Ex-Verlobten ihrer Schwester ungeplant schwanger sein, dann würde er „dafür einstehen“. Vermutlich würde er sie aus purem Pflichtbewusstsein heiraten. Das hingegen war nie Teil ihrer Träume gewesen.
Sie hörte, wie Eli einen langen Seufzer von sich gab. Dann nahm er sie bei der Schulter und rollte sie auf den Rücken. Das Laken bis zum Kinn gezogen, lag sie einfach nur da.
„Du musst aufhören, dir ständig Sorgen zu machen“, bat er. „Über andere Leute und das, was sie denken. Du bist nicht verantwortlich für die ganze Welt. Oder für deine Familie.“
Sie hob eine Braue und wusste, dass sie eigentlich etwas hätte entgegnen müssen, doch dazu fehlte ihr die Energie. „Aber ich liebe meine Familie.“
„Natürlich tust du das. Ich liebe deine Familie auch. Aber du verbringst so viel Zeit damit, dir den Kopf um die Probleme anderer Menschen zu zerbrechen, dass du darüber vergisst, was du eigentlich willst.“ Er fuhr ihr zärtlich übers Haar. „Du hast ein Recht auf dein eigenes Leben, Kara. Und das Recht, zufrieden zu sein.“
„Ich bin zufrieden“, protestierte sie.
„Aber dein erster Gedanke gilt immer den Bedürfnissen und Wünschen anderer Menschen. Selbst in deinem Job dreht es sich darum, andere zufriedenzustellen.“
Okay, jetzt war es an der Zeit, etwas zu erwidern. Sie spürte, dass sie ärgerlich wurde.
„Seit wann ist es denn ein Verbrechen, wenn man kein Egoist ist?“, forderte sie ihn heraus.
Er schüttelte den Kopf. „Es ist kein Verbrechen. Du bist ein unglaublicher, verbindlicher und selbstloser Mensch. Ich möchte einfach nur, dass du zugeben kannst, dass wir Spaß miteinander haben. Und das es nichts gibt, weswegen du dich schuldig fühlen müsstest.“
„Wenn jemand einen anderen Menschen verletzt, dann sollte es ihm schon leidtun.“
Eli sah sie prüfend an, während er sie weiter streichelte. „Wem tun wir denn weh?“
Sie öffnete den Mund, denn natürlich kam ihr sofort ein Name in den Sinn, doch Eli war schneller.
„Jetzt sag bitte nicht Laurel.“ Er seufzte, ein Schatten verdunkelte seine Augen. „Herrje, Kara. Du bist doch nicht ihre Aufpasserin. Laurel ist eine erwachsene Frau, die ihre eigenen Entscheidungen treffen kann. Und genau das hat sie getan. Sie hat die Hochzeit abgesagt, weil sie mich nicht heiraten wollte.“
Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und blickte sie eindringlich an. Sie erkannte, dass er es ernst meinte und sie ihm glauben musste. Ganz egal, wie groß ihre Lust war, ihm zu widersprechen.
„Für mich ist das in Ordnung. Nachdem ich darüber nachgedacht habe, weiß ich, dass ich ebenfalls nicht mit ihr verheiratet sein will. Aber hier mit dir Zeit zu verbringen ist etwas, was ich will. Und ich will, dass du das ebenfalls willst.“
Sie hatte Mühe, ein Schluchzen zu unterdrücken. Sie wusste, dass Eli jedes seiner Worte auch so meinte. Jedenfalls glaubte sie, dass es so war.
„Ich will auch mit dir hier sein“, flüsterte sie ihm leise zu und strich ihm zärtlich über die Wange.
Das war ja viel leichter, als sie angenommen hatte.
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