Der Traummann meiner Schwester
‚Laurel‘.“
Das stimmte. Andauernd hatte er sie so gerufen. Allerdings war Kara deswegen nie misstrauisch geworden.
Verdammt, es stimmte.
„Und er hat dich nie anders genannt?“, hakte Kara nach.
„Nein“, gab Laurel zu. „Er blieb stets Gentleman. Versteh mich nicht falsch. Er hat mir den Stuhl angeboten, mir Drinks gebracht und mich zur Tür begleitet. Aber er hat mich nie so angesehen, wie er dich angesehen hat. Seine Stimme war nicht dunkler, wenn er mit mir gesprochen hat. Er ist auch nie eine Woche mit mir weggefahren, um mich nach Strich und Faden zu verführen.“
Angesichts dieser korrekten Vermutung und des breiten Grinsens ihrer Schwester wurde Kara ganz rot.
„Ich habe keine Ahnung, was mit dieser Frau, Diane, ist“, sagte Laurel. „Aber ich würde ihr nicht gleich jedes Wort glauben. Sprich mit Eli. Frag ihn ganz direkt, ob er hinter deinem Rücken eine Affäre hat.“ Skeptisch kräuselte sie die Lippen. „Und frag ihn bei der Gelegenheit bitte, ob er auch hinter meinem Rücken eine Affäre hatte. Falls ja – und falls er es immer noch tut –, ist er einer der größten Idioten, den wir in den Dschungel verschleppen lassen sollten, damit er dort als Lebendfutter an fleischfressende Riesenameisen verfüttert wird.“
Bei diesem Bild musste Kara kichern, obwohl sie es natürlich nicht wollte, dass Eli dergleichen geschah.
„Ernsthaft, frag ihn“, beharrte Laurel. „Gib ihm eine Chance, sich zu erklären. Ich hasse die Vorstellung, dass du etwas Phänomenales verpassen könntest …“, sie zwinkerte Kara zweideutig zu, „… bloß wegen eines Missverständnisses.“
Kara stützte einen Ellbogen auf den Tisch und seufzend das Kinn auf die Hand. „Seit wann bist du eigentlich so verflixt klug?“, fragte sie und fühlte sich auf einmal ziemlich naiv und klein.
„Ich war schon immer so klug. Du wolltest es bloß nie wahrhaben, weil du sonst hättest zugeben müssen, dass du was von deiner großen Schwester gelernt hast.“
Beide wussten natürlich, dass das stimmte, aber Kara wollte Laurel das Vergnügen nicht nehmen, sie aufzuziehen.
„Na schön, heute habe ich etwas von dir über mich gelernt“, gab Kara zu. „Und dafür danke ich dir.“
„Gerne. Obwohl ich es lieber gehabt hätte, du würdest mir dafür danken, dass ich dich davor bewahrt habe, den größten Fehler deines Lebens zu machen. Und dir dabei geholfen habe, die wahre Liebe zu finden.“
Mit einem breiten Lächeln – es war das erste Mal, dass sie seit ihrer Rückkehr von Ocean Breezes befreit lächelte – umarmte Kara ihre Schwester.
„Gib mir noch etwas Zeit“, flüsterte sie Laurel ins Ohr. „Vielleicht finde ich sie ja noch.“
15. KAPITEL
Nachdem Laurel sich vergewissert hatte, dass Kara sich nicht mehr verkriechen würde, um sich wochenlang im Pyjama auf dem Sofa in Selbstmitleid zu wälzen, konnte sie ihre Schwester beruhigt allein lassen. Sie verabschiedete sich von ihr mit einem Kuss auf die Wange und machte sich wieder auf den Weg zur Arbeit.
Laurel musste sich wirklich keine Sorgen machen, denn Kara fühlte sich energiegeladen, lebendig und war voller Hoffnung.
Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, kickte sie hastig die Schuhe von den Füßen und eilte, während sie sich gleichzeitig auszog, die Treppe nach oben. Für den Lunch mit ihrer Schwester hatten ihr weiße Shorts und ein schlichtes smaragdgrünes T-Shirt gereicht. Doch für das, was sie nun vorhatte, durfte es schon etwas anspruchsvoller sein.
Da ihr Make-up verlaufen war, wusch sie sich zuerst das Gesicht und begann dann, ihren Kleiderschrank zu durchstöbern, um ein passendes Kleid … und die passenden Schuhe zu finden. Allerdings wollte sie es auch nicht übertreiben.
Sah das gut aus? Ja!
Sollte Eli doch sehen, worauf er verzichten müsste, wenn er die falschen Antworten gab oder sich als Idiot entpuppte? Ja!
Sollte sie aussehen wie eine Seemannsbraut? Nein!
Sollte man ihr ansehen, dass sie bedürftig war? Absolut nicht!
Also ignorierte sie die Bereiche „Abendroben“ und „Schönheitswettbewerb“. „Bequeme Sommerkleider“ und „Business-Kostüme“ kamen ebenfalls nicht infrage. Blieben nur noch „Alltagskleidung“ – die eigentlich sehr hübsch war – und die Teile, die sie bei Treffen im Country Club trug.
Perfekt!
Sie entschied sich für ein locker fallendes, pastellgelbes Seidenkleid mit blauen Paspeln an Hals und Ärmeln. Als Schuhe wählte sie Espadrilles mit Keilabsatz. Im
Weitere Kostenlose Bücher