Der Traummann meiner Schwester
auf Seabrook Island nicht sogar etwas Ähnliches gesagt? Dass sie immer zuerst an andere Menschen denken würde und danach an sich?
Das waren dann schon zwei Menschen, die sie offenbar sehr genau kannten.
Also sollte sie sich vielleicht doch die Mühe machen und zuhören.
„Denkt Eli das Gleiche von dir?“, wollte Laurel wissen.
Beim Gedanken an ihn und die Zeit auf Seabrook Island begannen ihre Augen zu brennen und ihr Hals wurde ganz trocken. Doch sie würde nicht schon wieder losheulen. Sie musste tapfer nach vorn schauen. Auch wenn das hieß, dass sie ihr Verhalten anderen Menschen gegenüber – speziell ihrer Familie gegenüber – überdenken musste.
Sie holte tief Luft. „Ich weiß nicht. Er sagte so etwas. Doch das, was Diane dann gesagt hat … Was, wenn es stimmt? Was, wenn er mich einfach nur verführt hat, weil es mit dir nicht geklappt hat und er nur hinter dem Namen Kincaid und dem Vermögen her ist?“
„Das glaube ich nicht, und du tust es auch nicht. Wir kennen Eli seit Jahren. Er ist einer der anständigsten Menschen, den ich kenne“, beteuerte sie. „Er hat es nicht nur selbst zum Millionär gebracht, sondern ist auch großzügig und ehrlich. Er braucht unser Geld doch gar nicht und würde es vermutlich auch nicht annehmen, wenn er es auf einem Silbertablett serviert bekäme. Dafür ist er viel zu stolz.“
Sie machte eine Pause, um einen Schluck, ihres mittlerweile lauwarmen Espressos zu trinken. „Und was diese Geschichte von wegen ‚in die Kincaid-Familie einheiraten‘ betrifft …“ Sie schnaubte verächtlich. „Wir alle wissen, was die Gerüchteküche für absurde Behauptungen hervorbringt. Und er weiß das auch. Dass er sich mit einer von uns getroffen hat, beweist doch nur das Gegenteil – dass er eben nicht an unserem Namen interessiert ist, weil ihn dieses ganze Gerede nicht kümmert. Sonst wäre er doch viel vorsichtiger.“
Das, was Laurel sagte, ergab absolut Sinn für Kara.
„Und warum wechselt er dann sofort zu mir?“, fragte sie, mehr an sich als an Laurel gewandt. Doch sie wollte – brauchte – unbedingt eine Antwort. „Er steht kurz davor, dich zu heiraten und entdeckt in nur einer Woche, dass er Gefühle für mich hat? Funktioniert das?“
„Nein, das funktioniert nicht“, erwiderte Laurel. „Ich glaube aber, dass du diejenige bist, an der er immer schon interessiert war. Mich wollte er heiraten, weil er dachte, es sei an der Zeit, sich niederzulassen und eine Familie zu gründen, weil wir uns freundschaftlich sehr nahestanden. Da war der Gedanke gar nicht so abwegig.“
Sie nahm Karas Hand. „Aber Liebes, wir haben nicht miteinander geschlafen. Das war übrigens einer der Gründe, warum ich an einer Ehe gezweifelt habe. Klar, wir haben uns geküsst. Aber selbst das war … langweilig. Der Funke sprang einfach nicht über, und wir hatten nicht das Bedürfnis, übereinander herzufallen. Wir waren lediglich Freunde, und ich hatte Angst, dass das alles zwischen uns war.“
Kara spürte, wie ihr die Luft wegblieb. Kein Sex. Kein Funke. Nur Freunde. Das waren genau drei Aussagen, die man absolut nicht über sie und Eli hätte treffen können.
Zwischen ihnen war ein Feuerwerk explodiert, dessen Funken ganz Nordamerika hätte erleuchten können. Und der Sex war spektakulär gewesen. Sie hatten es quasi rund um die Uhr miteinander getrieben … und sogar versucht, noch mehr Zeit dafür zu finden.
Und was den Nur-Freunde-Teil betraf … Sie waren Freunde, aber eben nicht nur Freunde . Aber vielleicht hatte zwischen ihnen schon immer etwas existiert, was nur entdeckt werden musste.
Als sie den Kopf hob, sah sie, dass Laurel lächelte. „Der Sex war gut, hm?“
„Phänomenal“, gab Kara zu und hätte fast geseufzt.
„Ich habe dir ja gesagt“, beteuerte Laurel, „er stand dir immer schon etwas näher als dem Rest von uns.“
„Wie meinst du das?“
„Kara, hast du denn nie bemerkt, dass er immer deine Nähe gesucht hat? Während der sonntäglichen Dinner hat er stets neben dir gesessen. Selbst, als wir schon verlobt waren, hat er es so gedreht, dass ich an einer Seite neben ihm saß und du auf der anderen.“
Sie hatte es nicht bemerkt. Wenn sie allerdings daran zurückdachte, fiel es ihr plötzlich auf, dass er während der Familientreffen immer in ihrer Nähe gewesen war.
„Er hat dich ‚Süße‘ und ‚Darling‘ genannt“, fuhr Laurel fort. Für mich hat er nie irgendwelche Kosenamen benutzt. Ich war immer nur
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