Der Traurige Polizist
Boshoff.«
»Anne.«
»Ihr adoptierter homosexueller Mann aus der Mittelschicht hat wieder zugeschlagen, Anne.« Er betonte ihren Namen ein wenig
irritiert, aber sie reagierte nicht darauf.
Sie pfiff. »Er wird schneller.«
»Schneller?«
»Wissen Sie eigentlich, daß Sie meistens wiederholen, was ich gerade gesagt habe? Ja, er wird schneller. MacDonald ist erst
drei Tage her, Matthew. Die Zeitspanne zwischen den |323| Morden wird immer kürzer. Lassen Sie mich mal sehen …« Joubert hörte Papier rascheln. »Eine Woche zwischen dem ersten und
dem zweiten. Fast jedenfalls, wenn man den Tag des ersten Mordes mitzählt. Dann vier Tage bis zum dritten. Wieder vier Tage,
dann MacDonald. Und jetzt drei bis heute. Montag, Dienstag, Mittwoch. Oder zwei, wenn man Montag nicht mitrechnet.«
»Das stimmt.«
»Er ist krank, Matthew, und er ist dabei durchzudrehen. Er braucht Hilfe. Das veränderte meine Analyse. Ich muß noch einmal
nachlesen. Sagen Sie, war das Opfer wieder schwul?«
»Es ist Oliver Nienaber.«
»Der Friseur-König?«
»Genau der.«
Sie pfiff wieder. »Der war nicht schwul, Matthew.«
»Er war nicht schwul. Woher wissen Sie das?«
»Ich kenne die Männer. Matthew. Und der war nicht schwul. Das konnte man sehen.«
»Ich muß los.«
»Erst möchte ich was über die Hellseherin wissen. Sie sagt in der
Times
…« Wieder Papierrascheln. »›Sagen wir einfach, daß ich einem alten Freund zu Hilfe komme. Jemandem, der mit den Ermittlungen
zu tun hat.‹ Sind Sie das?«
»Nein.«
»Das freut mich zu hören. Hüten Sie sich vor diesen Leuten, Matthew. Sie lügen wie die Ratten. Martin Reiser aus Kalifornien
hat sie einmal wissenschaftlich untersucht. Und Sie müssen unbedingt wissen, daß er feststellte: ›Am Ende ist es so, daß sie
alle sehr, sehr schlecht abgeschnitten …‹«
Gerrit Snyman erschien in der Tür, er hatte es offensichtlich eilig.
|324| »Ich muß jetzt wirklich los«, sagte Joubert. »Doch ich bin Ihnen dankbar …«
»Sagen Sie das nicht einfach nur, Matthew«, sagte Anne Boshoff und legte auf.
Sie rollten Nienaber auf den Rücken. Auf seiner Brust befand sich ein Blutfleck, ein kleines Loch in seinem Designerschlips.
»Nein, die Kronjuwelen wurden diesmal ausgelassen«, sagte O’Grady. Er klang ein wenig enttäuscht und biß ein Stückchen Nougat
ab.
»Aber es ist definitiv die Mauser. Es ist noch nicht vorbei.«
»Ja, es ist erst vorbei, wenn die dicke Lady singt, wie es in der Oper so schön heißt.«
Plötzlich wurde Joubert klar, wohin er mit Hanna Nortier gehen konnte, wenn er sie fragte, ob sie mit ihm ausginge.
»Der Attaché-Koffer ist verschlossen, Captain«, sagte Snyman vom Boden aus.
»Die Spurensicherung soll nach Fingerabdrücken suchen, dann nimm ihn mit ins Büro. Van Deventer kann sich mit seinen kleinen
Schraubenziehern darüber hermachen.«
»Das wird ihm gefallen«, sagte O’Grady.
»Gerrit, wir fahren zu Nienabers Frau. Laß mich wissen, wenn irgend etwas Interessantes passiert.«
»Mache ich, Captain.«
Joubert nahm die Treppe, O’Grady, Petersen und Louw folgten ihm. In seinem Schritt lag eine gewisse Leichtigkeit, denn er
wußte, wohin er Hanna Nortier ausführen konnte.
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Dem Bankräuber gefielen die Namen, die die Medien ihm gegeben hatten.
Don Chameleon
nannte die englischsprachige Presse ihn, im
Burger
war er
der »Süße«-Räuber
. Nun allerdings war er unzufrieden. Sie glaubten, er wäre der Mauser-Mörder. Und ein unschuldiger Mann lag in der Panorama-Klinik,
man hatte ihm in die Schulter geschossen, weil ein Constable gedacht hatte, er wäre der »Süße«-Räuber.
Er hatte weder Gewalt noch Tote gewollt. Er hatte auch nicht die Publicity gewollt. Alles, was er gewollt hatte … aber das
war mittlerweile gleichgültig. Jetzt wollte er die Sache nur noch klarstellen.
Deswegen würde er heute morgen eine andere Bank überfallen. Die Filialen der Premier Bank wurden zu heiß. Warum war zufällig
ein Constable in der Filiale Tigerberg gewesen? Lauerten sie ihm etwa auf? Und dieser riesengroße Captain, der im Fernsehen
gewesen war. Er hatte irgendwie zerstreut gewirkt, aber er war nicht ohne Grund Captain.
Don Chameleon
würde sich nicht fangen lassen. Er würde die Sache nur klarstellen und dann warten, bis die ganze Geschichte abebbte.
Heute morgen war er ein Geschäftsmann, mit Bart, Schnauzer und schwarzer Perücke, er trug einen grauen, maßgeschneiderten
Anzug,
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