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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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er. Hysterie – ja, allerdings.
     
    »Ich habe nichts gehört, Captain«, sagte Snyman. »Ich habe davon erst erfahren, als sie die Adresse über Funk durchgaben.
     Ich konnte es nicht glauben. Das Schwein schießt mit einer Kanone, und ich habe nichts gehört.«
    Sie standen im Kreis um die sterblichen Überreste Oliver Sigmund Nienabers – Joubert, Snyman, Petersen, O’Grady, Basie Louw
     und zwei uniformierte Mitarbeiter der Polizeiwache Wynberg. Nienaber lag auf dem Boden des Fahrstuhls, |320| halb über seinem Attaché-Koffer, er lag auf dem Bauch und hatte eine blutige Hand ausgestreckt. Die Türen des Fahrstuhls bewegten
     sich langsam, sie öffneten und schlossen sich mechanisch, sie stießen gegen Nienabers Beine, sie öffneten und schlossen sich
     …
    »Irgend jemand muß mal den Fahrstuhl ausschalten«, sagte Joubert einem der Uniformierten.
    »Sofort, Captain.«
    »Und der Sicherheitsmann am Haupteingang hat auch nichts gehört«, sagte Snyman.
    »Wo ist die Frau jetzt, die ihn gefunden hat?« fragte Joubert.
    »Sie arbeitet für eine Computerfirma hier im Siebten, Captain. Sie haben einen Arzt gerufen. Sie hat einen Schock erlitten.
     Sie sagt, sie habe die Treppen genommen, als der Fahrstuhl nicht ging. Und als sie hier hochkam …« Snyman zeigte auf die Feuertreppe,
     die neben dem Fahrstuhl verlief, »hat sie ihn gesehen. Sie sagt, sie kannte ihn. Er hätte sie immer so freundlich gegrüßt.«
    »Niemand hat irgend etwas gesehen?«
    »Ich glaube, der Mauser-Mörder ist durch den Lieferanteneingang hinten hereingekommen, Captain. Der Wachmann sagt, die Mieter
     lassen die Tür meistens offen, weil es sowieso viel zu viele Leute im Gebäude gibt, die einen Schlüssel dafür haben.«
    »Woher wissen Sie, daß es eine Mauser war?«
    Snyman zog eine kleine Plastiktüte aus seiner Hemdtasche. Darin steckten zwei Patronenhülsen.
    »Untersucht irgend jemand die Tür auf Fingerabdrücke?«
    »Die Leute von der Wache«, sagte O’Grady.
    Ein Mann und eine Frau vom Kamerateam eilten die Treppe |321| herauf. »Warum funktioniert der verfluchte Fahrstuhl nicht?« fragte der Mann außer Atem, während er die letzten paar Stufen
     nahm.
    Niemand sagte ein Wort. Dann sah der Mann Nienaber im Fahrstuhl liegen. Die Türen öffneten und schlossen sich, öffneten und
     schlossen sich.
    »Oh«, sagte der Mann.
    »Ich kann immer noch nicht glauben, daß ich nichts gehört habe«, sagte Snyman.
    Joubert schaute Petersen an. »Du hattest recht, Leon. Nienaber hat gelogen.«
    »Aber jetzt werden wir niemals wissen, was er verschwiegen hat, Captain.«
    »Das kriegen wir schon noch heraus.«
    »Wo sind die Fotografen? Ich will ihn umdrehen und sehen, ob er auch eine zwischen die Beine kassiert hat«, sagte O’Grady.
    »Glaubst du auch, es war der Mauser-Mann?« fragte Louw.
    »Noch ein Mauser?« fragte Pagel, der Leichenbeschauer, außer Atem von der Treppe aus.
    »Wir glauben schon.«
    Snymans Funkgerät krächzte. »Captain Mat Joubert, bitte rufen Sie Dr. Boshoff an der Universität Stellenbosch an. Captain
     Mat Joubert …«
    »Gibt es hier irgendwo ein Telefon?« fragte er.
    »In Nienabers Büro, da, um die Ecke, Captain.«
    Er ging durch den Flur. Anne Boshoff – was wollte die denn? Er suchte in seiner Innentasche nach seinem Notizbuch mit ihrer
     Telefonnummer.
    Nienabers Büro war edel eingerichtet – ein großer Empfangsbereich mit teuren Möbeln in Pastellfarben, ein dicker, |322| weicher Teppich, Gemälde an einer Wand. Nienabers Zeitungsanzeige war vergrößert und gerahmt worden und hing unter dem riesigen
     Logo seiner Firma.
    Das Ende einer Ära, dachte Joubert. Der gnadenlose Sensenmann ließ sich nicht durch Erfolg abschrecken, er ließ sich nicht
     durch Egoismus und Eitelkeit blenden.
    Er fand ein Telefon auf dem Empfangstresen und blätterte in seinem Notizbuch, bis er Anne Boshoffs Nummer gefunden hatte.
     Er wählte.
    Sie meldete sich mit ihrem Namen.
    »Hier ist Mat Joubert.«
    »Matthew! Wie schön, Ihre Stimme zu hören. Aber Sie klingen immer noch so alt. Leben Sie schon wieder richtig, Matthew? Wann
     kommen Sie mich besuchen?«
    »Ich habe eine Nachricht erhalten …«
    »Und so schnell zurückgerufen. Effizienz bei Behörden gibt mir immer ein Gefühl von Sicherheit. Es geht um die Hellseherin,
     Matthew. Madame Jocelyn Lowe. Ich hoffe, Sie sind nicht der ›alte Freund‹?«
    »Der ›alte Freund‹?«
    »Lesen Sie nicht Zeitung?«
    »Ich bin mit einer Mordermittlung beschäftigt, Dr.

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