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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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dort schon gestanden hatte.
    »Ja«, sagte er.
    »Es gehört zum Job.«
    |329| »Was für ein Job!«
    O’Grady suchte in seinen Taschen nach Nougat. Er zog einen neuen Riegel heraus und riß geschickt die Verpackung auf.
    »Was anderes kann ich nicht, Captain.«
    Joubert schaute wieder zum Fenster hinaus, er kaute auf den Worten des dicken Sergeant herum.
    Wie war er früher damit klargekommen? Wie hatte er den schwarzen Mantel so mühelos auf den Schultern tragen können? Wie hatte
     er ein Todesengel sein können, ohne daß es ihn zerfraß wie Krebs? War er zu jung gewesen? Zu dumm?
    Nein.
    Es war Ignoranz gewesen, ganz einfach. Tod hatte er damals nicht in Großbuchstaben geschrieben, der Tod war etwas gewesen,
     was nur den Angehörigen anderer Leute zustieß. Ein Phänomen, eine Fehlbildung, etwas Aufregendes, der Startschuß für eine
     Verfolgungsjagd, der Klang von Trompeten, mit denen die Kavallerie zu Hilfe gerufen wurde. Habt keine Furcht, Mat Joubert
     ist hier – der große Geraderücker, der lange Arm des Gesetzes, er wird die Gerechtigkeit wiederherstellen.
    Dann starb Lara Joubert, und er selbst schmeckte den Tod zum ersten Mal mit seiner Seele.
    Was anderes kann ich nicht.
    »Ich muß das Arbeitszimmer durchsuchen, Tony.«
    »Ich übernehme das Schlafzimmer. Der Lieutenant spricht mit der Haushaltshilfe. Ich schicke Basie, er soll Ihnen helfen.«
    »Danke.«
    O’Grady verschwand. Joubert wandte sich um und ging zum Schreibtisch. Er setzte sich auf den Schreibtischstuhl. |330| Vor ihm lagen eine Schreibtischunterlage und ein Bleistift. Die Schreibtischunterlage verfügte über einen Monatskalender,
     in den man Termine eintragen konnte, war aber leer. Daneben stand ein Telefon. Neben dem Telefon lag ein neues Telefonbuch,
     darauf zwei kleinere Bücher. Er schaute sich die Bücher an.
    Die sieben Wege zur Effektivität
.
    Vielleicht sollte er das mal lesen.
    Die 22 unumstößlichen Gebote im Marketing
.
    Oliver Nienabers Bücher. Oliver Nienabers Schlüssel zu Ruhm und Reichtum. Er zog das Telefonbuch zu sich. Hatte Nienaber hier
     gesessen und darin geblättert? Hat er hier Alexander MacDonalds Nummer nachgeschlagen, den Termin vereinbart? Er schlug es
     auf, blätterte bis M, suchte nach MacDonald.
MacDonalds Fischereibetriebe
war unterstrichen. Sein Herzschlag ging schneller. F? Er fand Ferdy Ferreiras Nummer, aber sie war nicht unterstrichen.
    Enttäuschung.
    W für Wallace. Auch nicht unterstrichen. Wilson, D.? Nichts.
    Hatte Nienaber die Wahrheit über MacDonald gesagt? Joubert schloß das Telefonbuch und begann dann bei A. Er blätterte mit
     dem Mittelfinger, dann und wann leckte er daran.
    Basie Louw kam herein. »Brauchen Sie Hilfe, Captain?«
    Joubert schaute auf. »Ja.« Er wollte eine Schreibtischschublade aufziehen, doch sie war abgeschlossen.
    »Wir müssen die Schreibtischschubladen durchsehen, Basie. Frag die Haushaltshilfe, ob sie weiß, wo die Schlüssel sind.«
    Nachdem Louw gegangen war, blätterte Joubert weiter. Der erste unterstrichene Name war
Oberholzer, C. A., Neptune’s
|331|
View 1314, Yates Road, Sea Point
. Und eine Telefonnummer. Er starrte sie an. Warum? Wann? Er blätterte weiter, wieder
MacDonalds Fischereibetriebe
. Weiter. Er zog das Telefon zu sich heran, sein Magen zog sich zusammen. Er wählte die Nummer.
    Ein langes, anhaltendes Piepsen.
    Er schlug die Nummer der Auskunft nach, wählte und bat sie, die Nummer zu überprüfen. Sie sagten, sie würden ihn zurückrufen.
    Er blätterte weiter, bis zu Z, fand aber nichts.
    Louw kehrte zurück. »Die Frau sagt, Nienaber hätte die Schlüssel, Captain.«
    »Versuch mal, ob du Snyman erreichen kannst, Basie. Er wird sie haben.«
    Louw ging auf das Telefon zu.
    »Nein, nimm das Autotelefon. Ich warte auf einen dringenden Rückruf.«
    Louw nickte und ging. Joubert stand auf, ging wieder zum Fenster. Er schaute sich Nienabers Zeitungsanzeige an, die an der
     Wand hing, das Lächeln, die ordentliche Frisur, das ehrliche Gesicht.
    »Was war dein Geheimnis, Oliver?«
    Er betrachtete die Diplome an der Wand. ACADEMY OF HAIR DESIGN GOLDEN SCISSORS AWARD. CAPE COMMERCIAL COLLEGE BUSINESS SCHOOL
– Hiermit wird bestätigt, daß O. S. Nienaber einen Kurs in Small Business Management abgeschlossen hat.
JUNIOR BUSINESSMAN OF THE YEAR. Und der Gewerbeschein für Hair Today.
    Das Telefon klingelte. Joubert war in zwei langen Schritten dort.
    |332| »Diese Nummer wurde abgemeldet, Sir. Heute morgen.«
    Er legte den Hörer auf

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