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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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ein weißes Hemd und einen blauorangefarbenen Schlips. Er spazierte durch die Türen der |326| BANKSA-Filiale in Sommerset West, weiter konnte er sich von seinem normalen Einsatzbereich nicht entfernen. Er ging direkt
     zur Kassiererin, einer kleinen Frau mittleren Alters, und zog einen weißen Umschlag aus der Tasche.
    »Guten Morgen, meine Süße«, sagte er knapp.
    »Guten Morgen, Sir.« Die Frau lächelte ihn an. »Solche Sätze können Ihnen ganz schön Ärger einbringen«, sagte sie ruhig und
     vertrauensvoll.
    »Wieso?«
    »Der Mann, der die Premier Bank überfällt. Was kann ich für Sie tun?«
    »Was halten Sie von dem Räuber?«
    »Es heißt, er wäre der Mauser-Mörder. Ich hoffe, sie erschießen ihn, bevor er jemanden verletzt.«
    »Das ist gelogen«, sagte der Räuber ärgerlich. »Haben Sie verstanden? Das ist gelogen.«
    »Sir?«
    Er hob die linke Seite seines Jacketts. »Finden Sie, das sieht wie eine Mauser aus?«
    Die Frau starrte die schwarze Pistole unter seinem Arm an, nun lag Angst in ihrem Blick.
    »Ich will Fünfzig-Rand-Noten. Zügig. Und ich muß wohl nichts über den Alarm sagen.«
    Die Frau nickte. »Bleiben Sie einfach ruhig, Sir.«
    »Bleib doch selber ruhig.«
    Sie nahm Bündel mit Fünfzig-Rand-Noten aus ihrer Kassenschublade und legte sie auf den Tresen.
    »Pack sie in eine Tasche, du dumme Nuß.«
    Die Barschheit seiner Stimme entsetzte sie. Er schob ihr den Umschlag hin. »Und der ist für die Polizei. Captain Mat Joubert.«
    |327| »Selbstverständlich, Sir.«
    »Welches Parfüm benutzen Sie?«
    »Chanel.«
    »Das ist ekelhaft«, sagte er, nahm die Tasche und ging zur Tür.
     
    Joubert starrte hinaus über die Cape Flats und die Hottentots Holland Mountains, aber er konnte den Blick aus Oliver Nienabers
     Arbeitszimmer nicht genießen. Er war erschöpft nach der Auseinandersetzung mit Antoinette Nienaber.
    Zuerst waren sie zurück zur Mordkommission gefahren, um de Wit zu informieren. Der Colonel hatte gelächelt und den Brigadier
     angerufen. Dann waren sie zu dem großen Haus in dem feinen Vorort gefahren und hatten an die Tür geklopft.
    Die schöne blonde Frau war zusammengebrochen und hatte geschrien: »Nein, nein, nein«, ein endloses, schrilles Kreischen, das
     einem bis ins Mark fuhr.
    Joubert hatte sich zu ihr heruntergebeugt und ihr eine Hand auf die Schulter gelegt, aber sie hatte nach ihm geschlagen, ihr
     Gesicht schmerzhaft verkrampft. Sie war aufgesprungen und hatte die Hände auf seine Brust gelegt, sie hatte ihn über die Schwelle
     hinausgestoßen, nach draußen, während sie eigenartige Geräusche ausstieß, und dann hatte sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen.
     Dort standen sie, Petersen, Louw, O’Grady und er, sie hatten die Köpfe geneigt und lauschten den Geräuschen von der anderen
     Seite der Tür.
    »Holt einen Arzt und eine Polizistin«, hatte Joubert gesagt und die Tür wieder geöffnet. »Tony, komm mit.«
    Er ging hinein, folgte der Richtung der Geräusche. Eine Haushaltshilfe stand im Flur.
    »Ich rufe die Polizei«, sagte sie.
    |328| »Wir sind von der Polizei.«
    Die Schwarze erwiderte etwas auf Xhosa, was er nicht verstand.
    »Mr. Nienaber ist tot«, sagte er.
    Sie rief in ihrer Muttersprache die Götter an.
    »Helfen Sie uns mit ihr.« Er deutete in Richtung der Geräusche.
    Sie fanden Antoinette Nienaber auf dem Fußboden im Schlafzimmer, sie drückte ein gerahmtes Bild an ihre Brust. Sie hatte sie
     nicht hereinkommen hören, sie bemerkte nicht, daß sie da waren, sie stieß nur Laute aus – sie weinte nicht vor Trauer, sie
     schrie wie im Wahn.
    Sie blieben bei ihr, bis ein Arzt und eine Polizistin kamen. Sie standen im Schlafzimmer der Nienabers, neben dem großen Doppelbett,
     und versuchten nichts zu sehen und nichts zu hören, bis der große, schlanke Doktor sich an ihnen vorbeischob, seine schwarze
     Tasche öffnete und eine Nadel und eine kleine Ampulle herausnahm. Er versuchte zuerst, mit ihr zu reden, aber Joubert sah,
     daß sie nichts hören konnte. Dann gab der Arzt ihr eine Spritze.
    Joubert stand im Arbeitszimmer vor dem Fenster und fühlte sich schuldig. Er dachte nur daran, daß er eine rauchen wollte,
     er wollte den reichen, vollen Geschmack einer Winston einsaugen, er wollte die Todesnachricht vergessen, die er überbracht
     hatte und die Antoinette Nienaber in den Abgrund hatte stürzen lassen.
    »So was passiert, Captain«, sagte O’Grady von der Tür her.
    Joubert drehte sich um und fragte sich, wie lange der Mann

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