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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Körper, der deutlich geschrumpft war. Seine Stimme jedoch klang
     klar und voller Begeisterung.
    »Die Medien wissen immer noch nicht, daß wir Polizisten in jeder Zweigstelle haben. Wir haben ihnen gesagt, Khumalo sei zufällig
     dort gewesen, um Geld abzuheben. Das heißt, daß der Bankräuber nichts zu befürchten hat, aber er wird auch kein Dummkopf sein.
     Er wird sich sehr genau umsehen, bevor er einen Überfall begeht. Ich weiß, das Polizistengehalt reicht nicht auch noch fürs
     Denken, doch tut es wenigstens eurem Vaterland zuliebe. Denkt nach, bevor ihr einfach nur rumsteht und ausseht wie ein Bulle,
     der Wache schiebt. Geht hin und her. Füllt Formulare aus. Tut so, als würdet ihr Geld abheben. Geht zum Informationsschalter.
     Lieutenant Brand von der Internal Stability wird euch eine kurze Einweisung über Krisenmanagement geben, über deren Erkenntnisse
     ihr bitte auch das Personal in eurer Bankfiliale unterrichtet. Erklärt ihnen, daß sie mitspielen müssen. Sie müssen euch wie
     einen Kunden behandeln. Nicht mehr, nicht weniger …«
    Joubert wandte sich ab und ging durch den Flur, er würde nach Hause fahren.
    Griessel brauchte seine Hilfe nicht. Er ging hinaus, es war Nacht, er ging zu seinem Wagen.
     
    Oliver Nienaber grinste am Steuer seines dunkelroten BMW.
    Die Polizei mußte ihn für einen Dummkopf halten. Es war ihm schon am Tag zuvor aufgefallen, nur durch Zufall, als der weiße
     Opel Kadett ihm bis nach Hause gefolgt war. Der Idiot mußte eine rote Ampel mitnehmen, um an ihm dranzubleiben. Später hatte
     er ihn noch einmal auf den weniger befahrenen Straßen Plattekloofs gesehen. Und früh heute morgen |315| hatte der rote Sierra auf der Straße gestanden, knapp unterhalb seines Hauses.
    Und jetzt, Viertel vor sechs morgens, war auf der N1 noch nicht genug los, als daß man unauffällig jemand beschatten konnte.
     Er konnte den Ford im Rückspiegel weit hinter sich sehen.
    Sie verschwendeten ihre Zeit, dachte er. Er war unschuldig. Er war nicht der Jäger, er war die Beute, und ohne es zu wissen,
     beschützten sie ihn jetzt.
    Wäre da nicht dieser kleine braune Lieutenant gewesen, er wäre mit seiner Lüge durchgekommen. Teufel, er hatte wirklich ganz
     schön schnell geschaltet. Am Montag in dem Verhörzimmer. Deswegen hatte er es ja auch zu etwas gebracht. Weil er schnell denken
     konnte. Vom Friseur zum Millionär in sechs, sieben Jahren.
    Die Geschichte, daß MacDonald ihn angerufen und von irgendeinem Haus erzählt hatte, war einfach ungefragt in seinem Hirn aufgetaucht.
     Eine clevere Notlüge.
    Not – der ganze Montag war ein einziger Notfall gewesen. Von dem Augenblick an, in dem er Mac in der Tür dieses elenden Holzhauses
     hatte liegen sehen, Blut an der Wand, Blut auf dem Boden, eine Kugel im Hals, ein Schuß in die Eier, wollte er sich nur noch
     sicher fühlen.
    Er hatte mit ihm sprechen wollen. Er hatte nicht gewußt, wann Mac zur See fuhr, er hatte einfach gehofft, daß er früh genug
     kam. Er hatte vor dem Tor gehalten, war hineingegangen, und dann hatte er den Mann da liegen sehen, Big Mac. Big Mac mit dem
     größten Penis, den er je im Leben gesehen hatte. Daran erinnerte er sich noch.
    »Mac, du hast ja einen Schwanz wie ein Esel«, hatte Ferdy Ferreira gesagt. Der tote Ferdy. Der tote, lahme Narr.
    |316| »Einen Penis«, sagte Oliver Sigmund Nienaber laut und mußte lachen. Das war das Wort, das dem kleinen Lieutenant aufgefallen
     war.
    Verdammter Hitzkopf. Er rieb sich die Wange. Es tat immer noch weh, doch das war es wert gewesen. Kein zu hoher Preis.
    »Ich bin gestürzt«, hatte er seiner schönen Frau erzählt.
    »Wieso mußtest du eigentlich der Polizei helfen?« fragte sie.
    Schnell schalten. »Ach, es ging um einen Schwarzen von einer Reinigungsfirma, der für uns gearbeitet hat. Er steht unter dem
     Verdacht, Kindesmißbrauch begangen zu haben. Sie wollten wissen, ob uns irgend etwas aufgefallen ist.«
    »Hätten Sie dich das nicht auch hier fragen können, mein Schatz?«
    Er hatte nur mit den Achseln gezuckt. »Sie sollten mal ihre Treppe saubermachen. Auf dem ganzen Dreck kann man schnell ausrutschen.
     Das ist mir passiert, ich bin gegen den Türrahmen geknallt.«
    Heute morgen hatte Antoinette ihre Make-up-Utensilien geholt, um die lilafarbene Schwellung auf seinem Gesicht zu überschminken.
    »Da, mein Schatz, so sieht es schon besser aus.«
    Er bog nach Wynberg ab, nahm die Hauptstraße. Kurz bevor er in der Tiefgarage seines Bürogebäudes

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