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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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war, aber Ferreiras Frau sagt, sie wüßte nichts davon. Wir wissen nicht, wieso er dort war. Außerdem sind wir sicher,
     daß MacDonald Nienaber kannte. Nienaber hat zugegeben, daß er am Tatort war, aber …«
    »Warum erfahre ich das erst jetzt?« fragte der Brigadier empört.
    Petersen sank auf seinem Stuhl in sich zusammen. De Wits Mund öffnete und schloß sich. »Ich …«
    |339| »Nienaber hatte seinen Anwalt beim Verhör dabei, Brigadier. Wir mußten uns genau an die Regeln halten. Und es gab schlicht
     und ergreifend zuwenig Beweise. Er war prominent, ein einflußreicher Mann …« Mühsam versuchte Joubert, seine Position zu rechtfertigen.
    »Sie hätten mich informieren sollen.«
    »Brigadier, das ist meine Schuld. Wir wollten die Sache vertraulich behandeln, weil wir ihn beschatteten. Wir hielten ihn
     für einen Tatverdächtigen. Wir wollten herausfinden, ob wir eine Verbindung zwischen ihm und den anderen herstellen können.
     Aber da die Angehörigen der anderen Opfer nichts bestätigen können …«
    »Sie hätten es mir sagen sollen …«
    »Sie sagten, es gebe neue Erkenntnisse«, fragte de Wit hoffnungsvoll.
    Joubert schaute ihn dankbar an. »Das stimmt, Colonel. Durch Zufall sahen wir in Nienabers Telefonbuch, daß er ein paar Namen
     unterstrichen hatte. MacDonald. Und eine Miss Carina Oberholzer … Sie ist Freitagabend aus dem Fenster ihrer Wohnung im dreizehnten
     Stock eines Hochhauses in Sea Point gestürzt. Der Leichenbeschauer sagt, es gebe keine weiteren Verletzungen oder Schußwunden.
     Die Detectives aus Sea Point konnten keine Anzeichen eines Kampfes finden. Ich kann jedoch nicht glauben, daß es sich um einen
     Zufall handelt. Am Freitag wurde Ferreira ermordet. Am Montag MacDonald, und Nienaber war dort. Das Timing … Der Chef der
     Toten – sie war Sekretärin bei Petrogas – sagt, am Freitag sei sie gut gelaunt und fröhlich gewesen, wie immer. Ihr Freund
     hat ein Restaurant an der Waterfront. Er sagt, er habe am Nachmittag mit ihr telefoniert, sie habe ihm versprochen, daß sie
     vorbeikommen und ihm helfen werde, wenn |340| es gegen neun Uhr voll würde. Später begann er sich Sorgen zu machen und versuchte sie anzurufen, irgendwann nach zehn, aber
     niemand ging an den Apparat. Er konnte erst losfahren und nach ihr sehen, als er zugemacht hatte, aber da war sie schon tot.«
    »Also hat er ein Alibi«, sagte Vos.
    »Ja«, sagte Joubert. »Und das kann er auch brauchen. Carina Oberholzer war seine Geliebte. Der Dreckskerl ist verheiratet.
     Und er sagt, Oberholzer habe das auch gewußt.«
     
    Detective Sergeant Carl van Deventer verdankte seine Beförderung zur Mordkommission – die auch Gewaltverbrechen und damit
     einhergehende Raubüberfälle bearbeitete – der Tatsache, daß er in ganz Kapstadt der beste Mann bei Einbruchsdiebstählen war.
    Er konnte, bevor er aus dem aktiven Dienst als Streifenpolizist ausschied, kundtun, ob ein Einbrecher ein Profi oder ein Amateur
     war, nur indem er sich die Schrammen – oder die fehlenden Schrammen – am Schloß eines Hauses oder einer Wohnung ansah.
    Wie ein Hellseher, der aus Teeblättern las, konnte sich van Deventer einen Tatort ansehen und manchmal den Namen und die Vorstrafenliste
     des Täters herunterrasseln, nur weil er erkannte, in welcher Reihenfolge die Schubladen aufgezogen worden waren oder wie der
     Einbrecher seine Zigarettenkippen ausgedrückt hatte.
    Er hatte diese Fachkenntnisse vor allem wegen seines großen Interesses erworben, seiner harten Arbeit und seiner Studien –
     nicht nur für die offiziellen Polizeiprüfungen, sondern auch auf der »Universität der freien Wildbahn«: indem er die von ihm
     angeklagten Diebe freundlich, aber doch drängend |341| bat, ihm zu erklären, wie sie die Alarmanlage umgangen oder ein bestimmtes Schloß geknackt hatten.
    Über die Jahre hatte er sich einen Satz Einbruchswerkzeuge gebastelt, die ihn zu einer Legende machten.
    Wenn man bei der Mordkommission arbeitete und die Kinder die Schlüssel bei einem Freund im Klo runterspülten, dann rief man
     keinen Schlosser – man holte sich Carl van Deventer. Wenn man die offizielle Vorgehensweise umgehen und das Haus oder Büro
     eines Verdächtigen ohne die entsprechenden Papiere (oder Schlüssel) durchsuchen wollte, dann rief man van Deventer.
    Wenn man mit einem verschlossenen Attaché-Koffer dasaß, dessen Kombination Oliver Nienaber mit in den Tod genommen hatte,
     dann bat man van Deventer, seine kleinen

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