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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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fassen, Brigadier«, sagte Griessel.
    |336| »Mir gefällt Ihr Optimismus.«
    »Ich habe da so ein Gefühl, Brigadier.« Griessel nahm einen Stapel Fotos aus seiner Akte und stand auf. »Wenn wir uns diese
     Bilder anschauen, gibt es eine Gemeinsamkeit.« Er heftete sie mit Reißzwecken an die Pinnwand.
    »Sehen Sie genau hin«, sagte er. »Ich habe es auch zuerst übersehen.« Er trat zurück, so daß alle einen freien Blick hatten.
     »Nur eins verändert sich nicht.«
    Sie kniffen alle die Augen zusammen, um besser sehen zu können.
    »Sie sehen alle unterschiedlich aus«, sagte de Wit pessimistisch.
    »Großartig, Colonel. Genau das hatte ich übersehen. Sie sehen alle unterschiedlich aus. Sie sehen gar nicht aus wie derselbe
     Mann. Außer, wenn man ganz genau hinsieht. Die Nase! Sehen Sie sich die Nase an! Sie ist ein wenig gebogen. Man müßte es aus
     einiger Entfernung besser erkennen können, denn die Fotos sind nicht so gut. Es ist derselbe Mann, aber er sieht jedes Mal
     ganz anders aus. Genau deshalb werden wir ihn erwischen.«
    »Ach?« sagte de Wit, der sich auf die Möglichkeit vorbereitete, daß Griessel vor dem Brigadier irgendeinen Blödsinn fabulierte.
    »Er ist Profi, Colonel. Nicht als Räuber, aber was die Verkleidungen angeht. Er kennt sich aus mit Perücken, Bärten und dem
     ganzen anderen Zeug. Sehen Sie nur hier, wo er ein alter Mann ist! Herrje, er sieht wirklich aus wie ein alter Mann. Sehen
     Sie sich die Falten an! Sehen Sie sich die Kleidung an! Es ist, als spielte er eine Rolle in einem Film. Alles stimmt. Das
     ist viel zu gut, um nur die Bankkameras an der Nase herumzuführen. Der Kerl ist Profi. Es macht ihm Spaß. Er kennt sich damit
     aus.«
    |337| Griessel wandte sich wieder an sein Publikum.
    »Das ist sein Beruf, seine Ausbildung.«
    »Aha«, sagte der Brigadier.
    De Wit rieb sich zufrieden seine Warze.
    »Du bist ein Star, Benny«, sagte Joubert.
    »Ich weiß. Denn das ist noch nicht alles.«
    Jetzt hörten alle aufmerksam zu.
    »Er hat ein Hühnchen zu rupfen mit Premier. Warum sollte er sonst nur sie überfallen? Ich meine jetzt nicht den letzten Überfall.
     Der zählt nicht. Das war ein Ablenkungsmanöver. Ich rede von denen davor. Jemand, der so gerissen ist wie er, nimmt sich nicht
     nur Filialen einer einzigen Bank vor. Nein, es muß einen Grund geben. Er wird wissen, daß er in Teufels Küche kommt, wenn
     er sich auf nur eine Bank konzentriert. Man muß nicht Einstein sein, um daraufzukommen, daß die Polizei einem Fallen stellen
     wird, wenn man nicht mal die Bank wechselt. Nein, er bleibt Premier treu, weil er ein Hühnchen mit ihnen zu rupfen hat.«
    »Das ist bloß eine Vermutung«, sagte der Brigadier.
    »Ja, es ist eine Theorie, Brigadier, doch Sie müssen zugeben, sie hat ihre Stärken.«
    »Das ganze gottverdammte Land hat ein Hühnchen mit den Banken zu rupfen«, sagte Vos.
    »Das stimmt auch«, entgegnete Griessel. »Aber wie viele professionelle Maskenbildner kann es am Kap geben?«
    Sie dachten stumm über die Wahrheit dieser Aussage nach.
    »Sie werden die Maskenbildner überprüfen«, sagte de Wit und schnitt eine Grimasse.
    »Einen nach dem anderen, Colonel. Ehrlich gesagt, habe ich schon mit der Recherche begonnen. Man hat mir gesagt, ich müßte
     beim Arts Council beginnen und mir dann die |338| Filmstudios vornehmen. Davon gibt es etwa zwölf oder dreizehn. Man hat mir gesagt, er könnte auch freiberuflich arbeiten,
     aber in diesem Beruf würde sowieso jeder jeden kennen.«
    »Gut gemacht«, sagte der Brigadier.
    »Deswegen würde ich jetzt gern entschuldigt werden, wenn möglich. Mit meinen Leuten.«
    »Mit Vergnügen, Sergeant.«
    Griessel marschierte mit ihnen hinaus, Joubert bemerkte seinen aufrechten Gang.
    Was anderes kann ich nicht.
    »Captain?«
    Alle Blicke richteten sich auf Joubert.
    Joubert rückte die braunen Akten vor sich gerade, griff nach seinem Notizbuch und begann darin zu blättern. Er räusperte sich.
    »Ich glaube, wir haben Fortschritte gemacht«, sagte er, obwohl er nicht sicher war, daß er das glaubte. »Es gibt neue Informationen,
     aber wir sind noch nicht ganz sicher, wie alles zusammenpaßt.« Er fand seine neuesten Notizen, die er eilig vor der spontanen
     Konferenz angefertigt hatte. »Lassen Sie mich von vorne beginnen. Vier der Opfer sind in Zweierpaaren miteinander verbunden.
     James Wallace kannte offensichtlich Ferreira. Wallaces Frau sagt, sie sei sicher, daß Ferreira einmal abends zu Hause bei
     ihrem Mann

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