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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Schraubenzieher herauszuholen.
    Van Deventer beschäftigte sich mit einem satanischen Mord in Durbanville, als Detective Constable Snyman ihn anrief.
    »Leg den Koffer einfach auf meinen Schreibtisch. Ich bin heute nachmittag da«, hatte van Deventer gesagt.
    Wie versprochen, machte er sich sofort an die Arbeit, als er ins Büro zurückkehrte. Er zog sein kleines schwarzes Lederetui
     aus der Innentasche seiner Jacke, wählte das richtige Instrument, rüttelte ein bißchen hier, drückte ein wenig dort, und die
     zwei Schlösser des Attaché-Koffers sprangen auf – genau vierundvierzig Sekunden nachdem er das Werkzeug aus der Tasche genommen
     hatte.
    Van Deventers Belohnung für diesen Einsatz bestand darin, daß er den Inhalt des Koffers zu sehen bekam. Er hob den Deckel,
     sah die Star 9 mm und begriff sofort, daß er nicht weiter herumwühlen dürfte, denn dies konnte eine Mordwaffe |342| sein. Man spielte nicht mit Mordwaffen herum, wenn man nicht auf Frührente aus war.
    Er rief Snyman an, aber der meldete sich nicht. Er rief Mat Joubert an, doch der war auch nicht im Büro. Also tat van Deventer,
     was er laut Anweisung mit einer möglichen Mordwaffe zu tun hatte. Er ging zu Mavis Petersen am Empfangstresen der Mordkommission,
     wies den Koffer auf der Liste der entsprechenden Fallnummer zu, brachte ihn zum Safe und schloß ihn weg. Dann bat er Mavis,
     Snyman oder Joubert zu informieren, der Koffer sei offen und für sie bereit.
    Er wußte nicht, daß die Star keine Mordwaffe war. Er wußte auch nicht, daß sich unter der Pistole, zwischen all den anderen
     Sachen, eine Liste mit Namen befand, die gefunden werden mußte. Er wußte nicht, daß der Name des Mörders auf der Liste stand.
     Carl van Deventer war eben kein Hellseher, auch wenn er Aschenbecher wie Teeblätter lesen konnte.
     
    »Nein, ich lese nicht aus Teeblättern«, sagte Madame Jocelyn Lowe und lächelte.
    Sie stand auf dem Parkplatz des Hotels in Newlands, auf dem James J. Wallace seine letzten Atemzüge getan hatte. Sie war der
     Mittelpunkt einer recht großen Ansammlung von Journalisten. SABC war da, M-Net und ein freies Team, das hoffte, irgend etwas
     an Sky News oder CNN verkaufen zu können. Die Reporter von BBC 2 und Thames waren ebenfalls anwesend. Auch Zeitungsjournalisten:
     nationale – in den verschiedensten Sprachen – und internationale, vor allem von den britischen Boulevardblätter.
    Mat Joubert, Nougat O’Grady und Louw beobachteten den Auftritt von der Seite. Louw stand vor lauter Staunen der Mund offen.
     Joubert ließ den Kopf hängen. Er wollte nicht |343| hier sein. Er wollte mit anderen Dingen weiterkommen. Zum Beispiel wollte er Hanna Nortier anrufen und sagen: Hi, Doc, wie
     wär’s mit ein bißchen Boogie beim
Barbier
am Freitagabend? Aber er mußte hier sein, weil er seine Beweisstücke zurück brauchte. Madame Lowe hatte persönlich mit dem
     Brigadier gesprochen, und der Brigadier hatte Joubert gebeten, sie zu unterstützen.
    Joubert begriff, warum de Wit so wild darauf gewesen war, die Madame hier zu haben. Und er begriff, warum der Brigadier so
     wild darauf war, der Madame zu helfen.
    Sie war eine gut aussehende Frau – Mitte Vierzig, aber groß und attraktiv.
    »Zigeuner lesen aus Teeblättern und Handlinien«, sagte sie. »Ich bin ein Medium. Medien lesen nicht – sie spüren.« Ihre Stimme
     hatte einen leichten, aber erkennbaren Oxbridge-Akzent. »Ich habe mir einige Kleidungsstücke des Mordopfers geben lassen und
     werde nun versuchen, ob ich Schwingungen des tragischen Zwischenfalls, der sich hier zugetragen hat, aufnehmen kann.«
    »Zugetragen hat«, ahmte O’Grady leise ihren Akzent nach. »Die Frau ist ein gottverdammter Scharlatan, aber sie spielt mit
     diesen Kaspern wie mit einem Streichorchester.«
    Joubert sagte nichts, weil er nicht sicher war, was genau ein »Scharlatan« war.
    »Es sind starke Schwingungen wahrzunehmen. Hier müssen einige sehr begabte Menschen sein«, sagte sie. »Aber ich muß Sie bitten,
     zurückzutreten. Ich brauche Raum und Stille, um meine Arbeit zu tun.«
    Die Journalisten schwiegen.
    »Wenn Sie bitte dort drüben warten könnten.« Sie zeigte mit einem eleganten, beringten Finger in eine Ecke des Parkplatzes. |344| »Und bitte, die Herren Fotografen: keine Blitzlichter, während ich mich konzentriere. Für Bilder haben wir später noch reichlich
     Zeit.«
    Die Medienmeute trabte träge in die Richtung, die sie angegeben hatte, die Kameramänner vorneweg, um

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