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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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keiner der anderen Detectives hatte es gewußt.
    An diesem Morgen war es anders. Theal, der Leiter der Mordkommission, war am 31. Dezember in Frührente gegangen und züchtete
     nun Gemüse auf seinem Grundstück in Philippi.
    An seine Stelle trat Colonel Bart de Wit, eingesetzt vom Minister für innere Sicherheit, dem neuen schwarzen Minister für
     innere Sicherheit. Vom 1. Januar an gehörte die Mordkommission offiziell zum neuen Südafrika. Denn Bart de Wit war ein ehemaliges
     Mitglied des African National Congress. Er hatte seine Mitgliedschaft niedergelegt, |20| bevor er die Aufgabe antrat. Ein Polizist mußte unparteiisch sein.
    Als Joubert am 1. Januar um sieben Minuten nach sieben in den Paradesaal kam, saßen vierzig Detectives schon auf den blaugrauen
     Stühlen, die ein großes Rechteck vor den vier Wänden formten. Gedämpft spekulierten sie über den Neuen, diesen Bart de Wit.
    Benny Griessel und Captain Gerbrand Vos begrüßten Mat Joubert. Die anderen spekulierten weiter. Joubert setzte sich in eine
     Ecke.
    Um genau Viertel nach sieben kam der Brigadier in voller Uniform in den Paradesaal. Hinter ihm Colonel Bart de Wit.
    Einundvierzig Augenpaare richteten sich auf die beiden. Der Brigadier stand vorn neben dem Fernseher. De Wit setzte sich auf
     einen der zwei leeren Stühle. Der Brigadier begrüßte die Anwesenden und wünschte ihnen allen ein gutes neues Jahr. Dann begann
     er mit seiner Rede, aber die Detectives hörten nicht wirklich zu. Ihr Interesse an Menschen, ihre Fähigkeit, andere einzuschätzen,
     galten dem neuen Chef.
    Bart de Wit war klein und schlank. Sein schwarzes Haar dünnte an der Stirn aus, auf dem Kopf selbst war es noch recht dicht.
     Seine Nase war ein schöner Zinken, und am Übergang zwischen Nase und Wange befand sich eine dicke Warze. Er war keine beeindruckende
     Gestalt.
    Die Rede des Brigadiers über die sich verändernde Welt und die sich mit ihr verändernde Polizei näherte sich dem Ende. Er
     stellte de Wit vor. Der neue Chef erhob sich, räusperte sich und rieb seine Warze mit dem Zeigefinger.
    »Kollegen, es ist mir eine Ehre«, sagte er. Seine Stimme war nasal und schrill wie eine elektrische Bandsäge. Er verschränkte |21| die Hände hinter dem Rücken, sein kleiner Körper war steif wie eine Ramme, er drückte die Schultern durch.
    »Der Brigadier ist ein vielbeschäftigter Mann und hat darum gebeten, daß wir ihn entschuldigen.« Er lächelte den Brigadier
     an, der sich daraufhin abwandte und zur Tür hinausstolzierte.
    Dann waren sie allein, der neue Chef und seine Truppe. Sie schauten einander interessiert an.
    »Nun, Kollegen, es ist Zeit, daß wir einander kennenlernen. Ich kenne Sie bereits, denn ich habe Ihre Akten eingesehen, aber
     Sie kennen mich nicht. Und ich weiß, wie leicht sich Gerüchte über einen neuen Chef verbreiten. Deswegen nehme ich mir die
     Freiheit, Ihnen kurz meinen Lebenslauf darzustellen. Es ist wahr, ich habe keine Erfahrung mit Polizeieinsätzen hierzulande.
     Aber dafür müssen Sie sich bei der Apartheid-Regierung bedanken. Ich nahm Unterricht in Polizeiarbeit bei Unisa, als meine
     politische Überzeugung es mir unmöglich machte, in meinem Heimatland zu bleiben …«
    Über de Wits Lippen spielte ein schwaches Lächeln. Seine Zähne waren ein wenig vergilbt, aber gleichmäßig. Jedes Wort war
     makellos gesprochen, perfekt.
    »Im Exil konnte ich, umgeben von tapferen Patrioten, meine Studien Gott sei Dank fortsetzen. Und 1992 gehörte ich zu den ANC-Mitgliedern,
     die das Angebot der Briten zu einer Ausbildung annahmen. Ich verbrachte mehr als ein Jahr bei Scotland Yard.«
    De Wit schaute sich im Paradesaal um, als erwartete er Applaus. Er rieb wieder mit dem Finger die Warze.
    »Letztes Jahr stellte ich bei Scotland Yard Untersuchungen für meine Doktorarbeit an. Ich weiß also genau über die meisten
     modernen Methoden zur Verbrechensbekämpfung |22| Bescheid, die derzeit in der Welt entwickelt werden. Und Sie …« Mit dem Warzenfinger malte er eilig ein Quadrat in die Luft,
     um alle einundvierzig Anwesenden einzuschließen. »… und Sie werden von diesem Wissen profitieren.«
    Eine weitere Gelegenheit für Applaus. Die Stille hallte durch den Raum.
    Gerbrand Vos schaute Joubert an. Vos’ Lippen formten stumm das Wort »Patrioten«, er blickte himmelwärts. Joubert schaute zu
     Boden.
    »Soviel zu meinem beruflichen Werdegang. Kollegen, wir fürchten uns alle vor Veränderungen. Sie wissen, daß Toffler sagt,
    

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