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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Wohnzimmer und las das Buch zu Ende.
    Bevor er zu Bett ging, kramte er seine Badehose aus einem Regal. Er rollte sie in ein Handtuch und legte sie auf den Stuhl
     vor der Haustür.
     
    In den letzten Jahren hatte er begonnen, Wochenenden zu hassen.
    Samstage waren nicht so schlimm, denn an denen kam Mrs. Emily Nofomela, seine Xhosa-Putzfrau, und der Lärm der Waschmaschine,
     das Klappern der Teller und das Dröhnen des Staubsaugers vertrieben das tödliche Schweigen des Hauses.
    Dienst zu haben half ebenfalls, denn das hielt die Langeweile und Ziellosigkeit eines Wochenendes in Schach.
    Als der Wecker um Viertel nach sechs klingelte, stand er entschlossen auf, ohne daß ihm dabei klarwurde, daß es sich um einen
     Meilenstein handelte.
    Er war das einzige Mitglied des Business Club, das am Samstagmorgen auftauchte. Die Umkleide war still und leer, und er konnte
     die große Pumpe des Schwimmbeckens draußen hören. Er zog seine Badehose an und bemerkte, daß sie zu klein geworden war. Er
     müßte sich nachher eine neue kaufen. Er marschierte durch das Fußbad hinaus zum Pool, und die Gerüche und Geräusche ließen
     Erinnerungen zurückkehren, Fragmente aus seiner Jugend, und es tat ihm gut, wieder hier zu sein.
    Er sprang hinein und begann Freistil zu schwimmen. Das Wasser umschloß ihn geschmeidig. Er brauchte genau dreißig Meter, bis
     er vollkommen erschöpft war.
     
    |92| Ein älterer, erfahrener Polizist hätte Hercules Jantjies gleich wieder zur Tür der Polizeiwache hinausbefördert, höchstwahrscheinlich
     mit Hilfe eines kräftigen Tritts in den Hintern.
    Die Obdachlosen kamen oft am Samstagmorgen vorbei, um sich über das Theater und die betrunkenen Schlachten mit ihren Leidensgenossen
     am Freitagabend zu beschweren. Wenn man lange genug auf der Wache in Newlands gearbeitet hatte, dann kam man zwangsläufig
     zu dem Schluß, daß die beste Lösung für das ganze Problem darin bestand, dem Gestank und dem Geschimpfe, das normalerweise
     sowieso überhaupt keinen Sinn ergab, gleich zu entgehen.
    Aber die Uniform des weißen Constable war gestärkt und neu, seine Begeisterung brannte noch nach dem College-Unterricht, in
     dem er gelernt hatte, daß die Polizei jedem in Südafrika diente.
    Er zwang sich, nicht instinktiv dem Gestank eines ungewaschenen Körpers und der Alkoholfahne auszuweichen, und schaute Hercules
     Jantjies direkt in die Augen – in kleine braune Augen, die ihm unstet auswichen – und auf die blaurote Haut, in der sich Millionen
     winziger Fältchen zeigten, die das Leben ihm beigebracht hatte, den zahnlosen Mund, die Bartstoppeln.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Hercules Jantjies zog eine Hand unter seinem abgenutzten, verblaßten Jackett hervor. Darin hielt er einen Zeitungsausriß.
     Er legte ihn auf den Tisch und strich ihn mit einer schmutzigen Hand glatt. Der Constable sah, daß es sich um die Titelseite
     der
Cape Times
von vor ein paar Tagen handelte. Die Schlagzeile war MAFIA-MORDE? in großen Buchstaben. Hercules Jantjies zeigte mit dem Zeigefinger
     auf die Buchstaben.
    |93| »Euer Ehren, deswegen bin ich hier.«
    Der Constable begriff nicht. »Ja?«
    »Ich möchte eine Aussage machen, Euer Ehren.«
    »Ja?«
    »Ich war dabei.«
    »Als es passierte?«
    »Genau, Euer Ehren, ganz genau. Ich bin Augenzeuge, aber ich will Polizeischutz.«
     
    Joubert klammerte sich an den Rand des Schwimmbeckens. Er atmete schwer, seine Lungen brannten. Eine tiefe Müdigkeit breitete
     sich in seinen Armen und Beinen aus, und sein Herz schlug rasend schnell in seiner Brust. Er hatte zwei Bahnen geschafft.
     Er hörte eine Stimme und hob den Kopf, sein Mund stand immer noch offen, um mehr Luft einsaugen zu können.
    »Sir, da drinnen piept ein Piepser wie verrückt.« Es war der Bademeister. Er sah besorgt aus.
    »Ich komme schon«, sagte Joubert und legte die Hände auf den Rand, um sich aus dem Wasser zu stemmen. Er schaffte es nur halbwegs,
     und dann lag er dort, halb draußen, halb im Wasser, zu erschöpft, um weiterzumachen.
    »Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Sir?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Joubert, völlig entgeistert über den Verfall seines Körpers. »Ich weiß es wirklich nicht.«
     
    Drei altgediente Polizisten konzentrierten sich im Büro des Leiters von Newlands, Adjutant Radie Donaldsons, auf Hercules
     Jantjies. Joubert und Donaldson saßen an einer Seite auf alten braunen Holzstühlen, Benny Griessel lehnte an der Wand. Jantjies
     stank auf der anderen Seite des Zimmers vor

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