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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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ihr, daß sie an der falschen Stelle sucht. Diese Spuren führen nirgendwohin. Nicht sein Vater war derjenige, der ihn kaputtgemacht
     hatte. Es war der Tod. Der Tod Lara Jouberts.
    »Gefällt Ihnen Ihre Arbeit?«
    Jetzt wird es wärmer, Frau Doktor.
    »Es ist Arbeit. Manchmal ist es besser, manchmal schlechter.«
    »Wann ist es besser?«
    Wenn der Tod würdevoll eintritt, Frau Doktor. Oder gar nicht.
    »Erfolge sind besser.«
    »Wann ist es schlechter?«
    Bingo! Sie haben gerade den Haupttreffer gelandet, Frau Doktor. Aber heute gab es keinen Preis.
    »Wenn die Täter davonkommen.«
    War ihr klar, daß er auswich? Daß er etwas verbarg, daß er zu große Angst hatte, die Schleuse zu öffnen, weil er vergessen
     hatte, wieviel Wasser sich dahinter eigentlich staute?
    »Wie entspannen Sie sich?«
    »Ich lese.« Sie wartete. »Vor allem Science Fiction.«
    »Ist das alles?«
    »Ja.«
    »Sie leben allein?«
    »Ja.«
    »Ich bin noch nicht lange hier«, sagte sie, und er bemerkte ihre Nase – lang und ein wenig spitz. Es kam ihm vor, als gehörten
     die Einzelteile ihres Gesichts gar nicht zusammen, aber sie bildeten ein wundervolles Ganzes, das ihn zu faszinieren |88| begann. Lag das auch an ihrer Zerbrechlichkeit? Er schaute sie gern an. Und es gefiel ihm, daß er sie attraktiv fand. Denn
     sie wußte das nicht. Das war ein Vorteil für ihn. »Es gibt viele Dinge, um die ich mich noch kümmern will. Aber etwas, was
     bereits Form annimmt, ist eine Art Therapiegruppe – wenn man es so nennen will. Einige der Leute, die mich zu Rate ziehen
     …«
    »Nein, danke, Frau Doktor.«
    »Warum nicht?«
    Es konnte eigentlich nicht so schwierig sein, einen Doktor in Psychologie zu machen. Man mußte eigentlich nur kapieren, daß
     man alle Sätze in Fragen verwandelte. Vor allem in Fragen, die mit »warum« begannen.
    »Ich habe bei der Arbeit schon mit genug verrückten Polizisten zu tun.«
    »Es sind keine …« Dann lächelte sie. »Sie sind nicht verrückt, nicht alle von ihnen sind Männer, und nicht alle sind bei der
     Polizei.«
    Er reagierte nicht. Denn er hatte ihr Gesicht gesehen, bevor sie zu lächeln begann. Sie, Frau Doktor, sind menschlich wie
     wir alle.
    »Ich werde Sie über unsere Aktivitäten auf dem laufenden halten. Dann können Sie sich entscheiden. Doch kommen Sie nur dann
     mit, wenn Sie es wirklich möchten.«
    Frag sie, ob auch sie Teil dieser Therapiegruppe ist. Gleichzeitig wunderte er sich über sein Interesse. Über zwei Jahre lang
     hatte er sexuelles Verlangen nur in unscharf erinnerten Träumen verspürt, in denen er Geschlechtsverkehr mit gesichtslosen
     Frauen absolvierte. Echte, lebende Frauen waren für ihn nur Informationsquellen gewesen, die es ihm erlaubten, seine Arbeit
     zu tun und dann nach Hause zu |89| gehen und Schutz zwischen den Seiten eines Buches zu suchen.
    Und jetzt empfand er … Interesse für Doktor Hanna. So ist das also, Mat Joubert. Die schlanke, zerbrechliche Frau mit der
     schwer faßbaren Schönheit erweckt den Mann in dir zum Leben, den Beschützer.
    »Ich werde darüber nachdenken.«

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    Auf dem Weg nach Hause fuhr er am städtischen Schwimmbad vorbei. Der Bademeister war ein Schwarzer.
    »Sie können morgens kommen und schwimmen, Sir. Mit dem Business Club. Im Sommer bin ich um halb sechs hier.«
    »Der Business Club?«
    »Geschäftsleute. Letztes Jahr haben sie beim Stadtrat angefragt, ob sie früh am Morgen schon schwimmen könnten, vor der Arbeit.
     Den restlichen Tag haben sie zuviel zu tun. Der Stadtrat hat das abgenickt und den Jungs einen Namen verpaßt. Business Club.
     Ab halb sechs in der Woche, ab halb sieben am Samstag, am siebten Tag wird geruht. Neunzig Rand pro Saison, September bis
     Mai. Sie können an der Kasse bezahlen, Sir. Die Schränke kosten zwanzig Rand extra.«
    Joubert holte sein Scheckbuch aus dem Wagen und zahlte. Dann ging er zum Swimmingpool. Er starrte in das blaue Wasser, er
     bemerkte gar nicht die Schreie und das Gespritze der Kinder. Er roch die Gerüche und erinnerte sich. Dann wandte er sich ab.
     Am Ausgang warf er das rote Päckchen Winston in den Mülleimer.
    Er hielt beim Café an. Der Besitzer kannte ihn und nahm Winstons aus dem Regal.
    »Nein«, sagte Joubert. »Benson & Hedges. Special Mild.«
    Zu Hause war kein Umschlag unter der Tür durchgeschoben worden. Er briet sich drei Eier. Die Eigelbe platzten und |91| verliefen. Er aß sie auf Toast. Dann setzte er sich mit dem Roman von William Gibson ins

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