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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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von Zigaretten verziert
     war.
    Der Anwalt kam hereingeeilt, ein ausgesprochen kleinwüchsiger Mann Mitte Vierzig, er hatte einen sehr großen Kopf, dicke Lippen
     und praktisch keinen Kiefer. Er verwahrte sich gleich ganz professionell und rundheraus gegen alles, vor allem und insbesondere
     aber gegen die Behandlung, die sein Mandant erfuhr, bis Nienaber ihn anherrschte. »Ich bin freiwillig hier, Phil.«
    Der Anwalt setzte sich, öffnete die Schnallen seines teuren Attaché-Koffers, holte einen Schreibblock heraus, zog einen Stift
     aus seinem Mantel und schaute Joubert an.
    »Fahren Sie fort«, sagte der Anwalt, als wäre nun alles bestens.
    Joubert sagte nichts, er zog nur die Augenbrauen hoch.
    »Ich war heute morgen bei Alexander MacDonalds Haus, Phil. Dem Typen, der vom Mauser-Mörder erschossen wurde.«
    »Oh«, sagte der Anwalt und spitzte seine fleischigen Lippen.
    |272| Nienaber schaute Joubert an. »Er hat mich angerufen. Letzte Woche. Dienstag oder Mittwoch. Ich weiß es nicht mehr. Er wollte
     wissen, ob ich nicht einen Salon in Hout Bay eröffnen wollte. Er wollte Geld investieren. Er wollte ein Haus an irgendeiner
     Hauptstraße kaufen, so in der Art, aber zuerst suchte er Mieter …«
    »MacDonald?« fragte Petersen.
    »Ja«, sagte Nienaber. »Ich habe nicht wirklich …«
    »Alexander MacDonald? Der Fischer? Großer Rotschopf?« Petersen klang gereizt.
    »Also, ich wußte ja nicht, wie er aussieht …«
    »Der Mann hat etwa 100   000 Rand Schulden, und aus heiterem Himmel ruft er Sie an und fragt, ob Sie in einem Gebäude, das ihm noch nicht einmal gehört,
     einen Salon eröffnen wollen?«
    »Würden Sie mich bitte einmal meine Geschichte zu Ende erzählen lassen, Lieutenant«, sagte Nienaber. Im Wort »Lieutenant«
     schwang jede Menge Sarkasmus mit.
    »Wir hören«, sagte Joubert.
    »Ich habe dem Mann erklärt, daß ich meine Geschäfte nicht so führe. Ich meine, ich habe zuvor noch nie von ihm gehört. Außerdem
     wollte ich keinen Salon in Hout Bay eröffnen. Also habe ich nein gesagt. Aber am nächsten Tag hat er wieder angerufen. Gleiche
     Stimme. Englisch mit erkennbarem Akzent. Sie wissen schon, wie dieser Typ aus Wales, der vom Four Nations Rugby berichtet
     …«
    »Five«, sagte der Anwalt.
    »Wie?« entgegnete Nienaber.
    »Five Nations.«
    »Nein«, sagte Nienaber. Er hob die Finger und zählte. »England, Wales, Schottland und Irland.«
    |273| »Oh, Oliver, du arbeitest zuviel. Frankreich gehört auch dazu.«
    »Aber Frankreich …«
    »Alexander MacDonald«, sagte Joubert und beugte sich vor, die Schultern breit über dem Tisch, den Kopf gesenkt, als würde
     er sie gleich umrennen. Seine Stimme klang wie das Knurren eines großen Hundes.
    »Tut mir leid. Er hat noch mal angerufen. Am nächsten Tag. Gleiche Geschichte. Ob ich nicht einen Salon eröffnen wollte, wenn
     er das Gebäude kaufte.«
    »Welches Gebäude?« fragte Joubert.
    »Ich weiß nicht, welches Gebäude.«
    »Er muß doch den Namen des Gebäudes erwähnt haben.«
    »Das hat er. Marine Plaza, irgend so was. Ich weiß nicht mehr. Ich hab es nicht mal aufgeschrieben. Ich führe meine Geschäfte
     nicht so.«
    »Und dann?«
    »Dann habe ich wieder nein gesagt. Und nichts mehr von ihm gehört. Bis letzte Nacht. Er hat mich zu Hause angerufen. Gleiche
     Geschichte, das Gebäude und der Salon. Ich habe zu ihm gesagt: ›Hören Sie, Mister, ich interessiere mich nicht für Ihr Gebäude,
     weder heute noch zu einer anderen Zeit.‹ Und er hat gesagt: ›Ich reiß dir die Eier ab, Holländer.‹ Einfach so. Und andere
     Sachen. Ich schneide dir deinen … deinen … Penis ab und stopf ihn dir ins Ohr. Einfach so …«
    »Moment mal«, sagte Petersen ärgerlich. »Wir haben da einen Seemann, einen Kerl, der wegen Schlägereien und Sachbeschädigung
     hinter Gittern saß, und der redet von Ihrem ›Penis‹?«
    »Hören Sie, Lieutenant, ich weiß nicht mehr genau, welche Worte …«
    |274| »Meine Herren«, sagte der Anwalt beschwichtigend. »Meine Herren, Sie können von meinem Mandanten nicht erwarten, daß er die
ipsissima verba
eines Telefongesprächs erinnert, das vor vierundzwanzig Stunden stattgefunden hat, wenn Sie ihn wie einen Verbrecher verhören.
     Er steht unter Druck. Er ist auch nur ein Mensch. Ich bitte Sie.«
    »Er ist ein Lügner«, sagte Petersen, stand auf und wandte Nienaber den Rücken zu.
    »Schon gut. Er hat andere Worte verwendet. Muß ich diese schmutzigen Worte wirklich wiederholen?«
    Nienabers Stimme

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