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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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klang hohl.
    »Geben Sie Ihr Bestes«, sagte Joubert und lehnte sich zurück. Er vermutete, daß Petersen den bösen Cop spielen wollte.
    »Wie auch immer, er sagte alle möglichen üblen Sachen, und ich habe wieder aufgelegt. Eine halbe Stunde später hat er noch
     einmal angerufen. Er hat gesagt, es täte ihm leid, wie er sich benommen hätte. Ob ich es mir nicht wenigstens anschauen könnte.
     Es sei ein phantastisches Gebäude. Und er würde mir einen guten Mietpreis machen. Er war sehr überzeugend. Und ich dachte,
     es wäre einfacher, ihn auf die Tour loszuwerden. Indem ich mir einfach das Gebäude anschaue. Ich meine, das war billiger,
     als meine Telefonnummer zu ändern. Aber dann sagte ich ihm, daß ich keine Zeit dazu hätte. Und er fragte, ob es vielleicht
     früh am Morgen ginge. Vor der Arbeit. Und ich sagte, das sei okay. Ich wollte die ganze Angelegenheit endlich erledigt haben.
     Ich wollte den Kerl einfach los sein. Also haben wir uns auf sechs Uhr morgens geeinigt. Bei ihm zu Hause. Wir würden meinen
     Wagen nehmen. Er hat gesagt, sein Wagen stinke zu sehr. Nach Fisch. Also bin ich heute morgen hingefahren. Ich kam zu spät,
     weil ich die |275| Adresse erst nicht fand. Und als ich dort ankam, lag er in der Tür, mit einem Schuß genau in den … den …«
    »Penis«, sagte Petersen und wandte sich wieder Nienaber zu.
    »Genau. In den Penis.«
    »Sie lügen«, sagte Petersen.
    »Das dürfen Sie nicht sagen«, erwiderte Nienaber.
    »Ich kann sagen, was ich will.«
    »Das darf er nicht sagen.« Nienaber wandte sich an seinen kleinwüchsigen Anwalt.
    »Ich bestehe darauf, daß Sie meinen Mandanten mit Respekt behandeln.«
    »Bei allem Respekt, Oliver, Sie lügen.«
    »Das darf er nicht sagen«, beschwerte sich Oliver und schaute Joubert an, der sich auf seinem Stuhl zurücklehnte, ein schiefes
     Lächeln im Gesicht. Was hier ablief, kam ihm doch sehr eigenartig vor.
    Petersen war nun wütend, wütend, weil Nienaber ihn von Anfang an ignoriert hatte und weil er ihn dann sarkastisch »Lieutenant«
     genannt hatte. Und weil der Mann reich und überheblich war und dreist log.
    »Das kann ich sehr wohl, Ollie. Sie lügen. Und ich werde Sie kriegen. Ich werde Sie einsperren. Und ich werde den Schlüssel
     wegwerfen. Und was wird dann aus Ihrem hübschen kleinen Frauchen, Ollie? Während Sie hinter Gittern sitzen, Ollie? Wer kümmert
     sich dann um sie, wenn’s sie mal juckt, Ollie?«
    »Leon«, sagte Joubert warnend, weil er plötzlich den Tonfall erkannte. Er erinnerte sich an den Sonntagnachmittag in Mitchell’s
     Plain, als Petersen über das junge Mitglied einer Gang herfiel, das auch log. Er hatte ihm ins Gesicht geschlagen, Petersen
     war aufbrausend, jähzornig.
    |276| »Dieses verdammte weiße, reiche Arschloch lügt, Captain«, sagte Petersen. Seine Hände zitterten.
    »Nein, nein«, sagte der Anwalt und wedelte vorwurfsvoll mit dem Zeigefinger.
    Nienaber hatte sich halb erhoben, sein Gesicht war verzerrt. »Hitzkopf«, zischte er. »Sie Hitzkopf.«
    Petersen sprang über den Anwalt hinweg und schlug Nienaber mit einer schnellen Bewegung ins Gesicht. Nienaber stürzte mitsamt
     Stuhl rückwärts. Sein Kopf knallte mit einem dumpfen Geräusch auf den nackten Kachelboden, dann rollte er zur Seite.
    Joubert war noch vor dem Schlag aufgesprungen, aber auch das war zu spät gewesen. Er packte Petersen am Hemd und zerrte ihn
     weg, während der Anwalt sich neben seinen Mandanten kniete und schützend die Arme über ihn ausbreitete.
    Petersen atmete aus und entspannte sich unter Jouberts Griff. »Schon gut, Captain, ich schlage ihn nicht noch mal.«
    »Rufen Sie einen Krankenwagen«, bat der Anwalt vom Boden aus, er hatte die Arme immer noch ausgebreitet, als müßte er einen
     weiteren Angriff abwehren. »Ich glaube, er ist tot.«
    Joubert kniete sich neben ihn. »Lassen Sie mich mal sehen.« Der Anwalt zögerte, ging dann aber zur Seite. Joubert sah, daß
     Nienabers Wange bereits geschwollen und gerötet war, aber die Brust des Friseurs bewegte sich in ruhigem Rhythmus auf und
     ab. »Es ist alles in Ordnung mit ihm«, sagte Joubert. »Ihm ist nur ein bißchen schwindelig.«
    »Rufen Sie einen Krankenwagen«, befahl der Anwalt. »Und Ihren Vorgesetzten.«
    Joubert wußte, was das hieß. Und er wußte, was das Ergebnis sein würde: De Wit würde den Fall Gerry übertragen. |277| FRISEURSALON-BARON VERKLAGT STAAT AUF MILLIONEN. De Wit mußte den Fall Gerry übertragen. Er hätte keine Wahl. Joubert

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