Der Traurige Polizist
Captain Mat Joubert,
so viele Männer zur Verfügung |262| stelle, wie er benötigt. Wir haben ihm schon alle Mitarbeiter der Mordkommission zur Verfügung übergeben. Wenn nötig, werden
wir mehr abkommandieren. Mittlerweile handelt es sich um die größte Verbrecherjagd, die am Kap jemals stattgefunden hat. Wir
werden nicht aufgeben, bevor die Person oder Personen, die für diese skrupellosen Morde verantwortlich sind, hinter Gitter
sitzen. Und jetzt darf ich weiterleiten an Captain Mat Joubert. Danach werde ich Ihre Fragen beantworten. Wenn Sie welche
haben.« Dann verkündete der General: »Captain Joubert.«
Joubert ging um den Tisch herum. Die Presse murmelte. Der General erhob sich und bot ihm seinen Stuhl an. Die Scheinwerfer
leuchteten ihm in die Augen. Die Kameras klickten wieder. Er konnte niemand hinter den Lichtern sehen. Er setzte sich. Die
Mikrofone vor ihm schüchterten ihn ein.
»Guten Tag«, sagte er, hatte aber nicht die geringste Ahnung, was er sonst noch sagen sollte.
Die Journalisten warteten.
Fang mit heute morgen an, dachte er voller Panik. Er hatte doch schon vor Leuten gesprochen, aber das hier waren so viele.
»Äh …«
Sein Herz raste in seiner Brust. Sein Mund war trocken. Er atmete zu schnell.
»Wie Sie wissen …« Er vernahm seinen eigenen starken Afrikaans-Akzent. Sein Herz schlug noch schneller. »… hat der Mauser-Mörder
heute morgen zum vierten Mal zugeschlagen.«
Sein Notizbuch. Wo war sein Notizbuch? Er faßte in seine Tasche. Dort war es nicht. Hatte er es bei Anne Boshoff vergessen? |263| Die andere Tasche. Er fand es. Die Erleichterung war nur kurz. Das Schweigen im Saal lastete schwer auf ihm. Jemand kicherte,
jemand anders hustete. Er holte sein Notizbuch heraus und öffnete es. Er bemerkte, daß seine Hände zitterten.
»Das Opfer …«
De wiektum
. Du verdammter Polizistenidiot.
»… war der einundvierzig Jahre alte Alexander MacDonald aus der Hammerhead Street in Houtbaai … Hout Bay.«
Jemand rief seinen Namen. Er kümmerte sich nicht darum.
»Der Täter brachte eine Waffe ähnlich der bisherigen zum Eins-«
»Captain Joubert …«
»Nur einen Augenblick«, sagte der Brigadier neben ihm. Joubert war verwirrt.
Dann sah er jemand an den Lichtern vorbeihasten, auf den Tisch zu. Es war Petersen.
»Entschuldigen Sie, Captain. Es tut mir leid, aber wir haben etwas entdeckt. Gerade eben.«
Der General trat neben ihn. »Wer, zum Teufel, sind Sie?« fragte er leise.
»Lieutenant Petersen, Mordkommission, General.«
»Sie haben etwas entdeckt, General«, sagte Joubert. Er hörte, wie das Murmeln der Presse lauter wurde.
»Das sollte besser wichtig sein, Lieutenant«, sagte der General.
»Allerdings«, sagte der Brigadier.
»Einer der Nachbarn, General«, flüsterte Petersen. »Er hat heute morgen einen Wagen am Tatort gesehen. Einen neuen Fünfer-BMW.«
»Und?« fragte der General ungeduldig.
|264| »Er hat gesagt, es war sehr früh am Morgen. Er war unterwegs zum Bus. Dann sah er einen Mann aus dem BMW steigen und zu MacDonalds
Haus gehen. Minuten später raste der BMW an ihm vorbei.«
»Hat er den Mann gesehen? Hat er ihn erkannt?« Es fiel dem General schwer, weiterhin leise zu sprechen.
»Nicht wirklich. Er sagt, es wäre alles zu schnell gegangen, aber er hat das Kennzeichen gesehen. Es war leicht zu merken.
CY 77.«
»Verdammte Scheiße!« sagte der General. »Finden Sie raus, wer das ist.«
»Das haben wir schon, General. Deswegen sind wir hier. Wir möchten, daß Captain Joubert mit uns kommt.«
Der General räusperte sich. »Meine Damen und Herren. Ich bitte um Ruhe. Meine Damen und Herren.« Man hätte eine Stecknadel
herunterfallen hören können. »Unsere Bemühungen sind ausgezahlt.«
Haben
, dachte Joubert.
Haben sich
ausgezahlt.
»Wir haben gerade neue Informationen erhalten, und ich gehe davon aus, daß innerhalb weniger Stunden ein Verdächtiger festgenommen
werden wird. Wir müssen jetzt Captain Mat Joubert entschuldigen, der dieser neuen Spur folgen wird.«
Mat Joubert stand ungeheuer erleichtert auf. Die Journalisten riefen ihm Fragen hinterher, aber Joubert ging einfach an ihnen
vorbei zur Tür, mit Leon Petersen zusammen.
»Bitte, meine Damen und Herren, bitte, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten«, rief der General.
Dann gingen Joubert und Petersen zur Tür hinaus.
»Wem gehört der BMW?« fragte Joubert.
»Oliver Sigmund Nienaber.«
|265| Einen Augenblick lang war er sprachlos. Er
Weitere Kostenlose Bücher