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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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mich zur Polizei fahren. Mike wollte nicht, aber
     ich habe darauf bestanden. Dann habe ich Anzeige erstattet.«
    »Sie haben sie später zurückgezogen.«
    »Mike hat mir einen Bonus gezahlt.«
    »Und dann haben Sie ihn Samstag erschossen, Schwester.«
    |284| Sie lächelte langsam, ihre Zähne waren schief und gelb. »Du bist niedlich, Bruder. Du mußt mal für einen Freistoß vorbeikommen.«
    »Sie besitzen eine Handfeuerwaffe.«
    »Natürlich, mein Bruder. In meinem Beruf …«
    »Dürfen wir die Waffe sehen?«
    Sie erhob sich langsam und schwang den schwarzen Umhang theatralisch über ihre Schulter.
    »Was hat es mit dem Umhang auf sich, Schwester?«
    »Man muß ein Produkt einzigartig verpacken, Bruder.«
    Mit kleinen, präzisen Schritten ging sie auf ihren hochhackigen Schuhen zu einer Tür neben dem Empfangstresen. Sie öffnete
     sie, ließ sie offen. Die drei Detectives schauten in einen weiteren Raum, in dem vier Frauen saßen, eine las in einer Zeitschrift,
     eine schminkte sich, zwei plauderten. Dann schloß Eleanor Davids die Tür wieder hinter sich, sie hielt eine Handtasche in
     Händen. Sie nahm eine Pistole heraus, klein und schwarz, und reichte sie Petersen.
    Petersen drehte sie in den Händen. »Das ist eine Escort, Schwester.«
    Sie setzte sich wieder, zündete sich eine neue Zigarette an und zuckte mit den Achseln.
    »Das bin ich auch, Bruder.«
    »Das ist die andere Pistole des Mauser-Mörders.«
    »Ich war’s nicht, Bruder. Ich bin manchmal mies drauf, aber ich bringe niemanden um.«
    »Sie müssen mit uns kommen, Schwester.«
    »Ich kenne meine Rechte. Ich habe ein Alibi.«
    »Glauben Sie, das Gericht glaubt Ihnen?«
    »Nein, aber möglicherweise einem Polizisten.«
    »Schwester?«
    |285| »Fragt Hatting, den diensthabenden Sergeant auf der Wache am Bay, an welchem Abend der Woche er sein braunes Brot ißt, Bruder.
     Aufs Haus. Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang.«
     
    Hatting war ein Mann mittleren Alters mit zurückweichendem Haaransatz, was er zu verbergen versuchte, indem er die paar überlebenden
     Haare quer über die kahle Stelle kämmte. Er trug Zivil, da der Stationsleiter ihn von zu Hause herbestellt hatte.
    »Ich verliere meine Pension«, sagte Hatting, und er sah alt, ängstlich und wehrlos aus.
    »Wir werden es vertraulich behandeln, Sergeant«, sagte Joubert und schaute Petersen, Snyman und den Leiter der Wache in Hout
     Bay an. Sie nickten alle.
    »Meine Frau ist gestorben, Captain. Das ist zwölf Jahre her.« Niemand sagte etwas. Hatting rieb sich die Hände und starrte
     zu Boden, er schnitt eine Grimasse. »Die Kinder gehen Sonntagnachmittag zurück aufs Internat, Captain … O Gott, die Sonntagabende.«
    Sie saßen in der folgenden Stille peinlich berührt da, doch Joubert mußte sichergehen.
    »Sergeant, sind Sie ganz sicher, daß Eleanor Davids bis nach sieben Uhr am Montagmorgen bei Ihnen war?«
    Hatting nickte nur. Er konnte Joubert nicht ansehen.
    »Die ganze Nacht?«
    Ein Nicken. Dann Schweigen.
    »Nie wieder«, sagte Hatting und weinte.
     
    Griessels Augen waren tief in ihre dunklen Höhlen versunken, seine Haut war blaugelb, wie bei Todkranken, aber er |286| lauschte jedem Wort von Joubert, er sehnte sich nach Normalität, nach Routine, nach dem Leben draußen. Joubert saß auf dem
     zweiten eisernen Bett, auf der nackten Matratze. Benny saß auf seinem Bett, er hatte die Beine angezogen. Es war still, wie
     in einem Mausoleum.
    »Snyman wird Nienaber folgen, von morgen früh an. Louw löst ihn abends ab. Mehr haben wir nicht, Benny.«
    »Aber er kann es nicht sein.« Griessels Stimme klang undeutlich, als spräche er aus großer Entfernung.
    »Ich weiß nicht, Benny. Er ist Friseur. Ich war …« Er mußte überlegen, wann er eigentlich bei Anne Boshoff gewesen war. Heute?
     Es fühlte sich an, als wäre es gestern oder sogar vorgestern gewesen. Er erinnerte sich an sie und wie unwohl er sich gefühlt
     hatte, und er wollte über sich lachen und Benny Griessel von ihr erzählen, aber statt dessen lächelte er nur peinlich berührt.
     »Ich habe heute eine schöne Frau getroffen, Benny. Sie hat einen Doktor in Kriminologie. Sie sagt, der Mörder könnte schwul
     sein. Nienaber ist verheiratet, aber er ist Friseur …«
    »Mein Neffe ist Friseur in Danielskuil, und er hat mit jeder Bauernfrau in der ganzen Gegend geschlafen.«
    »Das ist alles, was ich habe, Benny. Nienaber lügt. Ich weiß noch nicht, warum oder weswegen, aber er lügt. Er ist glitschig,
     wie

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