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Der Tribun

Der Tribun

Titel: Der Tribun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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flüsterte Damon, als er vorsichtig den fein gelegten Stoff zwischen die Finger nahm.
    Als die Nadel einschnappte, schnaubte Cinna kaum hörbar. Der Junge fuhr zurück.
    »Hör auf mit dem Unfug! Du weißt, dass ich dich nicht grundlos schlage.«
    Damons Lippen formten eine weitere, unhörbare Entschuldigung, ehe er sich umdrehte.
    »Habe ich gesagt, du sollst gehen?«
    Gehorsam machte der Sklave kehrt; beide Arme eng an den Körper pressend, knetete er mit den Fingern den Stoff seiner Tunica und richtete den Blick auf seine Zehen. Cinna starrte ihn an, ließ schweigend einige Atemzüge verstreichen, bis er die Augen unter den Wimpern aufflackern sah. Er gab noch ein leises verächtliches Knurren von sich und schickte den Sklaven mit einer raschen Handbewegung hinaus.
    *
    Lucius Asprenas begrüßte seinen jungen Stellvertreter im Innenhof seines Quartiers, nachdem ein Stabsbediensteter den Besucher gemeldet hatte. Warm umschloss er mit beiden Händen Cinnas Rechte.
    »Wie laufen die Vorbereitungen? Kommst du zurecht, oder soll ich dir meinen Schreiber schicken?«
    »Das würde nur Aufmerksamkeit erregen und die Geheimhaltung gefährden. Alles ist bereit.« Cinna entzog ihm lächelnd seine Hand.
    »Morgen zu Beginn der vierten Nachtwache wirst du aufbrechen. Ein Zug Reiter aus meiner Leibwache wird dich, wie vereinbart, begleiten. Eine Sondereinheit. Sie werden Bescheid wissen.«
    »Irgendwelche Neuigkeiten?«
    Asprenas schüttelte den Kopf. »Die beiden Chatten berichteten von Umtrieben, aber wer dahinter steckt, konnten sie nicht sagen. Es wird Zeit, dass die Sonderzahlungen an die Auxiliartruppen geleistet werden. Varus könnte das endlich erledigen, da er zurzeit mit den Legionen im Land unterwegs ist und die Soldkasse bei sich hat. Ich fürchte Meutereien weit mehr als Unruhen – dazu sind diese Barbaren zu sehr zerstritten.«
    »Die Einheimischen können keinen Aufstand wagen, solange ihre Männer in Hilfstruppen gesammelt sind und unter treuen Offizieren dienen. Außerdem geht es ihnen besser als vor zwanzig Jahren. Es wird Zeit, dass wir mit den Sueben und Langobarden fertig werden, damit das Gebiet vom Rhenus bis zum Albis endgültig befriedet ist.«
    »Endgültig befriedet? Diese Barbaren?« Achselzuckend umfasste der Legat Cinnas Oberarm und führte ihn durch den Innenhof des Fachwerkhauses, das ihm, dem Kommandanten der beiden im Standlager Mogontiacum stationierten Legionen, als Unterkunft genügen musste. Seit fünf Jahren waren die Barbaren in der Germania besiegt, und ihre waffenfähigen Männer hatten als Hilfstruppen in den blutigen Feldzügen gegen die Aufstände in der Dalmatica und im Illyricum bereits wertvolle Dienste geleistet. Ein legendärer Ruf eilte ihnen voraus; mit diesen Truppen, stationiert zwischen Rhenus und Albis, war der Norden des Imperiums sicher vor den Räubereien der Wilden jenseits des Albis.
    Licht flutete aus einer weit geöffneten Tür im hinteren Teil des Innenhofes, wo die privaten Gemächer des Legaten lagen. Unauffällig spähte Cinna hinüber und erhaschte einen Blick auf Asprenas’ hübsche junge Frau, die mit einer Dienerin bei ihren Handarbeiten saß, einen Blick, den sie ebenso unauffällig mit einem Augenaufschlag erwiderte.
    Asprenas stöhnte leise. »Einerseits stürmen sie unsere Gerichte mit ihren Streitereien – und du ahnst nicht, welche Kleinigkeiten bei ihnen zu blutigen Fehden führen!« Unwillig stießen seine Hände empor. »Andererseits gibt es ständig Beschwerden über die Urteile. Sie beleidigen und bedrohen die Richter und finden kein Ende mit ihrem Gemurre. Da helfen auch keine Exempel!«
    Sie hatten das Arbeitszimmer des Legaten betreten, das vom warmen Schein der Öllampen erfüllt war. Asprenas’ persönlicher Schreiber, ein narbiger Gefreiter mittleren Alters, fuhr von seinem Platz am Schreibtisch hoch. Als er die Ankömmlinge erkannte, humpelte er zu einem Schrank, der mit reichem Schnitzwerk verziert war. Langsam trat der Legat zu ihm; dabei löste er einen kleinen Gegenstand von der Innenseite seines Gürtels, einen Schlüssel, den er dem Schreiber übergab. Der Schrank wurde geöffnet, und der Gefreite nahm eine lederne Tasche heraus, die er dem Kommandanten anbot.
    »Danke, Verbanius«, murmelte Asprenas. »Bitte gib mir die Dokumente.«
    Der Gefreite nickte und zog ein in feines weißes Tuch eingeschlagenes Päckchen aus der Hülle. Der Legat nahm das Päckchen, und als er das Tuch entfernt hatte, lag in seinen Händen ein Stapel

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