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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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aus.
    »Du weißt, dass es kein Abkommen, kein von Hitler unterschriebenes Stück Papier gibt, das Hitler daran hindern kann, genau das zu tun, was er zur Durchsetzung seiner Eroberungspolitik für richtig hält. Er ist entschlossen, die Weltherrschaft zu erringen - das hat er von Anfang an immer wieder betont. Das steht in Mein Kampf; das geht aus vielen Reden und sonstigen Äußerungen hervor. Er macht kein Geheimnis daraus. Er ist entschlossen, jeden Staat anzugreifen -zuerst anzugreifen -, der Deutschland bedroht. Das gilt auch für die Sowjetunion.«
    »Red keinen Unsinn! Stalin würde Hitler-Deutschland niemals bedrohen!«
    »Du hast bestimmt Recht. Aber es gibt nur eine Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass auch Hitler das glaubt: Man muss ihm plausibles Material liefern, das ihn davon überzeugt. Nichts anderes könnte ihn beeinflussen. Verstehst du? Du würdest von Schüssler als Boten benützen, um Hitler Dokumente zuzuspielen, die ihm die Gewissheit geben, dass die Sowjetunion keine Gefahr für ihn oder Deutschland darstellt. Fühlt Hitler sich nicht bedroht, ist die Gefahr geringer, dass er aggressiv handelt.«
    »Stiwa, ich habe mich schon immer gefragt, wie viel von allem, was du mir erzählst, wahr ist. Du behauptest, Geschäftsmann zu sein, du sprichst so gut Russisch, du sagst, deine Mutter sei Russin .«
    »Und das ist sie auch. So viel ist wahr. Und ich bin ein Geschäftsmann - im weitesten Sinn. Na ja, meine Familie besitzt ein weit verzweigtes Unternehmen. In ihrem Auftrag bin ich zum ersten Mal nach Moskau gekommen.«
    »Aber nicht dieses Mal.«
    »Nein, nicht ausschließlich. Ich bin auch hier, um Freunden zu helfen.«
    »Freunden im Geheimdienst?«
    »Irgendwas in dieser Art.«
    »Dann stimmt's also, was in der Prawda über euch Ausländer steht. Ihr seid alle Spione!«
    »Nein, das ist Propaganda. Die meisten sind keine.« Er zögerte. »Ich bin kein Spion, Lana.«
    »Dann tust du's also aus Liebe?«
    War das wieder sarkastisch gemeint? Er starrte Lana prüfend an. »Aus Liebe zu Russland«, sagte er. »Und aus Liebe zu dir.«
    »Du hast Mütterchen Russland in den Adern«, sagte sie, »genau wie ich. Du liebst es wie ich.«
    »In gewisser Beziehung, ja. Nicht die Sowjetunion. Aber Russland, das russische Volk, seine Sprache, seine Kultur, seine Kunst. Und natürlich dich.«
    »Ich glaube, du hast viele Liebschaften«, sagte sie.
    Zog für einen Augenblick Verständnis über ihr Gesicht? Im Halbdunkel ließ sich das unmöglich bestimmt sagen.
    »Ja«, antwortete er und zog sie an sich. Er war von Leidenschaft und Schuldgefühlen aufgewühlt. »Viele Liebschaften. Und nur eine Liebe.« Das kam der Wahrheit so nahe, wie er sie ihr gegenüber auszudrücken wagte.
    *
    Sie ruhten auf dem schmalen Bett in dieser finsteren Wohnung einer Fremden. Lanas Arm lag über seiner Brust, ihre Körper waren verschwitzt und klebrig, ihre Atmung wurde allmählich langsamer. Sie hatte ihr Gesicht im Kopfkissen vergraben; Metcalfe starrte die Risse in der Zimmerdecke an. Der Liebesakt hatte ihm ein Gefühl körperlicher, aber nicht emotionaler Befreiung gegeben. Er war weiter nervös, vielleicht sogar noch mehr. Schuldgefühle bedrückten sein Herz und bewirkten, dass er ein flaues Gefühl im Magen und Sodbrennen hatte. Lana hatte ihn wie immer mit geschlossenen Augen und zurückgeworfenem Kopf leidenschaftlich geliebt. Metcalfe fragte sich, ob sie dabei wenigstens für einige Minuten die schrecklichen Ängste, die ihr Leben prägten, hatte vergessen können. Er wollte nichts tun oder sagen, was die heitere Ruhe, die sie jetzt vielleicht genoss, hätte stören können. Schlimm genug, dass er sie auf einem anderen Gebiet bewusst irreführte.
    Nach einigen Minuten wandte sie ihm ihr Gesicht zu. Metcalfe sah, dass ihre Nervosität sich offensichtlich nicht gelegt hatte.
    »Verstehst du, was dieser ... Aufpasser, wie ich ihn nenne, für mich bedeutet?«
    »Du meinst den Offizier, der in der Datscha war? Der dir überallhin folgt?«
    Sie nickte.
    »Ich hatte den Eindruck, du kämst ganz gut mit ihm aus. Oder täusche ich mich?«
    »Diesen Eindruck kann man haben, ja. Aber in Wirklichkeit habe ich schreckliche Angst vor ihm und dem, was er mir antun kann. Ist dir klar, was er tun kann, was sie tun können? Wenn sie glauben, dass ich mich mit einem Agenten des amerikanischen Geheimdiensts treffe?«
    »Natürlich«, sagte Metcalfe und berührte Lanas gerötetes Gesicht, ihre seidige Haut mit den Fingerspitzen.
    »Glaubst

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