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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sondern abwarten, bis sie sich geliebt hatten. Er rechnete sich zweifellos aus, wenn er sie geliebt habe, werde sie ihm gewogener sein - und dann würde er seinen kühnen Vorschlag machen. Er griff nach einem Ende des seidenen Gürtels, dessen Knoten wie eine Geschenkschleife auf seinem Wanst saß. Lanas Magennerven verkrampften sich, als der Stoff auseinander fiel und die dunkle Höhlung seines Schritts sehen ließ, in der sein winziges Glied irgendwo im Schamhaargewirr versteckt war.
    Von Schüssler legte seine fette Hand auf ihren Kopf, als wolle er ihn erneut tätscheln, aber diesmal drückte er ihn mit sanftem Nachdruck in die gewünschte Richtung. »Mein schöner Roter Mohn«, sagte er dabei. »Mein Engel.«
    Lana tat einige Sekunden lang so, als verstehe sie nicht, was er wollte, und fügte sich dann ins Unvermeidliche. Sie musste immer daran denken, dass sie jetzt einen Auftrag hatte, der größer war als sie selbst - einen Auftrag, der wie alle wichtigen Aufträge von Zeit zu Zeit unangenehme Verrichtungen erforderte. Sie senkte den Kopf über von Schüsslers Unterleib und rang sich dabei ein Lächeln ab, aus dem Vorfreude und Entzücken sprachen: ein Lächeln, das ihren unbeschreiblichen Abscheu hoffentlich verbergen würde.
    *
    Der Geiger betrat das deutsche Konsulat in der Leontjewskigasse 10 und nannte seinen Namen. Die Empfangsdame, eine wasserstoffblonde Mittvierzigerin mit dunklen Haarwurzeln, lächelte ihn affektiert an, während er, im Besucherbereich sitzend, auf den Militärattache wartete. Sie schien ihn attraktiv zu finden; sie schien auch sich selbst für attraktiv zu halten, was vor zwei Jahrzehnten der Fall gewesen sein mochte. Kleist erwiderte ihr Lächeln.
    Generalleutnant Ernst Köstring, der Militärattache der deutschen Botschaft in Moskau, war der Mann, dem zumindest auf dem Papier alle deutschen Spionageaktivitäten in der Sowjetunion unterstanden. Trotzdem war er nicht sein eigener Herr, denn er hatte im Amt Ausland/Abwehr, dem militärischen Nachrichtendienst, noch mehrere Fachvorgesetzte bis hinauf zu Abwehrchef Admiral Wilhelm Franz Canaris.
    Aber den Militärattache als Chef eines Spionagerings zu bezeichnen, war nach Ansicht des Geigers ein Witz. Da Köstring in Moskau geboren und aufgewachsen war, galt er als Russlandfachmann und sprach auch fließend Russisch. Aber ihm fehlte es an Courage. Seine Meldungen waren für ihre Gehaltlosigkeit berüchtigt. Er klagte seit Jahren darüber, aus den Russen sei nichts herauszubekommen und sie ließen ihn nie ohne NKWD-Eskorte durchs Land reisen. Seine Berichte enthielten keine brauchbaren Informationen über die Rote Armee, keine Erkenntnisse, die man nicht aus Zeitungen oder bei der Militärparade zum 1. Mai auf dem Roten Platz hätte gewinnen können. Jedenfalls war die Abwehr für ihre Ressentiments gegen den Sicherheitsdienst bekannt, weil dieser wirklich Geheimdienstarbeit machte. Die Abwehr fühlte sich vom SD bedroht und erkannte, dass sie Hitlers Erwartungen nicht erfüllte.
    Köstring wusste jedoch, wie die Welt funktionierte. Er wusste, dass der Geiger mit ausdrücklicher Billigung von SS-Gruppenführer Heydrich nach Moskau gekommen war; er wusste auch, dass Heydrich ein Mann war, dessen Feindschaft er sich lieber nicht zuziehen wollte. Reinhard Heydrich war hochintelligent und skrupellos. Hitler hatte ihn einmal als den »Mann mit dem eisernen Herzen« bezeichnet, was aus dem Mund des Führers natürlich das höchste Lob war.
    Der SD war eine konkurrierende Organisation, aber Köstring wusste, dass er kooperieren musste, wenn er keine Scherereien wollte. Dass der Geiger einen Termin bei dem Militärattache verlangt hatte, war der höchste Trumpf in Köstrings Karten. Kleist hatte darauf bestanden, die angeforderten Informationen zu erhalten. Der kleine Bürokrat, an den er ursprünglich verwiesen worden war, konnte sich zum Teufel scheren. Kleist hatte keine Zeit für diese feige, Ausflüchte machende, furzende Null.
    Der Militärattache empfing Kleist nicht besonders herzlich. Köstring war ein schlanker, distinguiert aussehender Offizier Anfang sechzig. Ein viel beschäftigter Mann, der keine Zeit mit langen Vorreden verlor.
    »Als mir gemeldet wurde, dass Sie in Moskau sind, war ich nicht gerade begeistert«, begann Köstring. »Wie Sie wissen, hat der Führer uns - der Abwehr - seit August letzten Jahres alle gegen Russland gerichteten Aktivitäten verboten.«
    »Die sind nicht Zweck meines Besuchs«, knurrte Kleist, dem

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