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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nicht gefiel, wie dieses Gespräch begonnen hatte.
    »Admiral Canaris hat strikte Weisung gegeben, die Russen auf keinen Fall zu provozieren. Der Admiral entspricht damit einem Wunsch des Führers, an den auch ich mich zu halten habe. Hierzulande operieren keine deutschen Spione. So einfach ist das.«
    Jetzt begriff Kleist, weshalb der Leisetreter von einem Bürokraten, mit dem er zuvor gesprochen hatte, so ängstlich gewesen war. Heimlich Aufklärung zu betreiben, verstieß gegen die offizielle Politik der Botschaft. Diese Feiglinge!
    »Unwissenheit mag gefährlich für die Welt sein, wie Goethe gesagt hat«, bemerkte Kleist. »Aber es gibt doch bestimmt Möglichkeiten, ein Verbot dieser Art zu umgehen. Vor allem für einen Mann Ihres Formats.«
    »Ganz im Gegenteil: Ich halte mich strikt an meine Befehle. Andererseits weiß ich, dass Sie Ihren Auftrag direkt von der >Ziege< bekommen haben.« Köstring gestattete sich den Anflug eines Lächelns. »Ziege« war ein herabsetzender Spitzname für Heydrich, eine Anspielung auf die hohe, meckernde Stimme des Spionagechefs. Er trug diesen Spitznamen seit seiner Kadettenzeit, hatte ihn nie ablegen können und wurde noch heute wütend, wenn er ihn hörte.
    Kleist lächelte nicht mit. Er ließ durch seinen Blick erkennen, dass er nicht belustigt war.
    Der Militärattache merkte, dass ihm ein Fauxpas unterlaufen war. Heydrich würde von dieser spöttischen Bemerkung erfahren. Köstring beeilte sich, den Schaden wieder gutzumachen. »Autorisiert wäre Ihr Auftrag nur, wenn er von Himmler persönlich käme.«
    Der Geiger nickte.
    »Mein Chef und Ihrer sind gute Freunde, wissen Sie. Canaris und Heydrich sind Nachbarn; sie spielen zusammen Krocket. Heydrich hat Canaris' Tochter sogar Geigenunterricht gegeben. Wie ich höre, musizieren sie miteinander.« Kleists Schweigen machte ihn nervös, deshalb fügte Köstring hinzu: »Ihr SD-Leute scheint alle Musiker zu sein.«
    »Amateure«, sagte der Geiger. »Und nur wenige von uns. Bitte die Liste.«
    Köstring zog eine Schreibtischschublade auf, nahm ein Blatt Papier heraus und gab es Kleist. Die rund zwanzig Namen umfassende Liste war mit der Hand in der eigenartigen lateinischen Schrift eines Menschen geschrieben, der sonst nur Kyrillisch schreibt. Kleist überflog die Namen: mehrere Funktionäre der Kommunistischen Partei der Vereinigten Staaten, ein paar linkslastige Künstler, darunter eine schwarze Sängerin und der Direktor eines kleinen Theaters. Einige Mitglieder der englischen Fabian Society, einige wenige Geschäftsleute. Neben den Namen standen Ankunfts- und Abreisedatum, Reisepassnummer, Name und Adresse des jeweiligen Hotels. Alle diese Leute konnten Agenten sein, die unter falschem Namen hier in Moskau waren - oder sie konnten alle legale Aufgaben haben. Egal: Er würde die Hotels abklappern und feststellen, was sich in Erfahrung bringen ließ. Diese Liste war immerhin ein guter Anfang.
    Kleist stand auf. »Danke für Ihre Unterstützung«, sagte er schlicht.
    »Noch etwas«, fügte der Militärattache mit erhobenem Zeigefinger hinzu. »Eine Regel, an die wir uns strikt halten. Wir bringen keine Russen um.«
    Das Lächeln des Geigers war schmallippig, sein Blick kalt. »Ich habe nicht die Absicht, irgendwelche Russen umzubringen«, sagte er.
    *
    Ein Angestellter am Empfang rief Metcalfe an, als er die Hotelhalle betrat: »Sir? Mr Metcalfe? Entschuldigung, hier liegt eine dringende Nachricht für Sie.«
    Metcalfe nahm das zusammengefaltete Stück Papier aus der Hand des jungen Mannes entgegen. Von Roger?, fragte er sich. Von Hilliard? Aber eine dringende Nachricht hätte bestimmt keiner der beiden einem Hotelangestellten anvertraut.
    Nein, das Blatt stammte nicht von dem am Empfang aufliegenden Block für Telefonnotizen, sondern war ein schwerer Bogen Büttenpapier. Oben war Volkskommissariat für Außenhandel der UdSSR aufgedruckt. Die Nachricht bestand aus einigen mit der Maschine geschriebenen Zeilen:
Werter Mr Metcalfe!
    Sie werden hiermit gebeten, sich zu einer dringenden Besprechung mit Kommissar Litwikow umgehend im Volkskommissariat für Außenhandel einzufinden. Ihr
    Fahrer hat entsprechende Anweisung.
    Unterschrieben war die Nachricht von Litwikows Büroleiter in schwungvollen Schnörkeln mit einem Füller. Litwikow, der Volkskommissar für Außenhandel, war Metcalfes hiesiger Verhandlungspartner, auf dessen Einladung er in Moskau war.
    Metcalfe sah auf seine Uhr. Es war schon spät, lange nach Dienstschluss,

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