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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Geständnissen hätten beweisen können. Niemand in Ihrem Außenministerium wollte, dass diese Geständnisse an die Öffentlichkeit kamen, deshalb wurde nicht interveniert.
    Diese Lektion hat Genosse Stalin gelernt. Es gibt keine Extraterritorialität mehr. Genosse Stalin hat gelernt, dass man nur tollwütige Hunde anlockt, wenn man den Vereinigten Staaten hilfsbereit die Hand hinstreckt. Darum gibt's keine ausgestreckte Hand mehr. Diese Hand ist nun zur Faust geworden.« Litwikow ballte die Rechte zur Faust. »Fünf Finger werden zu einer Faust kollektiviert. Lenin hat uns gelehrt, dass das Kollektiv das Verschwinden des Einzelnen bedeutet.«
    »Ja«, sagte Metcalfe und bemühte sich, sein jagendes Herz unter Kontrolle zu bekommen. »Und Stalin hat das Verschwinden sehr vieler Einzelpersonen beaufsichtigt.«
    Litwikow stand zornbebend auf. »An Ihrer Stelle«, sagte er, »würde ich mich in Acht nehmen. Sie könnten sonst bald zu diesen Personen gehören.«
    *
    Der Geiger saß in dem kleinen Park gegenüber dem Metropol und beobachtete den Hoteleingang durch ein schweres Zeissglas 8x60. Aus der kurzen, wenig ergiebigen Befragung des Personals am Empfang wusste er, wann jeweils Schichtwechsel war. Jetzt hatte er sich vergewissert, dass die Angestellten, mit denen er gesprochen hatte, das Hotel verlassen hatten und durch andere ersetzt worden waren, die sein Gesicht nicht kannten.
    Er verbarg das Prismenglas unter seinem Mantel, dann überquerte er die Straße und betrat das Hotel. Diesmal blieb er nicht am Empfang stehen, sondern ging sofort zur Haupttreppe mit dem roten Läufer. Sein Ziel war klar: Er war nur ein weiterer Ausländer, der ins Restaurant wollte. Niemand hielt ihn an, weder am Eingang noch in der Hotelhalle; er war eindeutig ein Ausländer und schien zum Abendessen zu kommen. Schließlich saßen im Hotelrestaurant vor allem ausländische Gäste.
    Kleist betrat den großen Speisesaal mit seiner grandiosen Jugendstildekoration mit Blattgold und Säulen, einer farbigen Glasdecke und einem leise plätschernden Marmorbrunnen. Er sah sich um, als suche er einen Freund, mit dem er zum Essen verabredet war, nickte dem Maitre d'Hötel nur lächelnd zu und ignorierte ihn, bis der Russe sich entfernte. Dann schien er aufzugeben, weil er den Freund nirgends sah, und ging direkt zur Treppe. Vier Hotelgäste standen auf der Liste, die der Militärattache ihm gegeben hatte. Kleist war jetzt auf keinen Angestellten am Empfang mehr angewiesen. Er hatte die Zimmernummern.

Kapitel Zweiundzwanzig
    Das Restaurant Aragwi lag in der Gorkistraße gegenüber dem Telegrafenamt. Es gehörte zu den sehr wenigen guten Restaurants in Moskau, und Metcalfe und Roger »Scoop« Martin brauchten dringend eine vernünftige Mahlzeit. Sie hatten vereinbart, sich um 19 Uhr vor dem Restaurant zu treffen.
    Für Metcalfes Entschluss, heute im Aragwi zu essen, gab es noch einen weiteren, viel wichtigeren Grund. Pünktlich um 20 Uhr wollte Amos Milliard sich dort auf der Herrentoilette mit ihm treffen. Die Botschaft, hatte Milliard entschieden, war jetzt off limits. Außerdem besaß das Aragwi bestimmte Eigenschaften, die es für einen Geheimtreff geeignet machten: Das beliebte Restaurant war ständig überfüllt, und unter den Gästen waren immer viele Ausländer. Nach Milliards Beschreibung hatte es mehrere Eingänge, sodass der Diplomat es ungesehen würde betreten können. Außerdem kannte Milliard den Geschäftsführer. »Ich weiß gar nicht mehr, wie viel Geld ich dort ausgegeben habe - und nicht nur für Essen. Ich habe jede Menge Schmiergeld gezahlt. Nur so kann man sich in Moskau brauchbaren Service sichern.«
    Roger hatte jedoch Verspätung. Im Allgemeinen war er die Pünktlichkeit in Person, aber er hatte Schwierigkeiten mit den hiesigen Verkehrsmitteln und den vielen Dingen, die er erledigen musste. Moskau sei viel schlimmer als sogar das besetzte Frankreich, hatte er geklagt. Dort beherrschte er wenigstens die Landessprache.
    Deshalb machte Metcalfe sich keine Sorgen, als Scoop auch nach einer Viertelstunde noch nicht aufgetaucht war. Unterdessen wurde die Schlange der vor dem Restaurant anstehenden Gäste immer länger. Metcalfe wartete im Freien, um etwaige Beschatter erkennen zu können, hatte aber bisher noch keinen entdeckt.
    Noch länger zu warten, hatte keinen Zweck, entschied Metcalfe. Er musste unbedingt rechtzeitig zu seinem Treff mit Hilliard im Restaurant sein; wenn Roger kam, würde er sich denken können, dass

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