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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Gäste, ihre Zunge zu hüten. Selbst hier, wo Fremde keinen Zutritt hatten, konnte man nicht wissen, ob man belauscht wurde.
    »Nein, danke. Ich gehe nur mal aufs Klo.«
    Pasquale zog eine Sekunde lang die Augenbrauen hoch; dann nickte er, weil er verstanden hatte. Er war ein raubeiniger, streitsüchtiger Kerl, aber zugleich vorbildlich diskret. Er wusste, wer in Wirklichkeit seine Miete zahlte, und er hasste die Deutschen ebenso wie alle anderen. Zwei seiner geliebten Neffen waren im Kampf gegen sie gefallen. Aber er sprach niemals über Politik. Er tat seine Arbeit, servierte seine Drinks, und damit hatte es sich.
    Als Eigen die Theke entlangging, hörte er jemanden knurren: »Espèce de sans-carte!« Kartenloser Kerl - der übliche Schimpfname für Schwarzhändler. Der Mann hatte anscheinend mitbekommen, worüber Daniel und Pasquale gesprochen hatten. Nun, das ließ sich nicht ändern.
    Am Ende des langen, schmalen Raums, wo Eigen im Halbdunkel kaum noch etwas erkennen konnte, führte eine Tür auf eine baufällige Holztreppe hinaus. Ihre Stufen ächzten und knarrten, als er die Treppe hinunterstieg. Der Fäkaliengestank war überwältigend, obwohl irgendein rücksichtsvoller Gast die Tür zum Klosett, auf dem es bestimmt noch schlimmer stank, geschlossen zurückgelassen hatte.
    Statt jedoch auf die Toilette zu gehen, öffnete Eigen die Tür einer Besenkammer. Er trat ein, stieg über Eimer, Mopps und alle möglichen Gerätschaften hinweg. An der Rückwand hing ein Besen mit kurzem Stiel. Er packte den Stiel - der in Wirklichkeit fest an der Wand montiert war - und zog ihn in einem Linksbogen herab. Als er gleichzeitig gegen die Wand drückte, die sich in Angeln bewegen ließ, schwang sie wie eine Tür auf.
    Nun betrat er einen weiteren dunklen Raum mit knapp zwei mal zwei Metern Fläche, in dem es nach Staub und Schimmel roch. Über sich konnte er Schritte hören, als einer der Gäste seinen Platz an der Theke wechselte. Direkt vor sich hatte er eine Stahltür, die erst vor kurzem schwarz gestrichen worden war.
    Auch hier gab es eine Klingel, die allerdings weit neuzeitlicher als Pasquales Klingelzug war. Er drückte zweimal auf den Klingelknopf, machte eine kurze Pause und klingelte dann erneut.
    Hinter der Tür erklang eine barsche Stimme. »Oui?«
    »Ich bin's, Marcel«, sagte der als Daniel Eigen bekannte Mann.
    Die Stimme fragte auf Französisch weiter: »Was wollen Sie?«
    »Ich habe gute Ware, die Sie vielleicht interessieren wird.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich kann Ihnen Butter besorgen.«
    »Woher?«
    »Aus einem Lager an der Porte des Lilas.«
    »Wie viel?«
    »Zweiundfünfzig Franc das Kilo.«
    »Das ist zwanzig Franc mehr als der amtliche Preis.«
    »Ja, aber der Unterschied ist, dass ich sie Ihnen wirklich besorgen kann.«
    »Ah, ich verstehe.«
    Eine kurze Pause, dann öffnete die Stahltür sich erst mit einem mechanischen Klicken, dann mit dem Zischen von Druckluft.
    Ein kleiner, gepflegter junger Mann mit rosigem Gesicht, schwarzer Cäsarenfrisur und Hornbrille empfing den Besucher mit einem schiefen Lächeln.
    »Sieh da, sieh da, Stephen Metcalfe persönlich«, sagte er mit Yorkshire-Akzent. »Aufgedonnert wie zu einer Theaterpremiere. Was hast du für uns, Kumpel?«

Kapitel Zwei
    Stephen Metcalfe - alias Daniel Eigen, alias Nicolas Mendoza, alias Eduardo Moretti, alias Robert Whelan - schloss die Tür hinter sich und überzeugte sich davon, dass sie ganz verriegelt war. Zur besseren Schalldämmung saß die Stahltür in einer dicken Gummidichtung.
    Natürlich war der gesamte Raum, in dem er jetzt stand, mit modernsten technischen Mitteln schallgedämmt. Tatsächlich war es ein doppelwandiger Raum innerhalb eines Raums, der auf Stahlplatten und einer fünfzehn Zentimeter dicken Gummischicht ruhte und von ihnen umgeben war; selbst die Luftschächte waren mit Gummi und Glasfasermaterial isoliert. Der niedrige Raum war aus neuen Hohlblocksteinen gemauert, die im typischen Grau der U.S. Army gestrichen waren.
    Von dem frischen grauen Anstrich war jedoch nicht viel zu sehen, weil alle Wände mit kompliziert aussehenden Konsolen zugestellt waren. Sogar Metcalfe kannte nicht einmal die Hälfte dieser Geräte, obwohl er mindestens einmal pro Woche vorbeikam. Aber er kannte die Kurzwellen-Funkgeräte Mark XV und Paraset, Fernschreiber, Telefone mit automatischer Verschlüsselung, die Chiffriermaschine M-209 und Drahtspeichergeräte.
    Die Konsolen wurden von zwei jungen Männern bedient, die Kopfhörer

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