Der Tristan-Betrug
einem Sprung übers Drehkreuz. Hinter sich hörte er Geschrei, dann einen schrillen Pfiff aus einer Trillerpfeife. Bestimmt war der NKWD-Mann dicht hinter ihm, aber Metcalfe hatte nicht die Zeit, sich davon zu überzeugen.
Er rannte an Marmorsäulen und Mosaikwänden, unter Kristallkronleuchtern weiter, deren Schönheit umwerfend wirkte, weil sie so unerwartet kam. Paläste des Volkes, hatte Stalin die Metro genannt, und Metcalfe sah, weshalb. Er erreichte einen Durchgang, aus dem Menschenmassen strömten, und befand sich dort an einer von unten heraufkommenden Rolltreppe. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge, bewegte sich in Gegenrichtung, ignorierte die aufgebrachten Proteste und hastete die erstaunlich steile, schnell heraufkommende stählerne Rolltreppe hinunter. Sie stand voller Fahrgäste, die kaum ein Durchkommen zuließen, aber weil der NKWD-Agent ihm so dicht auf den Fersen war, konnte Metcalfe nicht aufgeben und wieder nach oben fahren. Also kämpfte er weiter gegen den Menschenstrom an und versuchte, die Rolltreppe entgegen der Fahrtrichtung hinunterzurennen. Aber er kam nur langsam, allzu langsam voran!
Laute Stimmen und das Schrillen von Trillerpfeifen bewiesen ihm, dass die Verfolger dicht hinter ihm waren. Nun waren es mehr als nur einer; der blonde NKWD-Agent hatte Verstärkung bekommen. In seinem verzweifelten Bemühen, trotz der Menschenmassen auf der Rolltreppe schneller voranzukommen, fiel Metcalfes Blick auf die gut einen halben Meter breiten Stahlabdeckungen auf beiden Seiten der Rolltreppe. Konnte er auf die Abdeckungen springen und hinunterlaufen? Sie wurde jedoch alle zwei Meter von reich geschmückten zylinder-förmigen Leuchten unterbrochen, die diese Rolltreppe erhellten.
Metcalfe blieb keine andere Wahl. Er sprang auf die stählerne Abdeckung, prallte gegen die nächste Leuchte, und sie zersplitterte. Überall wurde gekreischt. Die Abdeckung fiel so steil ab, dass er keinen Halt fand. Er rutschte hinunter und zerschmetterte eine Lampe nach der anderen, bis er sich endlich an dem niedrigen Rolltreppengewölbe abstützen und seine Geschwindigkeit etwas abbremsen konnte, auch wenn er auf seinem Weg nach unten weitere Glaszylinder demolierte.
Endlich sprang er zu Boden und verfehlte nur knapp eine dort sitzende uniformierte Aufseherin - eine dürre Alte, die von ihrem Stuhl aufsprang und ihn ankreischte, er solle stehen bleiben. Aber Metcalfe rannte weiter, ohne sich um das Chaos zu kümmern, das hinter ihm ausgebrochen war.
Die U-Bahn, aus der die Menschenmassen gekommen waren, stand noch da. Aus den Deckenlautsprechern kam ein Warnsignal aus vier Tönen, das die bevorstehende Abfahrt ankündigte. Metcalfe stürmte darauf zu und sprang in den nächsten Wagen, als die Türen sich eben schlossen.
Er brach auf dem Boden zusammen, ohne auf die schockierten Blicke der Fahrgäste zu achten. Ein alter Mann, der mit einem Kind, vermutlich seinem Enkel, unterwegs war, wich vor Metcalfe zurück und legte die Arme schützend um den Kleinen.
Aber er hatte es geschafft! Der Zug fuhr schnell an. Metcalfe vermutete, der NKWD-Mann sei auf dem Bahnsteig zurückgeblieben. Trotzdem musste er annehmen, dass der NKWD auf solche Fälle vorbereitet war. Es musste Telefonverbindungen zwischen den Bahnhöfen geben; der NKWD-Agent, der sich als sehr einfallsreich erwiesen hatte, konnte telefonisch veranlassen, dass andere bereitstanden, wenn der Amerikaner auf dem nächsten Bahnhof ausstieg.
Als Metcalfe aufstand, sah er jedoch, dass es ihm keineswegs gelungen war, den Blonden abzuschütteln.
Er war da, im nächsten Wagen, und versuchte, die nur im Notfall zu öffnende Tür zwischen den beiden Waggons zu öffnen. Jesus! Als sei dieser verdammte Kerl an ihm festgekettet! Metcalfe sah, wie der Mann sich herumwarf, zum anderen Ende seines Wagens rannte und nach einer Amtsperson rief -vielleicht nach einem Schaffner oder einem Milizionär. War in diesem Wagen einer? Oder im nächsten?
Plötzlich wurde der Zug mit kreischenden Bremsen langsamer und hielt mitten im Tunnel. Die Wände auf beiden Seiten waren dunkel.
Irgendwie hatte der NKWD-Mann es geschafft, die U-Bahn zu stoppen, und Metcalfe saß nun in der Falle. Oder hatte er einfach die Notbremse gezogen?
Aber Metcalfe dachte nicht daran, sich kampflos zu ergeben. Er war mit einem Sprung an der Tür, schob seine Finger zwischen die Gummidichtungen und versuchte, die Türhälften zu öffnen. Aber sie ließen sich nicht bewegen. Der Öffnungsmechanismus
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