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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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das ein Fehler gewesen wäre. Sein Verfolger hatte gesehen, dass er ihn getroffen hatte, aber er würde ihn nicht ohne weiteres für tot halten. Das wäre eine sorglose Annahme gewesen, die nicht zu einem Agenten passte, der sich bisher als clever und gründlich erwiesen hatte. Eher würde der Mann am nächsten Bahnhof aussteigen, um dort auf Metcalfe zu warten - oder an der Spitze eines Suchtrupps durchs Tunnelsystem zurückkommen. Dazu musste der U-Bahn-Verkehr zeitweilig eingestellt werden, aber das konnte der NKWD selbstverständlich anordnen. Nein, für Metcalfe war es bestimmt gefährlich, zum letzten U-Bahnhof zurückzukehren oder zum nächsten weiterzugehen, von dem aus die Suche vermutlich beginnen würde.
    Er saß in der Falle.
    Trotzdem durfte er nicht einfach hier bleiben. Es musste einen Ausweg geben. Metcalfe ging auf dem schmalen Streifen neben dem Gleisbett weiter, horchte aufs ferne Rattern einer näher kommenden U-Bahn und leuchtete mit seiner Taschenlampe Wände und Decke des Tunnels ab, um vielleicht einen Entlüftungsschacht oder eine andere Fluchtmöglichkeit zu finden. Der U-Bahn-Tunnel machte eine Rechtskurve, nach der er sich verzweigte. Nein, das stimmte nicht ganz, wie Metcalfe sah, als er diese Stelle erreichte: Die Weiche an der Abzweigung war noch nicht betriebsbereit; das neue Gleis führte in einen Tunnel, der sich noch im Bau befand. Seine erst teilweise vermauerten Wände bestanden überwiegend aus nackter Erde hinter einer Stahlverschalung.
    Das war allerdings viel versprechend. Ein im Bau befindlicher Tunnel führte bestimmt zu einem Zugang für Arbeiter, vielleicht zu einem Schacht, durch den sie vor Ort gelangten. Als Metcalfe in den unfertigen Tunnel abbog, stieg ihm sofort fauliger Schwefelgestank in die Nase. Wahrscheinlich verlief irgendwo in der Nähe ein Abwasserkanal. An einer Stelle sah er mehrere leere Wodkaflaschen herumliegen. Sie konnten nicht von Arbeitern stammen, sondern waren eher ein Anzeichen dafür, dass in den Moskauer U-Bahn-Tunnels Obdachlose lebten, die hier zeitweilig Zuflucht fanden. Auch das schien darauf hinzudeuten, dass es hier tatsächlich einen weiteren Ausgang gab.
    Metcalfe war seit ungefähr einer halben Stunde unterwegs, und sein Tempo wurde durch den pochenden Schmerz in der linken Schulter merklich gebremst. Der Blutverlust hatte ihn geschwächt. Er würde die Wunde behandeln lassen müssen -aber wo? Ein Moskauer Krankenhaus mit all den Fragen, die man ihm stellen, und all den Berichten, die das Personal schreiben würde, kam definitiv nicht in Frage. Roger war als Sanitäter ausgebildet . aber Roger, daran erinnerte Metcalfe sich kummervoll, war tot. Folglich blieb nur Lana übrig. Vielleicht konnte sie einen vertrauenswürdigen Arzt holen, wenn er ihr die Dokumente überbrachte.
    Je weiter er dem Tunnel folgte, desto fertiger wirkte er. Er wurde offenbar von außen nach innen gebaut. Hier waren die Wände bereits vermauert und die Gleise gelegt. Die Abfolge der Arbeiten war verwirrend, aber das traf auf vieles zu, was unter der Sowjetbürokratie entstand.
    Aber dann endete der Tunnel abrupt vor einem dem Profil angepassten Stahlschott, in das ein großes Tor mit Fußgängertür eingelassen war. Tor und Tür waren völlig glatt, wiesen weder Griff noch Klinke auf und hätten sich nur mit dem richtigen Schlüssel aufsperren lassen. Dies war offenbar eine Sicherheitsmaßnahme, die verhindern sollte, dass Unbefugte die Baustelle betraten. Metcalfe untersuchte das Stahlschott mehrere Minuten lang, aber die Sache war aussichtslos. Hier gab es kein Durchkommen.
    Frustriert, erschöpft und mit heftig schmerzender Schulter kehrte er um und ging den Weg zurück, den er gekommen war. Jetzt saß er erst recht in der Falle, denn vor ihm lag nur noch der Haupttunnel, der in beiden Richtungen zu Bahnhöfen führte, auf denen NKWD-Leute warten würden, um ihn abzufangen. Wäre Metcalfe nicht verletzt gewesen, hätte er sich vielleicht irgendwo für Stunden oder sogar Tage verkriechen können. Aber er verlor weiter Blut und wusste recht gut, dass er die Kälte nicht mehr lange würde ertragen können.
    Er brauchte einen Plan, verdammt noch mal, aber wie sollte der aussehen?
    Metcalfe glaubte einen Augenblick lang, Stimmen zu hören, und blieb stehen, um zu horchen. Ja, das waren Stimmen. Woher käme sie?
    Er war noch immer mehrere hundert Meter vom Haupttunnel entfernt. Bedeutete das, dass ein Suchtrupp hierher unterwegs war und ihm in dieser Sackgasse den

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