Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
weiteren Mann ist.«
    »Aber wer bist du?«
    Einige Minuten später saß Metcalfe mit den vier Russen am Feuer. Der Mann namens Serjoscha hatte eine hässliche Beule an der Stirn.
    Metcalfe hatte seine wattierte Jacke ausgezogen und hielt einen schmutzigen Leinenstreifen von einem alten Bettlaken auf seine Schulterwunde gedrückt. Bekommen hatte er ihn von dem Mann mit dem uralten Revolver, der offenbar der Anführer dieser bunt zusammengewürfelten Gruppe war. Metcalfe hatte sich als Moskaubesucher aus der Ukraine ausgegeben und berichtete von einem missglückten Straßenraub und seiner anschließenden Flucht vor der Polizei, bei der er in die U-BahnTunnels geraten war.
    »Und ihr?«, fragte er. »Wie lange lebt ihr schon hier unten, Jungs? Und wo sind wir hier überhaupt?«
    »In einem Luftschutzbunker«, antwortete der erste Mann, der sich als Arkadi vorgestellt hatte.
    Metcalfe musterte ihn skeptisch. »Mit so viel Marmor?«
    »Warum sollten die Bonzen leiden müssen?« Arkadi zündete sich eine Zigarette an. Er bot auch Metcalfe eine an, der dankend ablehnte. »Der Saal gehört zum Metrozwo-Komplex«, sagte er. »Mitsamt dem Spezialtunnel.«
    »Du meinst den Spezialzug, der in Notfällen für die Parteiführung bereitsteht«, sagte Metcalfe nickend. Aus Gerüchten und vagen Geheimdienstmeldungen wusste er von einer geheimen U-Bahn, mit der die Kremlspitze in eine rund fünfzig Kilometer entfernte unterirdische Stadt gelangen konnte.
    »In der klassenlosen Gesellschaft sind manche gleicher als die anderen.« Arkadi grinste sarkastisch.
    »Gibt's hier unten mehr als einen Luftschutzraum?«
    Arkadi und die anderen lachten. »Ein Wunder, dass all die neuen Hochhäuser nicht in der Erde versinken«, sagte ein graubärtiger Professorentyp, der einen langen schwarzen Mantel trug, »so viel wird hier unten gebuddelt. Tief unter der gewöhnlichen Metro, an einigen Stellen über hundert Meter tief, liegen zehn bis zwölf Bunkergeschosse. Ein riesiges System aus Bunkern und Tunnels für Stalin und seine Kumpane. Und alles von Sklaven erbaut!«
    »Ich dachte, es sei ganz von Komsomol-Freiwilligen erbaut worden«, warf ein anderer trocken ein.
    Erneutes Gelächter. »Die Komsomol-Freiwilligen waren bloß für die Pressefotografen da«, sagte der Professor. »Ausgeschachtet wurden die Tunnels von Zwangsarbeitern mit Schaufel und Pickel.«
    »Ach komm, auch die Zaren haben seit Jahrhunderten unter der Stadt graben lassen«, sagte Arkadi. »Iwan der Schreckliche hat sich tief unter dem Kreml eine Folterkammer erbauen und dann die Bauarbeiter umbringen lassen, damit niemand ihre Existenz verraten konnte. Sein Großvater hat sogar seine unermesslich kostbare Bibliothek, seine Sammlung alter hebräischer und byzantinischer Schriftrollen, irgendwo hier unten in einer Art ägyptischem Sarkophag vergraben lassen, damit sie nicht gestohlen werden konnte. Sie ist nie wieder gefunden worden.«
    »Die berühmte verschollene Bibliothek Iwans des Schrecklichen, so heißt sie«, ergänzte der Professor. »Weil Iwan IV. sie gefunden und seinerseits wieder vergraben hat. Und Stalin, unser eigener Iwan der Schreckliche ... Nun ja, tief unter der Stadt soll es auf seinen Befehl angelegte Massengräber geben. Schließlich mussten die Millionen von Russen, die er hat hinrichten lassen, irgendwo begraben werden.«
    »Stalin hat Luftschutzbunker bauen lassen«, sagte Metcalfe nachdenklich. »Wann hat er damit angefangen?«
    »Im Jahr 1929«, antwortete Arkadi prompt. »Und er lässt weiter Bunker bauen.«
    »Stalin rechnet damit, dass Moskau angegriffen wird.«
    »Natürlich.«
    »Aber sein Vertrag mit Nazi-Deutschland?«
    »Stalin rechnet immer mit Krieg! Er rechnet stets damit, angegriffen zu werden. Er spricht von Einkreisung durch die Kapitalisten, von Feinden, die nichts lieber täten, als das bolschewistische Kleinkind in der Wiege zu ersticken.«
    »Greifen die Deutschen also an .«
    »Dann ist er vorbereitet«, sagte Arkadi. »Das ist geradezu typisch für Stalin. Er ist ständig kriegsbereit. Er traut keinem Verbündeten. Er traut nur sich selbst. Aber weshalb interessiert dich das alles? Was für eine Art Straßenräuber bist du, dass Kriege und Landesverteidigung dich so interessieren?«
    Metcalfe wehrte seine Frage mit einer Gegenfrage ab.
    »Und wer seid ihr? Entschuldigt, wenn ich das sage, aber ihr seid eigentlich keine . Ihr sprecht viel zu gebildet, um .«
    »Um Stadtstreicher zu sein? Penner?«, fragte Arkadi.
    »Aber wir sind

Weitere Kostenlose Bücher