Der Tristan-Betrug
musste es einen guten Grund geben.
»Was ich hier tue?«, erwiderte Corcoran. »Die entscheidende Frage ist doch: Was tun Sie hier?« Er machte kehrt, ging in den Raum zurück, aus dem er gekommen war, und bedeutete Metcalfe, ihm zu folgen.
Metcalfe schloss die Tür hinter sich. Der Alte wollte ihn offenbar unter vier Augen sprechen. Aus Corkys Art sprach eine Dringlichkeit, die Metcalfe bei ihm nie zuvor erlebt hatte.
Im Nebenraum standen alle möglichen Büromaschinen, auch eine deutsche Schreibmaschine für Passierscheine und Kennkarten. Eine kleine Druckerpresse diente zur Herstellung von einfachen Fälschungen - schwieriger zu fälschende Dokumente kamen im Allgemeinen aus New York oder London - wie französische Reise- und Arbeitsgenehmigungen. Auf einem Tisch lagen alle möglichen Stempel, darunter eine gute Fälschung eines deutschen Zensurstempels. In einer Ecke des Raums, neben dem Garderobenständer mit Uniformen, stand ein Eichenschreibtisch, auf dem sich Papiere stapelte. Eine Leselampe mit grünem Schirm warf einen scharf begrenzten Kreis aus Licht.
Corcoran setzte sich hinter den Schreibtisch und forderte Metcalfe mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen. Die einzige andere Sitzgelegenheit war ein an der Wand stehendes Feldbett. Metcalfe setzte sich unruhig, besorgt. Die gestohlenen Unterlagen legte er neben sich.
Der Alte musterte ihn zunächst schweigend. Seine Augen waren blass, hinter der fast farblosen Hornbrille wässrig grau.
»Ich bin bitter enttäuscht von Ihnen, Stephen«, sagte Corcoran leise. »Ich habe Unmengen von kostbaren Ressourcen aufgewandt, um Sie hier zu etablieren, und was haben Sie dafür vorzuweisen?«
»Sir ...«, begann Metcalfe.
Aber Corcoran ließ sich nicht beirren. »Die Zivilisation, wie wir sie kennen, wird von Hitlers gefräßigem Rachen verschlungen. Die Nazis haben Polen, Norwegen, Dänemark, Holland, Belgien, Luxemburg und nun Frankreich erobert. Sie haben die Briten gezwungen, aus Dünkirchen zu flüchten. Sie bomben London in Schutt und Asche. Der Kerl hat den ganzen Sandkasten für sich allein. Großer Gott, junger Mann, dies kann das Ende der freien Welt bedeuten. Und Sie ... Sie schnüren bustiers auf, um Himmels willen!« Er zog eine Rolle Pep-O-Mint Life Savers heraus und steckte sich einen Drops in den Mund.
Metcalfe griff sich inzwischen die Papiere, die auf dem Feldbett neben ihm lagen, und schwenkte sie vor seinem Boss und Mentor. »Sir, mir sind gerade die streng geheimen Pläne für den großen deutschen U-Boot-Stützpunkt in Saint-Nazaire an der Atlantikküste in die Hände gefallen ...«
»Ja, ja«, unterbrach Corcoran ihn ungeduldig, während er den Life Saver zerkaute. »Die deutschen Verbesserungen des Schleusensystems an der Einfahrt zu den U-Boot-Bunkern. Die habe ich schon gesehen.«
»Was?«
»Sie sind nicht mein einziger Agent, junger Mann.«
Metcalfe lief rot an, konnte die in ihm aufsteigende Empörung nicht unterdrücken. »Wer hat sie Ihnen beschafft? Das wüsste ich gern. Setzen Sie mehrere Agenten auf dasselbe Objekt an, besteht die Gefahr, dass wir einander in die Quere kommen, stolpern und die ganze Sache vermasseln.«
Corcoran schüttelte abwehrend den Kopf. »Sie wissen genau, dass Sie mich das nicht fragen dürfen, Stephen. Keiner meiner Agenten weiß jemals, was ein anderer Agent tut - das ist ein ehernes Gesetz.«
»Das ist auch verrückt ... Sir.«
»Verrückt? Nein, es ist vernünftig. Das allmächtige Prinzip der Untergliederung. Jeder von euch darf nur wissen, was er über seinen Auftrag, über seine Kollegen unbedingt wissen muss. Sonst fliegt das ganze Netzwerk auf, wenn auch nur einer von euch verhaftet und gefoltert wird.«
»Deswegen haben wir die Zyankalipillen bekommen«, wandte Metcalfe ein.
»Ja. Die aber nur hilfreich sind, wenn man eine gewisse Vorwarnzeit hat. Aber was ist, wenn Sie plötzlich geschnappt werden? Ich will Ihnen etwas erzählen: Einer meiner Agenten -dem ich einen wichtigen Posten bei der Companie Française des Petroles verschafft hatte - ist vor einer Woche von der Gestapo verhaftet worden. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört. Unglücklicherweise ist er jemand, der von der Existenz dieser Einrichtung hier weiß.« Corkys Handbewegung umfasste die gesamte Höhle. »Was ist, wenn er redet? Was ist, wenn er sich umdrehen lässt? Das sind die Fragen, die mir den Schlaf rauben.«
Danach herrschte einen Augenblick Schweigen. »Was führt Sie hierher, Sir?«
Corky schob die
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