Der Tristan-Betrug
zunichte zu machen.«
»Das darf nicht passieren«, knurrte Corcoran.
»Genau. Und ich verspreche Ihnen, zu tun, was ich kann, damit alles im Gleis bleibt. Ich verstehe mich darauf, sie unter Kontrolle zu halten.« Er starrte den Alten mit wilder Entschlossenheit an. Corky musste unbedingt glauben, was er jetzt sagte. Davon hing alles ab.
Corcoran musterte ihn mit einem Röntgenblick; er schien zu versuchen, bis in Metcalfes Seele einzudringen.
Eine ganze Minute verstrich, bevor er sagte: »Chip Nolan wohnt hier im Hotel Bellevue Palace. Von ihm bekommen Sie alle Papiere, die Sie brauchen.«
Alfred Corcoran saß in seinem Sessel, starrte ins Kaminfeuer und rauchte. Er war überrascht und, ehrlich gesagt, ziemlich verärgert gewesen, als er feststellen musste, dass Stephen Metcalfe noch lebte. Amos Milliard war selbst ermordet worden, bevor er das Sicherheitsrisiko namens Metcalfe hatte eliminieren können.
Corcoran war jedoch stolz darauf, ein vorbildlich pragmatisch denkender Mann zu sein. Er war schon immer der Überzeugung gewesen, erfolgreiche Unternehmen erforderten ständige Improvisation. So sei es. Metcalfes Einschätzung der russischen Ballerina war vermutlich zutreffend. Also sollte er nach Berlin fahren und dafür sorgen, dass das Unternehmen WOLFSFALLE im Gleis blieb. Vielleicht war es sogar gut, dass die Dinge sich so entwickelt hatten.
Seine Schweizer Haushälterin kam mit einem Silbertablett herein und schenkte ihm eine Tasse dampfenden Darjeelings ein.
»Danke, Frau Schibli«, sagte der Alte. In Bezug auf seinen Aufenthalt hier in Bern war er so vorsichtig, dass er Chip Nolan sogar gebeten hatte, diese harmlose Hausfrau zu überprüfen. Man konnte nie zu vorsichtig sein.
Er griff nach dem Telefonhörer, wählte die Nummer des Hotels Bellevue Palace und ließ sich mit Chip Nolans Zimmer verbinden.
Das Bellevue Palace stand mit weiter, prachtvoller Aussicht hoch über der Aare in der Kochergasse. Nolans Suite war kaum weniger geräumig oder prächtig, was Metcalfe dem FBIAgenten ohne Zögern mitteilte.
»J. Edgar Hoover bewilligt euch Jungs anscheinend recht üppige Spesen«, neckte Metcalfe den kleinen, zerzausten Mann.
Chip, dessen haselnussbraune Augen sich zu trüben schienen, beobachtete ihn wachsam. »Mr Hoover weiß, wie wichtig es ist, unser weltweites Aufklärungsnetz auszubauen . James. So heißen Sie doch? James?«
Metcalfe war einen Augenblick lang verwirrt, aber dann fiel ihm ein, dass der FBI-Mann nicht völlig eingeweiht war, weil Corcorans strikt eingehaltene Segmentierung es erforderlich machte, dass er die wahre Identität von Corkys Agenten nicht erfahren durfte.
»Stimmt ungefähr«, sagte Metcalfe.
»Wie wär's mit einem Drink?«, fragte Nolan, indem er an den Barschrank trat. »Whiskey? Gin? Oder nach Ihrem Besuch bei Mütterchen Russland vielleicht lieber Wodka?«
Metcalfe missfiel das anzügliche Grinsen auf dem Gesicht des FBI-Agenten. »Danke, nichts für mich.«
Nolan mixte sich einen Scotch mit Eis. »Sie waren schon früher drüben, stimmt's?«
»In Russland, meinen Sie?« Metcalfe zuckte mit den Schultern. »Einige Male.«
»Stimmt; jetzt fällt's mir wieder ein. Sie sprechen Russisch, nicht wahr?«
»Ein bisschen.«
»Hat's Ihnen gefallen?«
»Was gefallen? Russland?«
»Das sozialistische Utopia. Was hat ein Russlandbesucher gleich wieder gesagt? >Ich war in der Zukunft drüben, und sie funktionierte«
»Wenn das die Zukunft ist«, sagte Metcalfe, »sitzen wir alle in der Scheiße.«
Nolan schmunzelte sichtlich erleichtert. »Das können Sie laut sagen! Aber wenn man Corky über die Russen reden hört, hat man fast den Verdacht, dass er sie zu milde beurteilt.«
»Nein, ich denke, das liegt nur daran, dass er die Nazis im Augenblick mehr fürchtet.«
»Klar, aber genau diese Angst hat viel zu viele patriotische Amerikaner in Rote verwandelt.«
»Wer Stalins Russland mit eigenen Augen gesehen hat - wer wirklich gesehen hat, was das System Menschen antut -, wird niemals Kommunist werden.«
»Bravo!«, sagte Nolan und hob sein Glas, um Metcalfe zuzutrinken. »Erzählen Sie das Ihren Freunden aus dem Gesellschaftsregister.«
»Zum Beispiel wem?«
»Corkys Jungs. Ich habe inzwischen einige von ihnen kennen gelernt, und sie kennen anscheinend nur ein einziges Thema: Hitler hier und Hitler dort, die Nazis, der Faschismus . Man könnte glauben, sie hätten nie einen Gedanken darauf verschwendet, was passieren würde, wenn Onkel Joe seinen Willen
Weitere Kostenlose Bücher