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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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angekommen und hatte sich von einem alten, klapprigen Taxi mit einem ebenso alten Fahrer zum Hotel Adlon am Pariser Platz bringen lassen. Die Straßenbeleuchtung war abgestellt, sodass die einzigen Lichtquellen die zu schmalen Schlitzen verdunkelten Verkehrsampeln an der Kreuzung Unter den Linden und Wilhelmstraße sowie gelegentlich aufblitzende Taschenlampen waren, die von Fußgängern nach unten gerichtet getragen und wie Glühwürmchen ein- und ausgeschaltet wurden. Das Innere der vorbeifahrenden Busse und Straßenbahnen war in fahles blaues Licht getaucht, in dem die Fahrgäste geisterhaft wirkten. Die wenigen Autos, die auf den Straßen unterwegs waren, hatten Tarnblenden vor ihren Scheinwerfern. Selbst der Eingang des Hotels Adlon, das sonst so elegant und einladend gestrahlt hatte, war durch dunkle Vorhänge abgeschottet, hinter denen sich die hell beleuchtete Hotelhalle verbarg.
    In Berlin war seit der Machtübernahme der Nazis viel gebaut worden, aber die Neubauten bedeuteten kaum eine Verschönerung. Görings Reichsluftfahrtministerium in der Wilhelmstraße, Hitlers Neue Reichskanzlei ... Die Architektur der Nazis war sinister, monumental und einschüchternd. In vielen Stadtbezirken waren als Luftabwehrstellungen riesige Flaktürme aus Stahlbeton errichtet worden. Berlin war eine belagerte Stadt, die sich mit dem Rest der Welt im Krieg befand, und seine Einwohner schienen die Kriegsbegeisterung ihrer Führung nicht zu teilen.
    Zu Metcalfes Überraschung händigte der Hotelangestellte am Empfang ihm einen Block Lebensmittelkarten aus, die ihn zum Bezug von soundso viel Gramm Butter, Brot oder Fleisch berechtigten. Der Angestellte erklärte ihm, ohne Marken bekomme man in Restaurants nicht zu essen, selbst wenn man von jemandem zum Mittag- oder Abendessen eingeladen sei. In ganz Berlin könne man nur mit Lebensmittelmarken essen.
    Metcalfe wandte sich an den Chefportier, um eine Karte für die Sondervorstellung des Bolschoiballetts zu bekommen, das an diesem Abend in der Staatsoper, ebenfalls Unter den Linden, auftreten würde. Als er dann in seinem Zimmer auspackte, klingelte das Telefon. Der Anrufer war ein Beamter der Reichsbank, der sich, wie von Chip Nolan angekündigt, bei ihm meldete.
    Sie trafen sich in der Hotelhalle. Der Deutsche, der sich als Ernst Gerlach vorstellte, war ein dicklicher Mann mittleren Alters mit gezupften Augenbrauen und beginnender Glatze. Er trug einen gut geschnittenen grauen Dreiteiler; an seinem Revers prangte ein rotgoldenes Parteiabzeichen mit dem Hakenkreuz. Obwohl er nur zur mittleren Führungsebene der Reichsbank gehörte, legte er eine gewisse Arroganz an den Tag, als betrachte er Metcalfe - Willam Quilligan - lediglich als einen Lakaien, den er in dienstlichem Auftrag zu empfangen und zu unterhalten habe.
    »Kennen Sie Berlin schon, Mr Quilligan?«, fragte Gerlach, als sie in der Hotelbar in Klubsesseln saßen.
    Metcalfe musste blitzschnell überlegen. »Nein, dies ist mein erster Besuch.«
    »Nun, der Zeitpunkt dafür ist vielleicht nicht ideal gewählt. Wie Sie bestimmt schon gesehen haben, muss das deutsche Volk viele Entbehrungen auf sich nehmen. Aber dank des Feldherrengenies des Führers und mit Hilfe wichtiger finanzieller Einrichtungen wie Ihrer Bank werden wir letztlich siegen. Wie wär's mit einem Drink?«
    »Danke, ich möchte nur einen Kaffee.«
    »Den kann ich nicht empfehlen, Mr Quilligan. Heutzutage gibt's überall nur Ersatzkaffee. Die nationalsozialistische Kaffeebohne, wie sie genannt wird . nun, wissen Sie, in der Werbung heißt es, sie sei >gesund, stärkend, aromatisch, geschmacklich nicht von echtem Kaffee zu unterscheiden !< Was die Werbung verschweigt, ist die Tatsache, dass kein Mensch dieses Spülwasser trinken kann. Wie wär's stattdessen mit einem guten deutschen Weinbrand?«
    »Dann also Weinbrand.« Metcalfe legte einen großen versiegelten braunen Umschlag auf den Tisch zwischen ihnen und schob ihn zu dem Bankier hinüber. Er wollte das Geschäftliche so rasch wie möglich erledigen, damit er sich auf den Weg hinüber in die Staatsoper machen konnte. Es gab weit wichtigere Dinge zu tun, als sich das Geschwätz dieses korpulenten Nazis anzuhören. »Dieser Umschlag enthält die angekündigten Unterlagen«, sagte Metcalfe, »und alle nötigen Erläuterungen. Ich darf Sie bitten, sie unterzeichnen zu lassen und mir baldmöglichst zurückzugeben.«
    Die Impertinenz des Amerikaners schien Gerlach leicht zu erstaunen. Geschäfte durften erst

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