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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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schlurfenden Schritte des Russen, als der NKWD-Agent mit ihm Schritt hielt.
    Diesmal gab es keinen Ausweg.
    Ein Scharren auf den Gehsteigplatten.
    Ein fremder Schuh. Plötzlich ein anderes Geräusch: das Scheppern einer auf den Gehsteig fallenden Pistole. Die Waffe war nicht mehr an seine Schläfe gedrückt!
    Metcalfe wagte es, den Kopf zur Seite zu drehen, und sah den Mann, der ihn überfallen hatte, zusammengesackt neben sich liegen; er sah den zurückgeworfenen Kopf und den Schaum vor dem Mund, hörte eigenartige Geräusche. Die Augen des Russen waren so verdreht, dass nur mehr das Weiße sichtbar war; er gab seltsam gurgelnde, erstickte Laute von sich, die er mit Schaum vor dem Mund herauswürgte.
    Der Angreifer starb vor seinen Augen, aber weshalb?
    Metcalfe warf sich herum, versuchte zu begreifen, wie das passiert war.
    Der Mann, den er hinter sich stehen sah, erklärte alles.
    Chip Nolan.
    Der FBI-Agent stand mit einer Injektionsspritze in der rechten Hand da. Er hielt sie hoch, um Metcalfe die Nadel zu zeigen. »Ein hoch wirksames Betäubungsmittel«, erklärte er ihm. »Chloralhydrat. In den Nacken injiziert, wirkt es blitzartig - und absolut tödlich. Dieser Commie-Schweinehund wacht nicht mehr auf. Nie mehr.«
    »Jesus!«, sagte Metcalfe aufatmend. »Gott sei Dank, dass Sie rechtzeitig da waren, aber ... was machen Sie in Berlin?«
    Nolan lächelte schwach. »Jeder darf nur erfahren, was er wissen muss, haben Sie das vergessen? Habe ich Sie nicht aufgefordert, in Berlin vorsichtig zu sein?«
    »Okay, Sie haben mich vor der Gestapo gewarnt. Vom NKWD haben Sie kein Wort gesagt.«
    »Ich dachte nicht, dass ich Sie auch vor diesen Schweinehunden warnen müsste. Ich dachte, Sie hätten selbst erlebt, wozu sie imstande sind. Diese Scheißkerle! Macht so richtig Spaß, auf deutschem Boden russisches Blut zu vergießen.« Er versetzte dem toten NKWD-Agenten einen Tritt. Der Mann war tot, schlaff, sein Gesicht grau.
    »Dafür bin ich Ihnen was schuldig, Mann«, sagte Metcalfe. »Ich wäre erledigt gewesen.«
    Chip nickte bescheiden. »Passen Sie nächstes Mal besser auf sich auf, James«, sagte er und steckte die Spritze ein, als er davonschlenderte. Seine Stimme wurde vom Brummen und Rattern einer Militärkolonne, die in Richtung Brandenburger Tor vorbeirollte, fast übertönt.
    Metcalfe war noch benommen, und ihm war vor Erleichterung fast schwindlig. Er sah sich kurz um, als müsse er sich erst wieder orientieren. Dann ließ er den Russen liegen und hastete zur Außenmauer des Opernhauses zurück, um möglichst viel Abstand zwischen ihn und sich zu bringen.
    Auf der niedrigen Treppe stand eine Gestalt genau dort, wo der Russe sich angeschlichen und ihm die Pistole an die Schläfe gesetzt hatte. Metcalfe zog seine eigene Waffe.
    Dann erkannte er den Mann. Dort stand Kundrow mit einem rätselhaften Lächeln auf dem Gesicht. Als Metcalfe herankam, fragte Kundrow: »Wer war das?«
    »Der Kerl mit der Pistole? Ich dachte, das wüssten Sie - er ist ein Landsmann von Ihnen.«
    »Nein, nicht der stschelkuntschik.«
    »Er ist einer meiner Leute.«
    »Er kommt mir bekannt vor. Irgendwo habe ich sein Gesicht schon mal gesehen. Vielleicht in einem unserer Fahndungsbücher. Nun, wäre er nicht dazwischengegangen, hätte ich innerhalb einer Woche den zweiten stschelkuntschik umlegen müssen. Nicht gut für meinen Ruf. Der NKWD verringert die Zahl seiner Mitarbeiter lieber selbst.«
    »Er zieht es vor, Hinrichtungen selbst durchzuführen.«
    »Genau. Sie sind hier, um Lana wiederzusehen. Sie können nicht von ihr lassen. Auch wenn Sie Lana damit gefährden.«
    »Nein, das ist's nicht. Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Der Russe zündete sich eine Zigarette an - eine deutsche Juno, wie Metcalfe auffiel. »Sie hätten genug Vertrauen zu mir, um mich um Hilfe zu bitten?«, fragte Kundrow, indem er aus geweiteten Nasenlöchern zwei Rauchfahnen ausstieß.
    »Sie haben mir das Leben gerettet. Und Lana auch.«
    »Grashdanka Baranowa ist ein völlig anderer Fall.«
    »Das ist mir klar. Ich frage mich, ob Sie wissen, dass Sie in Lana verliebt sind.«
    »Sie kennen bestimmt das russische Sprichwort: >Liebe ist blind. Man kann sich in einen Ziegenbock verlieben.««
    »Lana ist kein Ziegenbock.« Der Russe versuchte Ausflüchte; aber das störte Metcalfe nicht weiter. Ehrlichkeit war nicht immer die beste Politik.
    »Ganz sicher nicht. Sie ist eine bemerkenswerte Frau.«
    »Ein Ausdruck, den ich mehr als einmal benützt habe, um sie zu

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