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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Frau nicht länger ignorieren; sie war zu beharrlich, zu hartnäckig. Er betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen und phlegmatischer Miene.
    »Tut mir Leid, aber Sie verwechseln mich mit jemandem, fürchte ich.«
    »Was?«, fragte die Blondine empört. »Ich verwechsle dich mit jemandem? . Vielleicht mit einem Gentleman, meinst du das? Niemand behandelt Eva Hauptmann wie ein Flittchen, merk dir das, Daniel Eigen!«
    »Madam«, sagte Metcalfe bestimmt, »Sie täuschen sich. Wir kennen uns nicht. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.«
    Er schüttelte den Kopf und verdrehte, an den Bankier gewandt, der ihn entgeistert anstarrte, die Augen. »Das muss an meinem Allerweltsgesicht liegen«, sagte Metcalfe.
    »Ich werde immer wieder mit anderen Leuten verwechselt. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich will noch mal auf die Toilette. Der erste Akt ist ziemlich lang.«
    Metcalfe wandte sich ab und bahnte sich rasch einen Weg durch die Menge, als habe er es eilig, auf die Toilette zu kommen.
    Hinter sich hörte er die empörte Frau rufen: »Und so was will ein Gentleman sein!«
    Tatsächlich hatte er in der Nähe einen Ausgang zur Straße erspäht, den er benützen musste, um sofort von hier zu verschwinden. Gerlach hatte ihm seine Behauptungen nicht abgenommen ... und Eva Hauptmann erst recht nicht. Das Problem war natürlich Gerlach, der jetzt melden würde, William Quilligan sei offenbar nicht der, für den er sich ausgab. Eine einzige unglückliche Zufallsbegegnung hatte ausgereicht, um Metcalfe zu enttarnen.
    Er musste schleunigst verschwinden. Später - vielleicht in der Pause - konnte er zurückkommen und versuchen, Kundrow zu finden. Jetzt stand er vor einem unbewachten Nebenausgang, dessen Tür sich vermutlich nur von innen öffnen ließ. Metcalfe stieß sie auf und trat mit einem Seufzer der Erleichterung in die kalte Nachtluft hinaus. Er hatte gerade noch mal Glück gehabt.
    Das Geräusch hörte er in der Zehntelsekunde, bevor kalter, harter Stahl an seine linke Schläfe gedrückt wurde.
    »Stoj!«
    Russisch. Stopp. Er hörte, spürte, wie die Pistole mit einem Klicken entsichert wurde.
    »Keine Bewegung«, fuhr der Russe fort. »Nur nach vorn, nicht zur Seite sehen, verstanden?«
    »Verdammt, was soll dieser Überfall?«, fragte Metcalfe.
    »Klappe halten, Metcalfe!«, fauchte der Russe. »Oder Eigen. Oder wie Sie sich sonst nennen, Schpion! Direkt vor Ihnen steht ein Auto am Randstein. Sie gehen jetzt langsam die Treppe hinunter zu diesem Wagen. Haben Sie verstanden?«
    Metcalfe gab keine Antwort. Er starrte geradeaus. Der Russe kannte seinen Namen. Er war zweifellos ein NKWD-Agent.
    »Sie sollen antworten«, knurrte der Russe. »Nicht nur mit dem Kopf nicken.«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Gut. Sie bewegen sich langsam, verstanden? Meine Pistole bleibt an Ihrem Kopf. Der leiseste Druck genügt, und der Schuss fällt. Keine jähe Bewegung, sonst finden Sie Ihr Gehirn auf dem Gehsteig wieder. Kapiert?«
    »Ja«, sagte Metcalfe. Adrenalin flutete durch seinen Körper, als er die schwarze Limousine anstarrte, die ungefähr acht Meter von ihm entfernt am Randstein parkte. Er versuchte, seine Möglichkeiten abzuschätzen, aber es schien keine Lösung, keinen Ausweg zu geben. Der Russe hatte keine leere Drohung ausgesprochen: Tatsächlich würde die kleinste Erschütterung seines Zeigefingers bewirken, dass sich ein Schuss löste.
    »Hände vor den Körper! Vor den Bauch. Nun falten Sie die Hände! Ausführung!«
    Metcalfe gehorchte wortlos. Er ging langsam die Stufen vor dem Nebenausgang der Staatsoper hinunter und sah dabei angestrengt geradeaus. Am Rand seines Gesichtsfelds nahm er wenig mehr als eine dunkle Gestalt wahr - und eine Hand, die einen Pistolengriff umklammerte.
    Vielleicht konnte er beim Einsteigen versuchen, die Hand des Russen zu packen, ihm die Pistole zu entwinden. Oder vielleicht, wenn der Russe sich ans Steuer setzte, falls er nicht darauf bestand, dass Metcalfe fuhr, wobei sich andere Möglichkeiten ergeben konnten. Vielleicht. Er würde vorerst mitmachen und darauf hoffen müssen, dass sich später eine Gelegenheit zur Flucht - oder zu Verhandlungen über seine Freilassung - ergeben würde. Was wollten diese Leute überhaupt von ihm? Ihn befragen, ihn verhören?
    Oder ihn entführen, ihn nach Moskau zurückbringen?
    In die Lubjanka zurück, diesmal endgültig?
    Er setzte weiter einen Fuß vor den anderen, spürte die Pistolenmündung schmerzhaft an seiner Schläfe. Er hörte die

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