Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
nachdem SS-Sturmbannführer Rudolf Dietrich ein dringendes Dienstgespräch aus einer speziellen SD-Telefonzelle, die Unter den Linden vor der Staatsoper stand, geführt hatte, klopfte ein SS-Offizier an die Bürotür des Chefs von Amt VI und betrat das Eckbüro. Beide Männer waren jeden Tag bis lange nach Dienstschluss im Büro, aber Oberführer Walter Rapp - mit zweiunddreißig Jahren der jüngste SD-Amtschef- schien sein Büro überhaupt nie zu verlassen. Rapp war stolz darauf, dass er sich selbst um kleinste Details kümmerte. Er las jeden Geheimdienstbericht, kontrollierte alle größeren Ausgaben und führte sogar selbst Agenten. Ihm wurde nachgesagt, er horche an allen Wänden.
    Sein Untergebener, SS-Standartenführer Hermann Ehlers, sprach rasch, weil er wusste, dass sein Chef sich nicht gern stören ließ. Ehlers hatte höchstens zwei Minuten lang berichtet, als Rapp ihn unterbrach.
    »Dieser Amerikaner . was hat er in Moskau gemacht, wenn der SD Paris ihn enttarnt hat?«
    »Ich habe selbst in der Kartei recherchiert, weiß aber nur bruchstückhaft über ihn Bescheid. Tatsache ist, dass er in Paris mehrere unserer Leute ermordet hat, nachdem sein reseau eliminiert worden war.«
    »Sein richtiger Name?«
    »Stephen Metcalfe. Er arbeitet für einen amerikanischen Spionagering, den ein gewisser Corcoran leitet.«
    »Den Namen Corcoran kenne ich.« Rapp setzte sich auf, um noch konzentrierter zuzuhören. »Ich habe selbst Verbindungen zu Corcorans Ring. Was wissen Sie über seine Tätigkeit in Moskau?«
    »Nur sehr wenig«, gab Ehlers zu. »Aber ich habe hier die Zusammenfassung des Berichts, den unser Agent in der Lubjanka erstattet hat. Der NKWD hat Metcalfe verhaftet und verhört.« »Und?«
    »Die Verhöre haben kein Ergebnis gebracht. Metcalfe ist entlassen worden.«
    »Weshalb?«
    »Ich kann nur zwischen den Zeilen lesen. Metcalfe scheint seinen Vernehmer manipuliert und ihm eingeredet zu haben, er arbeite für Berija.«
    »Stimmt das? Hat er das getan?«
    »Das war vermutlich ein Lügenmärchen, das er sich ausgedacht hat, aber Berija ist nicht selbst danach gefragt worden. Das würde niemand wagen. Der springende Punkt ist, dass Gruppenführer Heydrich an diesem Fall persönliches Interesse hat, sodass er mit höchster Priorität zu behandeln ist.«
    » Heydrich? Woher wissen Sie das?«
    »Der SD-Agent, der Metcalfe liquidieren sollte, ist ein Günstling Heydrichs, wie er ein Geiger - und dazu ein völlig skrupelloser Kerl .«
    »Das muss Kleist sein. Das kann nur Kleist sein. Und der Amerikaner lebt noch?«
    »Auf Befehl Heydrichs sollte Metcalfe in Moskau beschattet und sein dortiger Auftrag geklärt werden. Aber jetzt will Heydrich natürlich, dass der Amerikaner beseitigt wird.«
    Oberführer Rapp überlegte kurz. »Verständigen Sie Kleist. Wenn zutrifft, was man über ihn hört, dürfte er dankbar die Gelegenheit nutzen, seinen Auftrag auszuführen. Hat Metcalfe hier irgendwelche Kontakte, irgendwelche Bekannten?«
    »Wir wissen von einem Bankier - von einer Tunte namens Ernst Gerlach.«
    »Eine sexuelle Verbindung?«
    »Nein. Gerlach ist der Mann, der Metcalfe als verdächtig gemeldet hat. Der Amerikaner ist heute Nachmittag als angeblicher Mitarbeiter der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel angekommen. Er hat sich erst vor wenigen Stunden mit Gerlach getroffen.«
    »In welchem Hotel wohnt er?«
    »Im Adlon. Wir haben sein Zimmer bereits durchsuchen lassen. Mehrere unserer Leute sind im Adlon stationiert und warten dort auf seine Rückkehr.«
    Rapp quittierte Ehlers' rasche Arbeit mit anerkennendem Nicken. »Er trifft noch mal mit Gerlach zusammen?«
    »Vermutlich. Gerlach ist natürlich äußerst kooperativ.«
    »Sonstige Kontakte?«
    Ehlers zögerte. »Ich habe alles mehrfach überprüft«, sagte er mit kaum verhehltem Stolz, »und den Namen Metcalfe in einer weiteren Kartei entdeckt. Ein gewisser Rudolf von Schüssler, ein kleiner Attaché unserer Botschaft in Moskau, hat routinemäßig über einen Kontakt zu einem Ausländer berichtet. Er hat Metcalfe kennen gelernt und kurz mit ihm gesprochen. Von Schüssler ist in Moskau auch von Kleist befragt worden.«
    »Wirklich? Ich kenne von Schüssler ... oder zumindest Schloss Sunderburg, den Stammsitz seiner Familie.«
    »Dann ist er ein reicher Mann?«
    »Stinkreich. Er ist in Moskau, sagen Sie?«
    »Zufällig macht er gerade ein paar Tage Urlaub in Berlin.«
    »Ein höchst merkwürdiger Zufall. Vielleicht steckt nichts dahinter,

Weitere Kostenlose Bücher