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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wurde.
    Und wenn er doch geöffnet wurde? Metcalfe hatte eine Pistole, die Chip ihm mitgegeben hatte, und er würde notfalls von der Waffe Gebrauch machen.
    Er tastete im stockfinsteren Inneren des Kofferraums umher, veränderte seine Haltung, bis er den Kofferraumdeckel erreichen konnte, und fühlte nach dem Hebel für die Kofferraumentrieglung.
    Dort gab es nichts zu ertasten.
    Unter seinen Fingern spürte er nur glatten, lackierten Stahl.
    Hier drinnen gab es keine Kofferraumentrieglung! Panik durchflutete ihn. Wie zum Teufel sollte er hier jemals rauskommen? Er war hier eingesperrt!
    Metcalfe konnte die Abgase des im Leerlauf arbeitenden Daimlermotors riechen, die anscheinend durch einen winzigen Spalt in den Kofferraum drangen. Von eingeatmeten Autoabgasen konnte man bewusstlos werden oder sogar sterben!
    Seine Hände tasteten hektisch das Innere des Kofferraums ab, suchten verzweifelt einen Hebel, einen Knopf oder eine andere Vorrichtung, mit der sich der Kofferraumdeckel öffnen ließ. Aber so etwas gab es hier nicht - nur glatten Stahl.
    Großer Gott!
    Er war gefangen!
    Der Geiger stellte seinen Dienstwagen an der runden Auffahrt ab, ging langsam zum Hauptgebäude und begutachtete die mittelalterliche Architektur mit stechendem Blick. Sie war eindrucksvoll, gewiss, aber er hatte schon prächtigere Burgen gesehen.
    Die Nachricht, dass sein Gegenspieler in Berlin war - in Kleists Heimatstadt! -, war eine Einladung, eine Provokation gewesen, der er unmöglich widerstehen konnte. Der Geiger ließ nicht gern etwas unerledigt.
    Als er klingelte, wurde die massive Eichentür von dem hageren, grauhaarigen Butler geöffnet.
    »Herr Kleist? Darf ich bitten, einzutreten?« Der Butler, dem der Besuch des SD-Mannes telefonisch angekündigt worden war, empfing ihn streng förmlich wie einen Lieferanten oder Handwerker. Eine absichtliche Brüskierung, die Kleist jedoch ignorierte.
    »Ist Herr von Schüssler zu Hause?«, fragte Kleist.
    »Nein. Wie ich Ihrem Vorgesetzten erklärt habe ...« »Er ist nicht mein Vorgesetzter. Wann kommt Herr von Schüssler voraussichtlich zurück?«
    »Ich erwarte Graf von Schüssler in frühestens zwei Stunden. Er ist in Berlin, in der Staatsoper.«
    »Haben Sie heute Besuch gehabt?«
    »Nein.«
    »Sind von Schüsslers Frau und Kinder hier?«
    »Nein«, antwortete der Butler missmutig. »Sie machen Ferien in den Bergen.«
    Der Geiger machte eine Pause und nahm die feuchten Schimmelgerüche der alten Burg, den Moderduft alten Mauerwerks und den Fäulnisgeruch verwesender organischer Stoffe in sich auf. Überlagert wurden diese Grundgerüche von einer Mischung aus Möbelpolitur, Bohnerwachs und Silberpolitur, in die sich schwache Parfümspuren mischten. Die einzigen männlichen Gerüche stammten von dem Butler und einem Diener, der bei körperlicher Arbeit geschwitzt hatte. Die schwachen weiblichen Gerüche bewiesen, dass die Familienangehörigen tatsächlich nicht hier, sondern schon seit einigen Tagen nicht mehr im Haus waren.
    Einige Minuten später kehrte Kleist entmutigt zu seinem Wagen zurück. Dies war eine Sackgasse. Vielleicht würde der Amerikaner versuchen, sich später oder erst morgen mit von Schüssler in Verbindung zu setzen. Theoretisch war das natürlich möglich.
    Als er eben die Autotür öffnete, trug ein Windhauch Duftspuren heran, die seine Aufmerksamkeit erregten.
    Sehr schwache Düfte.
    Seine Nasenlöcher weiteten sich. Innerhalb der letzten Stunden war hier jemand gewesen. Jemand, der fabrikneue Lodenkleidung und Stiefel frisch aus dem Laden getragen hatte. Nicht allzu viele Berliner trugen heutzutage neue Sachen; man trug, was man eben hatte. Er drehte den Kopf zur Seite, um die nächsten herangetragenen Düfte besser aufnehmen zu können. Ein Mann, das war sicher. Und kein Deutscher: nicht dieser Bier-, Graupen- und Kartoffelgeruch, den die meisten deutschen Männer heutzutage an sich hatten. Und er entdeckte schwachen Seifenduft - keine parfümierte Seife, eigentlich auch keine deodorierende Seife, aber irgendetwas Frisches, Ausländisches.
    Ivory Soap. Ja, dessen war er sich sicher. Dort hatte ein Amerikaner gestanden. In fabrikneuer Lodenkleidung, mit ganz neuen Stiefeln an den Füßen. Der typische Geruch von Tiroler Loden. Von einem Amerikaner getragen.
    Kleist schloss die Autotür wieder und ging zum Hauptgebäude zurück.
    Der Butler war nicht erfreut, ihn wiederzusehen.
    »Sie hatten keinen Besuch?«, fragte Kleist nachdrücklich.
    »Das haben Sie mich bereits

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