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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Hosenscheißer!«
    »Schweinehund«, murmelte Gerlach, nachdem Klausener grußlos aufgelegt hatte. Idiot! Wie sollte er in Basel anrufen, wenn dort niemand mehr im Dienst war? Außerdem war es heutzutage sehr schwierig, ein Auslandsgespräch anzumelden.
    Endlich fasste er sich ein Herz und trat auf einen der SS-Führer in schwarzer Uniform zu, die im Foyer herumstanden. Seine Magennerven verkrampften sich, als er sich dem Offizier näherte, aber er rief sich in Erinnerung, dass er in seinem Dreiteiler mit Krawatte sehr würdevoll wirkte.
    Der SS-Führer war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet: schwarzes Hemd, schwarze Uniformjacke mit schwarzen Knöpfen, schwarze Krawatte, schwarze Reithose und schwarze Reitstiefel. Unten am rechten Ärmel trug er eine silberne Raute mit den Buchstaben SD. Drei parallele Silberstreifen auf seinen Schulterstücken und seine Kragenspiegel wiesen ihn als SS-Sturmbannführer aus.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe, Herr Sturmbannführer, aber ich möchte Sie bitten, mir zu helfen.«
    Eva Hauptmann merkte, dass ihre beste Freundin, Mitzi-Molli Krüger, sich reichlich überlegen aufführte. Die Loge der Hauptmanns, in der sie saßen, wirkte ohne ihre Ehemänner geradezu riesig. Vielleicht achtete sie deshalb mehr auf Mitzi-Molli, als sie's normalerweise getan hätte. Mitzi-Mollis überlegenes Gehabe ging ihr auf die Nerven, und das Schlimme daran war, dass Eva nichts dagegen machen konnte. Sie wusste genau, was Mitzi-Molli dachte - schließlich kannte sie Eva seit ihrer gemeinsamen Zeit in einem Schweizer Mädchenpensionat. Mitzi-Molli hatte Evas Demütigung sichtlich genossen. Da sie Eva ohnehin alles neidete - ihre Schönheit, ja sogar ihren Ehemann -, musste es für sie sehr befriedigend gewesen sein, ihre Freundin in solche Verlegenheit gestürzt zu sehen. Das musste man sich vorstellen: Dieser Schuft hatte so getan, als kenne er sie nicht! Er konnte sie unmöglich vergessen haben: In Paris hatten sie eine kurze, aber leidenschaftliche Affäre miteinander gehabt, und Eva Hauptmann war eine ausgezeichnete Geliebte, die kein Mann jemals vergaß.
    Nein, Daniel Eigen hatte sie natürlich nicht vergessen . Warum hatte er dann so getan, als kenne er sie nicht?
    Vielleicht war er mit einer anderen Frau hier - das wäre eine mögliche Erklärung gewesen -, aber sie hatte ihn nicht im Gespräch mit einer anderen gesehen. Er hatte mit irgendeiner langweilig aussehenden Tunte gesprochen, aber von einer Begleiterin war nichts zu sehen gewesen.
    Eva überlegte, ob sie Mitzi-Molli von Daniel Eigens Ruf als Schürzenjäger erzählen sollte. Nach ihrer heißen Affäre sei Eigen dieses Wiedersehen sicher peinlich gewesen, würde sie Mitzi-Molli erklären; er liebte sie natürlich noch immer und war bestimmt mit einer anderen Frau hier. Deshalb hatte er sich so merkwürdig benommen!
    Als sie sich gerade an Mitzi-Molli wenden und beiläufig, ganz beiläufig ein paar Worte über Daniel Eigen verlieren wollte, wurde die Tür ihrer Loge geöffnet. Die Frauen drehten sich um und sahen an der Tür einen SS-Offizier in schwarzer Uniform stehen.
    Obwohl ihr Mann in der NS-Hierarchie eine gehobene Position bekleidete, waren SS-Leute ihr immer ein bisschen unheimlich. Sie waren arrogant, als sei die Macht ihnen zu Kopf gestiegen, und sie ließen es an Respekt fehlen. Sie kannte allzu viele Geschichten von Leuten aus guter Familie, von Stützen der Gesellschaft mit besten Beziehungen, die in die GestapoZentrale in der Prinz-Albrecht-Straße verschleppt worden waren und für immer spurlos verschwanden.
    Der SS-Offizier wandte sich an sie, ohne sich auch nur vorzustellen. »Kommen Sie bitte mit«, forderte er sie auf.
    »Wie bitte?«, fragte Eva in ihrem hochnäsigsten Tonfall.
    »Wir müssen etwas aufklären.«
    »Die Vorstellung fängt gleich an«, wehrte Eva ab. »Tut mir Leid, Ihr Anliegen muss bis später warten.«
    »Es geht um eine sehr wichtige Angelegenheit«, sagte der SS-Offizier. »Sie haben im Foyer einen Mann begrüßt - einen Amerikaner.«
    »Er ist kein Amerikaner, sondern Argentinier. Was ist mit ihm?«
    Das Reichssicherheits-Hauptamt, von Rudolf Heß als »das Gehirn von Partei und Staat« bezeichnet, war in sieben Ämter untergliedert. Eines davon, das Amt VI - zuständig für Auslandsnachrichten und Spionageabwehr - war so groß, dass es eine eigene Zentrale hatte: ein modernes dreistöckiges Verwaltungsgebäude in der Berkaer Straße 32 an der Ecke zum Hohenzollerndamm. Keine Stunde

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