Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
zu, dass nur Hunde Angst bei Menschen wittern konnten. Er war ein Amateurbiologe. Turbulente Emotionen, vor allem panische Angst, stimulierten die Schweißdrüsen unter den Achseln und in der Leistengegend. Ihre Absonderungen traten durch die Haarbälge aus. Der Geruch war stark, nach Moschus riechend und sauer, er war wirklich unverkennbar.
    Er konnte ihre Angst riechen.
    Die Prostituierte verabscheute Deutsche nicht nur, sie hatte auch noch Angst vor ihnen. Sie sah seine Uniform, erkannte ihn als SD-Angehörigen und hatte schreckliche Angst, ihre Rolle in der Widerstandsbewegung könnte entdeckt worden sein.
    »Du«, sagte Kleist und deutete auf sie.
    Sie wich seinem Blick aus, wandte sich ab. Das war eine zusätzliche Bestätigung, obwohl er gewiss keine brauchte.
    »Der deutsche Monsieur will aber dich, Jacqueline«, sagte eine ihrer jüngeren Kolleginnen neckend.
    Sie drehte sich widerstrebend um und hielt seinem Blick stand. Ihr Haar war mit Wasserstoffperoxyd blondiert - aber schlecht und vor längerer Zeit. »Oh, ein schneidiger Soldat wie du kann was Besseres finden als mich«, sagte sie in bemüht frivolem Tonfall. Ihre Stimme war rau von Zigarettenrauch. Er glaubte, das Herzjagen im Zittern ihrer Stimme hören zu können.
    »Mir ist eine reife Frau lieber«, sagte Kleist. »Eine mit Erfahrung. Die eine Menge weiß.«
    Die anderen Nutten gackerten und kicherten.
    Die Blondine trat sehr widerstrebend auf ihn zu. »Wohin gehen wir?«, fragte sie.
    »Ich habe keine Unterkunft«, sagte Kleist. »Ich bin nicht in Paris stationiert.«
    Die Nutte zuckte mit den Schultern, während sie nebeneinander weitergingen. »Ganz in der Nähe kenne ich eine stille Gasse.«
    »Nein. Die genügt nicht für das, woran ich denke.«
    »Aber wenn du kein Quartier hast ...«
    »Wir brauchen ein Bett, ein Zimmer, in dem wir ungestört sind.« Ihr Widerstreben, ihn in ihre Wohnung mitzunehmen, grenzte ans Komische. Er genoss es, mit ihr Katz und Maus zu spielen. »Du wohnst doch bestimmt irgendwo in der Nähe. Ich gebe dir auch gern etwas extra.«
    Das Haus, in dem sie in der Rue Mazagran wohnte, war heruntergekommen, fast baufällig. Die vier Treppen zu ihrer Wohnung stiegen sie schweigend hinauf. Sie brauchte lange, um in ihrer Handtasche die Wohnungsschlüssel zu finden, und sie war sichtlich nervös. Dann ließ sie ihn endlich ein. Die Wohnung war überraschend groß, spärlich möbliert. Die Blondine führte ihn in ihr Schlafzimmer und deutete auf die Tür zum Bad. »Falls du auf die Toilette musst«, sagte sie.
    Das Bett war groß, die Matratze durchgelegen. Sie war mit einem abgenutzten scharlachroten Laken bespannt. Er setzte sich auf die Bettkante, und sie nahm neben ihm Platz. Sie fing sofort an, seine Uniformjacke aufzuknöpfen.
    »Nein«, sagte er. »Zieh dich zuerst aus.«
    Sie stand auf, ging ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Er horchte sorgfältig aufs Scharren einer Schublade, auf das Geräusch einer aus ihrem Versteck geholten Waffe. Aber er hörte nur Wasser aus einem Hahn plätschern. Einige Minuten später kam sie in einem türkisgrünen Morgenrock zurück, den sie kurz öffnete, um ihn ihren nackten Leib sehen zu lassen. Für eine Frau ihres Alters hatte sie überraschend feste Brüste.
    »Bitte ohne Morgenrock«, sagte Kleist.
    Sie zögerte nur wenige Sekunden, bevor sie den Morgenrock zu Boden gleiten ließ und ihren Körper mit hochmütigem Stolz präsentierte. Dann trat sie nackt auf ihn zu, blieb neben ihm stehen und machte sich wieder daran, seine Uniformjacke aufzuknöpfen.
    »Leg dich bitte aufs Bett«, sagte Kleist.
    Sie gehorchte bereitwillig und bewegte sich einstudiert graziös. Posierend streckte sie sich auf dem Bett aus. »Du bist ein sittsamer Mann«, sagte sie. »Du bleibst lieber angezogen.«
    »Ja«, bestätigte Kleist schüchtern. »Und können wir erst ein bisschen miteinander reden, hmmm?«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ich soll unanständig mit dir reden, meinst du das?«
    »Du bist eine Frau, die mir eine Menge beibringen könnte, darauf würde ich wetten.« Er roch die feuchte Sackleinwand, noch bevor er einen Zipfel des Rupfensacks unter ihrem Bett sah. Der Sack musste zum Transport der Geräte gedient haben, sagte Kleist sich. Deshalb war er noch feucht. Vielleicht regnete es auf dem Land.
    »Ah, der Duft eurer herrlichen Landschaften.«
    »Wie bitte?«
    Er griff nach unten, bekam den Sackzipfel zu fassen und zog den sorgfältig zusammengelegten Rupfensack ganz heraus. »Ja,

Weitere Kostenlose Bücher