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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Frühstück.«
    »Butter kann ich dir auch besorgen, wenn du möchtest.«
    »Butter! Wirklich? Das wäre wunderbar! Oh, Daniel, du ahnst gar nicht, wie schlimm alles geworden ist. Ich habe nicht mal mehr Futter für meine Fifi. Es gibt kein Geflügel, kein Wild mehr.« Ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Stell dir vor, ich habe sogar von Leuten gehört, die ihre eigenen Hunde aufessen!«
    Fifi sah auf und knurrte.
    »Leute verarbeiten Katzen zu Eintopf, Daniel! Und vor einigen Tagen habe ich im Park eine vornehme ältere Dame gesehen, die eine Taube angelockt und ihr den Hals umgedreht hat. Sie hat sie mitgenommen, um sie zu Hause zu braten.«
    Metcalfe fiel plötzlich ein, dass er noch einen kleinen Flakon von Guerlains Vol de Nuit in der Tasche hatte - aus derselben Quelle, von der er Madame du Châtelets Flakon bezogen hatte. Er hatte ihn Geneviève schenken wollen, es dann aber ganz vergessen. Jetzt holte er den Flakon heraus und drückte ihn Flora in die Hände. »Hier, eine kleine Anzahlung auf spätere Lieferungen.«
    Flora bekam große Augen und stieß einen kleinen Quietscher aus. Sie schlang Metcalfe ihre Arme um den Hals. »Du bist ein Wundermann!«
    »Pass auf, Flora. Ich habe einen Freund, der diese Woche nach Moskau reist - das hat er mir eben erzählt. Er möchte dort ein paar Geschäfte machen.«
    »Geschäfte? In Moskau?«
    »Die dortigen Deutschen sind ebenso gierig wie die hiesigen Deutschen, weißt du.«
    »Oh, die Deutschen ... ils nous prennent tout! Sie klauen uns alles. Heute Abend hat mir in der Metro ein deutscher Soldat seinen Platz angeboten, aber ich habe ihn nicht genommen.«
    »Flora, du musst mir wieder etwas aus deiner Dienststelle besorgen.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Die grauen Mäuse beobachten mich ständig. Das ist gefährlich. Ich muss sehr vorsichtig sein.«
    »Natürlich. Du bist immer vorsichtig. Hör mir zu, mein Schatz. Ich brauche eine vollständige Liste aller Angehörigen der deutschen Botschaft in Moskau. Kannst du mir die besorgen?«
    »Nun ... ich kann's versuchen, denke ich ...«
    »Ausgezeichnet, mein Schatz. Damit tust du mir einen großen Gefallen.«
    »Aber dann musst du zwei Dinge für mich tun.«
    »Natürlich.«
    »Kannst du mir eine Genehmigung für eine Reise in die unbesetzte Zone besorgen? Ich möchte meine Mutter besuchen.«
    Metcalfe nickte. »Ich kenne jemanden in der Prefecture.«
    »Wundervoll. Und noch etwas.«
    »Gewiss. Was denn?«
    »Zieh mich aus, Daniel. Sofort, auf der Stelle.«

Kapitel Sechs
    Es war sehr früh am Morgen, als Metcalfe endlich in seine Wohnung im vierten Stock eines Belle-Epoque-Gebäudes in der Rue de Rivoli zurückkehrte. Diese großzügige, teuer eingerichtete Luxuswohnung gehörte zu den Privilegien, die seine Tarnung als reicher Ausländer und Playboy mit sich brachte. Mehrere seiner Nachbarn waren Nazibonzen, die von Pariser Juden beschlagnahmte Wohnungen bezogen hatten. Sie fanden es ungemein praktisch, diesen reichen jungen Argentinier, der ihnen kaum zu beschaffende Luxuswaren besorgen konnte, im Haus zu haben, sodass »Daniel Eigen« nie belästigt wurde.
    Metcalfe steckte den Schlüssel in die Wohnungstür, dann erstarrte er. Er spürte ein Kribbeln, eine Art Vorahnung. Ein unbestimmtes Gefühl sagte ihm, dass hier etwas überhaupt nicht in Ordnung war.
    Er zog den Schlüssel lautlos wieder heraus, hob die Hand und tastete den einige Millimeter aus dem Rahmen herausragenden oberen Türrand ab. Die Stecknadel, die er dort immer zurückließ, wenn er aus dem Haus ging, war nicht mehr da.
    Jemand ist in meiner Wohnung gewesen.
    Außer ihm hatte niemand einen Schlüssel.
    Obwohl er erschöpft war, weil er die ganze Nacht auf den Beinen gewesen war, fühlte er sich schlagartig hellwach. Er trat einen Schritt von der Tür zurück, sah sich auf dem düsteren, verlassenen Korridor um und legte dann ein Ohr an die Tür, um mehrere Sekunden lang zu horchen.
    Er vernahm kein Geräusch, aber das bewies keineswegs, dass niemand in seiner Wohnung war.
    In seiner ganzen Pariser Zeit war so etwas noch nie passiert. Er hatte seine Rolle gespielt, war zu Abendgesellschaften und Dinnerpartys gegangen, hatte im Chez Carrere in der Rue Pierre Charron zu Mittag gegessen, war als Schwarzhändler erfolgreich gewesen und hatte die ganze Zeit wertvolle Informationen über die Nazis gesammelt. Niemals hatte er auch nur das geringste Anzeichen dafür entdeckt, er könnte verdächtigt werden. Seine Wohnung war nie durchsucht

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