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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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worden; er war nie zum Verhör mitgenommen worden.
    Aber etwas hatte sich verändert. Der Hinweis darauf war winzig wie das Verschwinden einer Stecknadel vom Oberrand seiner Wohnungstür. Das bedeutete etwas. Davon war Metcalfe überzeugt.
    Er berührte das Beinholster unter dem linken Hosenbein und überzeugte sich davon, dass die kompakte Colt-Pistole Kaliber .32 nur darauf wartete, im Notfall herausgerissen zu werden.
    Es gab nur einen Zugang zu seiner Wohnung, überlegte Metcalfe sich. Nein, das stimmte nicht ganz. Es gab nur eine Tür zu seiner Wohnung.
    Er rannte lautlos ans Ende des Korridors. Die hohen Fenster dort wurden außer an brütend heißen Sommertagen nie aufgemacht, aber er hatte sie ausprobiert und wusste, dass sie sich öffnen ließen. Immer alle Fluchtwege kennen, hatte Corky ihm schon am ersten Ausbildungstag auf der Farm in Virginia eingebläut.
    Die Fensterläden aus Holz waren immer offen, damit mehr Licht hereinkam. Metcalfe sah hinaus und stellte fest, dass seine Erinnerung zutraf: Entlang dieser Gebäudeseite verlief eine galerieartige Feuertreppe, auf die man durchs Korridorfenster gelangen konnte. Unten in der Gasse hinter dem Haus war niemand zu sehen, aber er würde trotzdem flink sein müssen. Die Sonne war jetzt aufgegangen, und der Morgen war hell und klar, sodass er riskierte, entdeckt zu werden.
    Metcalfe streckte vorsichtig eine Hand aus und drehte den zentralen Fenstergriff nach links. Der Zahnstangenantrieb bewegte sich leise knarrend. Er zog die Flügel nach innen auf, stieg aufs Fensterbrett und kletterte auf die Feuertreppe hinaus.
    Er bewegte sich vorsichtig über die vereisten, rutschigen Gitterroste, bis er das Fenster erreichte, von dem er wusste, dass es in sein Schlafzimmer führte. Es war natürlich geschlossen, aber er hatte stets sein bewährtes Taschenmesser der Marke Opinel bei sich. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand im Schlafzimmer war, schob er die Klinge in den Mittelspalt und schaffte es, die Verriegelung zu lösen. Leise, ermahnte er sich. Aber obwohl er die Angeln erst vor kurzem geölt hatte, ließ das Fenster sich nicht geräuschlos öffnen. Vielleicht war das leise Knarren des Fensterflügels von den Geräuschen übertönt worden, die von der Straße heraufdrangen. Er kletterte übers Fensterbrett in sein Schlafzimmer und landete auf beiden Füßen und in leicht geduckter Haltung, um das Aufprallgeräusch zu minimieren. Nun war er drinnen. Er stand einen Augenblick horchend still. Aber er hörte nichts.
    Dann fiel ihm etwas auf: etwas Subtiles, das sonst keinem aufgefallen wäre. Ein Widerschein auf seiner Mahagonikommode, deren polierte Oberfläche das Sonnenlicht zurückwarf.
    Heute Morgen hatte eine dünne Staubschicht diese Fläche bedeckt . nein, das war schon gestern Morgen gewesen. Die Provenzalin, die zweimal in der Woche bei ihm putzte, würde erst morgen kommen, und in diesem Altbau gab es immer viel Staub. Metcalfe hatte natürlich nicht auf der Kommode Staub gewischt. Jemand hatte die polierte Oberfläche abgewischt, um alle Spuren eines Besuches und einer Durchsuchung zu tilgen, das stand fest. Also war jemand hier drinnen gewesen.
    Aber weshalb? Normalerweise brachen die Deutschen nicht in Pariser Wohnungen ein. Heimliches Eindringen war nicht ihr Modus operandi. Ihre Razzien nach Verbrechern, nach versteckten britischen Soldaten führten sie fast immer nachts durch, ja, aber immer öffentlich. Und immer mit einem Anschein von Legalität. Schriftstücke wurden geschwenkt, Stempel und Unterschriften vorgewiesen.
    Wer war also hier gewesen?
    Und: War der Eindringling vielleicht noch hier?
    Metcalfe hatte noch nie jemanden umgebracht. Er konnte mit Schusswaffen umgehen, war seit frühester Jugend auf der argentinischen estancia mit Waffen vertraut. Auf der Farm in Virginia war er in allen Tötungstechniken ausgebildet worden. Aber er war noch nie in der Verlegenheit gewesen, einen Menschen erschießen zu müssen, und er war keineswegs begierig darauf, in diese Situation zu kommen.
    Trotzdem würde er's tun, wenn er musste.
    Aber er würde besonders vorsichtig sein müssen. Auch wenn er in seiner Wohnung auf einen Eindringling stieß, durfte er nur schießen, wenn er selbst in Lebensgefahr war. Das würde viel zu viele Fragen aufwerfen. Erschoss er einen Deutschen, würden die Fragen nicht mehr aufhören. Dann würde er garantiert enttarnt werden.
    Seine Schlafzimmertür war geschlossen, was ein weiterer Hinweis war. Er ließ sie

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