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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Warnung zu ignorieren -was hätte er schließlich zu diesem Zeitpunkt dagegen unternehmen können? Sie konnten nur das Beste hoffen und auf Scoops außergewöhnliche fliegerische Fähigkeiten vertrauen. »Hast du schon mal eine Ju-52 geflogen?«
    »Klar doch. Die alte >Tante Ju<. Der Wellblechsarg. Nein, bisher nicht, aber ganz ähnliche Maschinen.«
    »Jesus!«, ächzte Metcalfe. »Wie weit kommen wir mit diesem Ding?«
    Scoop rechnete kurz. Sie stiegen weiterhin. »Mit Zusatztanks ungefähr zwölfhundert Kilometer.«
    »Also können wir's gerade bis nach Schlesien schaffen.«
    »Knapp.«
    »Selbst wenn wir annehmen, dass wir sicher hinkommen und dort tanken können, bleibt die Sache riskant.«
    »Wovon redest du überhaupt?«
    »Die nächste Etappe ist wieder zwölf- bis vierzehnhundert Kilometer lang. Das wird noch knapper.«
    »Vierzehnhundert Kilometer wohin? Ich dachte, Schlesien sei unser endgültiges Ziel.«
    »Nein«, sagte Metcalfe. »Ich habe eine Verabredung. Mit einer alten Freundin.«
    »Bist du jetzt übergeschnappt, Metcalfe?«
    »Nein. Du bringst uns nach Moskau.«

TEIL ZWEI
    MOSKAU, AUGUST 1991
    Botschafter Stephen Metcalfe legte betroffen den Telefonhörer auf.
    Hier in Moskau war es nach Mitternacht. Er saß im Spaso House, der reich verzierten blassgelben Villa eineinhalb Kilometer westlich des Kremls, die dem US-Botschafter als Residenz diente, in einem abhörsicheren Raum im ersten Stock. In den sechziger Jahren war Metcalfe hier vier Jahre lang der Hausherr gewesen; er kannte das Gebäude gut. Dem jetzigen Botschafter, einem Freund Metcalfes, war es ein Vergnügen gewesen, dem berühmten Stephen Metcalfe die Benützung des abhörsicheren Telefons zu gestatten.
    Der nationale Sicherheitsberater des Präsidenten hatte ihm soeben die neuesten Geheimdienstmeldungen über die sich zuspitzende Krise in Moskau vorgelesen, und diese Meldungen klangen bedrohlich.
    Der sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow, der mit seiner Familie auf der Krim in der Strandvilla des Präsidenten Urlaub gemacht hatte, wurde als Geisel festgehalten. Die Verschwörer - darunter der KGB-Vorsitzende, der Verteidigungsminister, der Generalsekretär des Politbüros, der Ministerpräsident und sogar Gorbatschows eigener Stabschef hatten den Notstand ausgerufen. Sie verbreiteten die Falschmeldung, Gorbatschow sei schwer erkrankt und nicht fähig, seine Amtsgeschäfte zu führen. Sie hatten bei einer Fabrik in Psow 250000 Handschellen bestellt und 300000 Hafbefehle drucken lassen. Sie hatten zwei ganze Stockwerke des Moskauer Lefortowo-Gefängnisses räumen lassen, um ihre Gegner dort inhaftieren zu können.
    Die SIL-Limousine wartete vor dem Spaso House auf ihn. Metcalfe setzte sich zu seinem alten Freund, dem Drei-SterneGeneral, in den Fond. Der Russe, der den Decknamen »Kurwenal« benützt hatte, trug heute Zivil. Er nickte seinem Fahrer zu, der sofort Gas gab und in schneller Fahrt über Straßen rollte, auf denen überall Panzer aufgefahren waren.
    Der General sprach ohne lange Vorrede, und die Anspannung in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Gorbatschow hat keine Möglichkeit, mit der Außenwelt in Verbindung zu treten. Seine Telefonleitungen sind alle unterbrochen, sogar die Spezialleitung des Oberbefehlshabers.«
    »Es kommt noch schlimmer«, sagte Metcalfe. »Ich habe gerade erfahren, dass die Verschwörer sich des nuklearen Fußballs bemächtigt haben.«
    Der General schloss kurz die Augen. Mit diesem Aktenkoffer, der einen Sender und die streng geheimen Codes für die sowjetischen Atomwaffen enthielt, konnte die Junta jederzeit das gesamte nukleare Arsenal der Sowjetunion einsetzen. Die Vorstellung, solche Macht sei in die Hände von Wahnsinnigen gelangt, erregte Entsetzen.
    »Lebt Gorbatschow noch?«
    »Offenbar«, antwortete Metcalfe.
    »Die Umstürzler wollen Veränderungen«, sagte der General. »Nun, sie werden welche bekommen. Nur nicht die Veränderungen, die sie sich wünschen, wenn .«
    Metcalfe wartete. Dann fragte er: »Wenn was?«
    »Wenn der dirischor interveniert. Nur er kann diesem Irrsinn ein Ende machen.«
    »Sie würden auf ihn hören?«
    »Mehr als nur das. Als Chef des gesamten militärischindustriellen Komplexes meines Landes besitzt der Dirischor, wie er genannt wird, gewaltige Macht.«
    Metcalfe lehnte sich in die Polster zurück. »Eigentlich merkwürdig, finden Sie nicht auch?«, sagte er. »Sie und ich, wir reden anscheinend nur in Zeiten schwerster Krisen miteinander. Wenn

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