Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
geheimnisvoller war, was Hilliard das »Rattennest« der hiesigen Russlandbeobachter genannt hatte. Nehmen Sie sich in Acht, hatte Hilliard ihn gewarnt.
    Bishop verfiel wild gestikulierend in einen Redeschwall. »Sie und Ihre Kollegen aus der Geschäftswelt behaupten immer, sie wollten nur ein paar Dollar verdienen, aber Sie tragen in Wirklichkeit doch dazu bei, die sowjetische Kriegsmaschinerie aufzurüsten! Scheiße, die amerikanische Firma Douglas Aircraft baut Flugzeuge für die Russkis, und wenn euch nicht klar ist, dass diese Vögel eines Tages London bombardieren werden, bin ich der Erzbischof von Canterbury. Die amerikanische Firma United Engineering and Foundry errichtet außerhalb von Moskau das Aluminiumwerk Stupino - das weltweit modernste Werk dieser Art, moderner als alles, was ihr in Amerika habt -, damit diese Bomber gebaut werden können. Ihr lasst zu, dass General Electric den Commies Turbinen und schlüsselfertige Kraftwerke liefert; ihr stellt ihnen Stahlwerke und Hochöfen und gottverdammte Walzwerke hin, die größer sind als alles, was ihr Yankees in Gary, Indiana, habt; ihr lasst ... ah, ich weiß nicht mal, wovon ich rede, Metcalfe. Hören Sie sich das bloß an!«
    Während Bishop wirres Zeug redete, ging Metcalfe durchs Zimmer, hob seine Kleidungsstücke auf und legte die beiseite, die nicht aufgeschlitzt waren. Wollte er heute Abend zu der Party in der Datscha der amerikanischen Botschaft, würde er sich beeilen müssen. Zuvor musste er jedoch den beschwipsten Engländer loswerden.
    Bishop trank einen weiteren großen Schluck von dem »braunen Wodka«. Er senkte die Stimme, flüsterte aber laut wie auf der Bühne. »Das dürfte ich Ihnen eigentlich gar nicht erzählen, Metcalfe, aber ich hab's aus erstklassiger Quelle, von der Sekretärin eines Kerls, der in der >Clearingstelle< arbeitet .«
    »Der was?« Metcalfe war plötzlich hellwach.
    »So nenne ich sie immer - die >Clearingstelle< ...«, fuhr Bishop fort. »Jedenfalls weiß ich von ihr, dass Stalins Außenminister Molotow morgen nach Berlin fährt. Er reist morgen früh mit einer Riesendelegation vom weißrussischen Bahnhof ab.«
    »Tatsächlich«, sagte Metcalfe ausdruckslos. Stimmte diese Mitteilung, war das eine wichtige Nachricht. Entsandte Stalin seinen Außenminister nach Berlin, bedeutete das, dass er seine Beziehungen zu den Nazis festigen wollte .
    »Die Briten haben die Sowjets die ganze Zeit heimlich umworben«, fuhr Bishop fort, während er sich nachschenkte, »und wenn sie das erfahren, werden sie stinksauer sein. London hat bisher behauptet, die Russen hätten vielleicht einen Fetzen Papier mit den Krauts unterschrieben, aber insgeheim hassen sie die Kerle, stimmt's? Scheiße! Klingt das etwa neutral, Met ...«
    »Ist das aus zuverlässiger Quelle?«
    Bishop hob unsicher einen Finger und stieß damit in die Luft, als wolle er Metcalfe antippen. »Kommt aus erstklassiger Quelle.« Er ließ plötzlich den Finger sinken, sackte zusammen und sah sorgenvoll zu Metcalfe auf.
    »Verderben Sie mir bloß meinen Exklusivbericht nicht!«
    »Keine Sorge, Ted.«
    »Sorgen und ich sind als Zwillinge geboren, wie irgendwer mal gesagt hat«, trompetete Bishop unbekümmert. Leiser fügte er hinzu: »Sie sind kein Spion, nicht wahr? Sich als Geschäftsmann auszugeben, ist die klassische Tarnung, wissen Sie.«
    Metcalfe erstarrte. Er setzte ein Lächeln auf und überlegte, wie dieser Verdacht sich scherzhaft leugnen ließ, als der Engländer laut wiehernd zu lachen begann. Im nächsten Augenblick wurde daraus ein Keuchen und Würgen, und Bishop sprang auf, verschwand im Bad und knallte die Tür hinter sich zu. Metcalfe konnte hören, wie er sich übergab und zwischendurch laut stöhnte.
    »Alles in Ordnung dort drinnen?«, rief Metcalfe, aber Bishops einzige Antwort bestand aus einem Ächzen, dem weitere Würgelaute folgten. Metcalfe schüttelte den Kopf und zog sich rasch um. Unabhängig von Ted Bishops ungeklärten Loyalitäten war der Brite jetzt schlicht und einfach betrunken, was ihn weniger gefährlich als lästig machte. Einige Minuten später wurde die WC-Spülung betätigt, dann lief lange Wasser, und schließlich tauchte Bishop verlegen grinsend aus dem Bad auf.
    »Äh, Metcalfe«, sagte er, »würden Sie mir wohl Ihre Zahncreme und Rasierseife vermachen, wenn Sie aus Moskau abreisen? Toilettenartikel sind hier verdammt schwer zu kriegen, wissen Sie.«
    *
    Roger Martin war noch immer nicht ins Metropol zurückgekommen. Metcalfe

Weitere Kostenlose Bücher