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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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die Sohlen seiner Schuhe. Selbst das Innenfutter seines Koffers war aufgeschlitzt worden. Man hatte sich keine Mühe gegeben, sein Zimmer unauffällig zu durchsuchen, sondern es mit einer Aggressivität durchwühlt, die ihn schockierte.
    Er hastete durchs Zimmer, hob den anderen Hermes-Koffer hoch und inspizierte die Messingbeschläge. Darin versteckt waren wichtige Teile des miniaturisierten Funkgeräts, das bei Bedarf zusammengesetzt werden konnte. Soviel er sehen konnte, schienen die Teile noch vorhanden zu sein - vor allem der wichtige Kristall, ohne den das Gerät nicht funktioniert hätte. Zum Glück waren diese Teile nicht entdeckt worden; sie waren zu gut versteckt gewesen. Natürlich waren dies nur die kleinsten Bauteile; das Funkgerät, zu dem sie gehörten, hatte Roger Martin irgendwo in der Umgebung der Datscha der amerikanischen Botschaft in den Tannenwäldern außerhalb Moskaus versteckt.
    Dann erinnerte er sich an die kompakte, leicht zu verbergende Webley-Pistole in der Gürtelschließe, die er sorgfältig zwischen den Sprungfedern des Bettgestells aufgehängt hatte. Er ließ sich auf die Knie nieder, sah unters Bett und stellte fest, dass die Kreuzgurte, deren Nägel er herausgezogen hatte, um die Pistole verstecken zu können, und danach wieder eingeschlagen hatte, zerschnitten herabhingen.
    Auch die Pistole war weg.
    Er ließ sich in den Sessel fallen, spürte sein Herz jagen. Weshalb hatten sie sein Zimmer durchsucht, es so offensichtlich, so gewalttätig durchwühlt? Was hatte das zu bedeuten? Sie - die sowjetischen Sicherheitsdienste, vermutete er, obwohl er nicht wusste, welcher - schienen ihn zu warnen, ihm in ihrer unmissverständlichen Art mitzuteilen, dass sie ihn verdächtigten. Sie zogen einen Strich im Sand, forderten ihn auf, diese Linie nicht zu überschreiten, sich in Acht zu nehmen, sich ständig bewusst zu sein, dass sie ihn im Visier hatten.
    Aber eine Warnung dieser Art erforderte eine Genehmigung, die innerhalb der Sicherheitsdienste von ganz oben oder ziemlich weit oben kommen musste. Das entnervte ihn am meisten. Aus irgendeinem Grund war er in eine spezielle Kategorie eingeordnet worden. Bestimmte Führungskreise hatten zumindest den sehr starken Verdacht, dass er nicht nur als Geschäftsmann hergekommen war. Ließ das auf eine undichte Stelle schließen?
    Er musste Verbindung mit Corky aufnehmen, musste ihm das melden. Normalerweise hätte er sich erst mit ihm in Verbindung gesetzt, wenn eine Entscheidung notwendig wurde, die auf Corkys Ebene getroffen werden musste - aus Sicherheitsgründen mussten Agenten so lange wie irgend möglich von der Befehlszentrale isoliert bleiben. Aber die Art dieses Überfalls - das war der richtige Ausdruck dafür - deutete auf eine mögliche Sicherheitslücke hin, und davon musste Corky sofort erfahren. Heute Abend würde Metcalfe zu der amerikanischen Datscha außerhalb von Moskau fahren. Sobald er sich unbeobachtet entfernen konnte, würde er in den Wald hinausschlendern und den von Roger für ihn hinterlassenen Markierungen folgen. Er würde das Funkgerät finden, den Kristall und die übrigen Teile einbauen und versuchen, Verbindung mit Corky aufzunehmen.
    Aber dazu musste er die Datscha erreichen, ohne beschattet zu werden. Das war eine Herausforderung. Die gewöhnlichen NKWD-Agenten aus der Hotelhalle würden ihm folgen, was ihm keine großen Sorgen machte. Folgen würde ihm jedoch auch der Blonde mit den blassgrauen Augen, wer immer er war. Außer Amos Hilliard wusste niemand, dass er zur heutigen Party kommen wollte, und Hilliard würde höchstens den Botschafter darüber informieren. Wusste der NKWD andererseits, dass Lana dort hinfahren wollte - und sicher war bekannt, dass er mit Lana in ihrer Garderobe im Bolschoitheater zusammengetroffen war -, konnten die Beschatter sich ausrechnen, dass er bestimmt versuchen würde, eine Einladung zu bekommen. Trotzdem musste er Vorsichtsmaßnahmen treffen und zumindest falsche Spuren legen, um die Zahl der auf ihn angesetzten Beschatter zu verringern.
    Er begann einen Plan auszuarbeiten, während er Katzenwäsche machte und sich rasierte. Dann wurde angeklopft. Metcalfe trocknete sich das Gesicht mit dem rauen Hotelhandtuch ab, ging zur Tür und öffnete sie.
    Auf dem Korridor stand Ted Bishop, der britische Journalist, der noch schäbiger aussah als sonst. Seine Krawatte hing schief, das Hemd war ihm aus der Hose gerutscht, sein Gesicht war stark gerötet. Mit einer Hand umklammerte er eine

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