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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Flasche Scotch.
    »Die verdammte deschurnaja wollte mir Ihre beschissene Zimmernummer nicht sagen, bis ich behauptet habe, Ihr Bruder zu sein! Stellen Sie sich das mal vor! Ein großer, gut aussehender Amerikaner wie Sie und ein rundlicher englischer Troll wie ich sollen Brüder sein!« Er sprach leicht undeutlich, hatte offenbar einen Schwips. »Sie muss uns für Adoptivbrüder halten, die ... verdammt'.«
    Bishop starrte das Chaos in Metcalfes Zimmer an.
    »Heutzutage kriegt man einfach kein anständiges Personal mehr, was? Ich meine, ich weiß, dass die Zimmermädchen im Metropol unter dem Durchschnitt sind, aber du lieber Gott!«
    Metcalfe zog ihn herein, schloss die Tür wieder. »Werden heutzutage alle Zimmer von Ausländern durchsucht?«, fragte er. »Sogar von Geschäftsleuten, die zu Vertragsverhandlungen hier sind? Kein Wunder, dass der russisch-amerikanische Handel praktisch zum Erliegen gekommen ist.«
    »Sie waren das?«, rief Bishop aus. Er schlingerte durchs Zimmer und ließ sich in den einzigen Sessel fallen. »Gottverdammt! Eine schöne Scheiße! Haben sie Ihren Pass mitgenommen?«
    »Nein«, sagte Metcalfe. »Den haben sie am Empfang einbehalten.«
    »Vermutlich, damit sie in Ruhe studieren können, wie er sich fälschen lässt - allzu viele amerikanische Pässe bekommen sie heutzutage nicht mehr zu sehen. Was haben Sie gemacht - ein paar Kakerlaken abgeschüttelt, die Ihnen gefolgt sind?«
    Metcalfe nickte.
    »Das mögen sie nicht. Das macht sie fuchsteufelswild. Sie wollen immer gern wissen, wo ihre ausländischen Gäste sich aufhalten. Haben Sie ein Glas hier, ein Wasserglas oder zwei?« Er schwenkte die Flasche Scotch, die er am Hals gepackt hielt.
    »Klar«, sagte Metcalfe. Er nahm das staubige Glas von der Kommode und gab es dem Journalisten.
    »Haben Sie noch eines?«
    »Tut mir Leid, mehr haben sie mir nicht gegeben.«
    Bishop ließ mehrere Fingerbreit Scotch aus der Flasche gluckern. »Dann haben Sie Glück.« Er setzte das Glas an und nahm einen großen Schluck. »Das hier ist nicht mal echter Scotch, sondern gottverdammter Wodka. Sie kippen irgendeinen beschissenen Karamellfarbstoff rein und kassieren dafür schöne harte Devisen von uns. Füllen das Gesöff in alte JohnnieWalker-Flaschen ab. Kein Wunder, dass die Verschlussbanderole fehlt.«
    »Danke, ich möchte nichts«, sagte Metcalfe überflüssigerweise, denn Bishop machte nicht wirklich Anstalten, ihm einen Schluck anzubieten.
    »Gottverdammter brauner Wodka«, sagte Bishop.
    »Den sie einfach Scotch nennen. Muss einem so was nicht das Herz brechen? Das ist eine Metapher für das ganze beschissene Regime, würde ich sagen, wenn ich auf schwule Sachen wie Metaphern stünde. Gehen Sie heute Abend irgendwohin aus? Haben Sie schon was vor?«
    »Ich treffe mich mit Freunden.«
    »Aha!« Bishop musterte ihn über den Rand des Glases hinweg. »Mit Geschäftsfreunden, möchte ich wetten.«
    »So was in der Art.«
    »Verkaufen Sie ihnen den Strick?«
    »Entschuldigung?«
    »Den Strick. Ob Sie den Russen den Strick verkaufen. Haben Sie das noch nie gehört?«
    »Leider nein.«
    Bishop fixierte ihn mit glänzenden, blutunterlaufenen Augen. »Das hat Lenin selbst gesagt. >Die Kapitalisten werden uns den Strick verkaufen, an dem wir sie aufhängen werden.««
    Vorsicht, dachte Metcalfe plötzlich. Der englische Journalist war ein Trinker, aber unter dem alkoholisierten Dunst lauerte tiefer und nachhaltiger Hass auf das sowjetische Regime. Er erinnerte sich an Hilliards Worte: ... die hiesigen Russlandhasser ... gern bereit, Berlin auf jede nur mögliche Weise zu unterstützen ... Sie sehen im Nationalsozialismus die einzige Hoffnung, die Ausbreitung des Kommunismus über die ganze Welt aufzuhalten . Gehörte auch Ted Bishop zu diesen »Russlandhassern«? Der Journalist war seit Jahren in Moskau etabliert, was bedeutete, dass er über gute Quellen verfügte -aber war das vielleicht ein Geschäft auf Gegenseitigkeit? Lieferte er den besten Quellen seinerseits Informationen? Quellen, die nicht unbedingt sowjetischen Regierungskreisen angehören mussten, sondern unter hier stationierten Diplomaten zu finden sein konnten?
    In Moskau schien jedermann eigene verdeckte Absichten zu verfolgen. Ein undurchschaubares Labyrinth. Was hatte der britische Premierminister letztes Jahr gesagt? »Was Russland tun wird, kann ich Ihnen nicht vorhersagen. Das ist ein Rätsel, das innerhalb eines Enigmas in ein Mysterium gewickelt ist.« Noch verwirrender, noch

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