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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Staaten erzählen lassen und ihn seinen Töchtern oder Schwestern vorstellen.
    Der Alkohol floss in Strömen, auch zu essen gab es reichlich: Kaviar, Schwarzbrot und Butter, geräucherten Stör. Die Gästeschar vibrierte in einer Art nervösem Glanz, in hohlem Luxus. Inmitten der in ganz Russland herrschenden Not genossen die Eingeladenen von allem das Beste. Metcalfe war hier fremd, aber er wusste, wie er seine Rolle zu spielen hatte. Spätestens als junger Erwachsener war er auf genügend Partys dieser Art gewesen, um ein Meister der geistreichen Erwiderung, der hochgezogenen Augenbrauen, der indirekten Anspielungen auf Groton und Exeter, Princeton und Yale, auf Partys in Grosse Point, Watch Hill und Bar Harbor zu sein.
    Genau wie die Gattin des Botschafters ihn gewarnt hatte, wurde um ihn herum nur von Politik geredet. Alles drehte sich um den Krieg und ob die Vereinigten Staaten in ihn eintreten würden. Im Mittelpunkt der meisten Gespräche schien Deutschland zu stehen. Über die Neuigkeit, die Ted Bishop ihm anvertraut hatte - dass der sowjetische Außenminister Molotow nach Berlin reisen würde -, wurde auf der Party am eifrigsten spekuliert. Was bedeutet das, fragten die Diplomaten sich. Steht Russland davor, an der Seite der Deutschen in den Krieg gegen England einzutreten? Das wäre ein Albtraum gewesen.
    Metcalfe bekam einzelne Gesprächsfetzen mit.
    »Aber von Ribbentrop hat einen Nichtangriffspakt über zehn Jahre unterzeichnet!«, sagte ein amerikanischer Attaché zu einem Engländer.
    »Glauben Sie wirklich, dass die Deutschen vorhaben, sich daran zu halten? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
    »Sie müssen sich daran halten. Die Deutschen können keinen Zweifrontenkrieg führen!«
    »Jeder Vertrag, den Hitler unterschreibt, ist nicht mehr als ein Fetzen Papier, das dürfen Sie nie vergessen. Außerdem ist der Mann ein Kommunistenhasser!«
    »Hitler ist kein Idiot. Er würde Russland nie angreifen. Das wäre Wahnsinn - damit wäre sein Ende besiegelt. Seine Leute müssen wissen, wie stark Russland ist. Die Rote Armee hat ...«
    »Die Rote Armee? Aber das ist der springende Punkt! Stalin hat in den letzten Jahren neunzig Prozent seines Generalstabes erschießen lassen, und das weiß Hitler natürlich!«
    Metcalfe plauderte kurz mit dem amerikanischen Botschafter, der ihm eine Anekdote erzählte, die - offenbar durch häufige Wiederholung - ziemlich eingeübt klang. Sie handelte davon, dass eine Toilette im Spaso House, seiner Residenz, defekt geworden war und sie niemanden bekommen konnten, der sie reparierte. Schließlich hatte der Botschafter seine Sekretärin bei Andreij Wischinski, dem stellvertretenden Volkskommissar für Auswärtiges, anrufen und ihm ausrichten lassen, wenn die Toilette nicht innerhalb einer Stunde repariert werde, komme der Botschafter ins Kommissariat hinüber, um Wischinskis Toilette zu benützen.
    Der Botschafter machte Metcalfe mit Amos Hilliard bekannt. »Sie sollten mal zum Lunch in die Botschaft kommen«, sagte der Botschafter.
    »Yeah«, grummelte Hilliard, als der Botschafter weitergegangen war. »Mit Kondensmilch verfeinerte Tomatensuppe aus der Dose, als Nachtisch Büchsenananas. So viele Konserven, wie Sie aushalten können.« Er senkte die Stimme. »Hmmm, mal sehen, das deutsche Kontingent ist fast vollzählig da. Die Deutschen versäumen keine Party in der Datscha. Das dort drüben sind General Köstring, ihr Militärattache, und Hans-Heinrich Herwath von Bittenfeld, den alle Johnny nennen - ein sehr nützlicher Informant und kein Anhänger der Nazis, aber das muss entre nous bleiben. Und daneben .«
    Aber Metcalfe hörte längst nicht mehr zu. Auf der anderen Seite des Raums hatte er Lana entdeckt, die sich bei einem großen, dicklichen Mann mit Doppelkinn untergehakt hatte.
    Sie trug ein weißes Cocktailkleid mit goldenen Applikationen, und zwischen ihrer Erscheinung und der einer Durchschnittsrussin lagen Welten. Sie lächelte über etwas, das ihr Geliebter sagte, aber ihr Lächeln wirkte traurig und zögerlich. Sie hielt ein Champagnerglas in der Hand, schien aber nicht daraus zu trinken. Sie war von uniformierten deutschen Offizieren und weiteren Männern in Zivil umgeben, die alle irgendwie teutonisch wirkten - die randlosen Brillen, die Hitlerbärtchen, die bullige, wohlgenährte Arroganz. Sie war der Mittelpunkt eines Pulks von Verehrern, schien sich aber tödlich zu langweilen.
    »... wenn Sie so freimütig sein wollen«, sagte Milliard gerade. »Ich

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