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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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weiter, sodass Metcalfe, Lana und von Schüssler sich zu dritt privat unterhalten konnten.
    »In welcher Branche?«
    »Ich bin Mitinhaber der Firma Metcalfe Industries. Vielleicht haben Sie den Namen schon mal gehört.«
    »Mit amerikanischen Unternehmen kenne ich mich nicht so gut aus.«
    »Tatsächlich? Aber Sie wissen doch bestimmt, dass einige unserer größten amerikanischen Konzerne beim Aufbau des nationalsozialistischen Deutschlands mitgeholfen haben? Zum Beispiel hat die Ford Motor Company Mannschaftstransportwagen für die Wehrmacht gebaut. Die Lastwagen, auf denen Ihre Soldaten durch Polen und Frankreich gerollt sind, hat General Motors hergestellt - Lastwagen, die das Rückgrat des Transportsystems des deutschen Heeres sind.« Er machte eine Pause, um von Schüsslers Reaktion zu beobachten. Aber der Deutsche wirkte nur gelangweilt. »Und Ihr Führer hat Henry Ford zum fünfundsiebzigsten Geburttag mit dem höchsten deutschen Orden ausgezeichnet - dem Großkreuz des deutschen Adlerordens -, wie Sie sich vielleicht erinnern werden.« Er zuckte mit den Schultern. »Wie man hört, hat Hitler in seinem Arbeitszimmer ein Foto von Mr Ford hängen.«
    »Nun, ich glaube, dass es ein amerikanischer Präsident war, der gesagt hat: >Das Geschäft Amerikas sind Geschäfte« ja?«, sagte von Schüssler und nahm sich ein mit Sewruga bestrichenes Appetithäppchen. Metcalfe glaubte eine Sekunde lang, der Deutsche blinzle ihm zu, aber dann merkte er, dass das nur ein Tic war.
    »Manche von uns amerikanischen Geschäftsleuten«, sagte Metcalfe vorsichtig, »sehen den internationalen Handel als Wegbereiter der Politik. Es ist immer angenehm, Geld zu verdienen, während man mithilft . die historischen Kräfte zu stärken, die man nicht offen unterstützen kann, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Metcalfe hatte seinen Köder ausgeworfen, aber würde der Deutsche anbeißen? Von Schüssler musste begreifen, was Metcalfe unüberhörbar deutlich suggerierte - dass hier ein weiterer amerikanischer Industrieller stand, der heimlich die Nazis unterstützte. Biss er an, würde er dadurch seine innere Einstellung zumindest teilweise offenbaren. War er jedoch ein heimlicher Nazigegner, würde es in seinem Verhalten, seinem Gesichtsausdruck subtile Anzeichen geben, auf die Metcalfe achten musste.
    »Ich bin sicher, dass Geld - wie die Liebe - immer einen Weg findet«, sagte von Schüssler ausdruckslos.
    »Leider denken nicht alle meine Kollegen wie ich«, sagte Metcalfe bedauernd. »Es gibt Geschäftsleute, die den Nazis nicht wohl wollen. Die sie für Barbaren halten.«
    Rudolf von Schüssler reagierte ungehalten. »Sie sollten Ihren Unternehmerkollegen sagen, dass nicht wir die Barbaren sind. Das deutsche Volk, das wahre deutsche Volk, hat schon immer Kraft und Schönheit geliebt, beides. Wir sind nur an der Wiederherstellung von Zivilisation und Ordnung interessiert. Ein unter dem Führer vereinigtes Europa wird ein Ort des Friedens sein, an dem Recht und Ordnung herrschen. Und Ordnung ist gut fürs Geschäft, nicht wahr?«
    Metcalfe begutachtete seinen Gesichtsausdruck genau. Gab es ein Aufflackern von Skepsis, einen Moment des Zweifels, eine Spur von Ironie - irgendeine Distanz zwischen diesen Worten und dem Mann, der sie gesprochen hatte?
    Es gab keine. Von Schüssler wirkte träge, leidenschaftslos; die Empfindungen, von denen er sprach, waren für ihn nur Gemeinplätze. Er hätte ein Lehrer sein können, der einem besonders begriffsstutzigen Schüler den Unterschied zwischen Säugetieren und Reptilien erklärt. Im nächsten Augenblick zog ein kleiner Mann mit schütterem braunem Haar und dicker Hornbrille von Schüssler beiseite und begann in rasend schnellem Deutsch auf ihn einzureden.
    Als Metcalfe und Lana endlich allein waren, fauchte sie ihn an: »Besuch mich nie wieder zu Hause, verstanden? Niemals!«
    »Mein Gott, Lana, das tut mir Leid«, sagte Metcalfe betroffen. »Ich konnte nicht ahnen, dass .«
    »Nein, das konntest du nicht ahnen.« Sie schien leicht nachzugeben, als klinge ihr Zornausbruch ab. »Es gibt sehr viele Dinge, die du nicht weißt.«
    »Das beginne ich zu erkennen.« Sehr viele Dinge, dachte er. Zum Beispiel war ihm nicht klar gewesen, wie sehr er sie noch immer liebte. »Du und ich, wir haben noch Unerledigtes aufzuarbeiten.«
    »Geschäftliches, meinst du?«, fragte sie mit traurigem Kopfschütteln. »Für dich ist alles immer nur Geschäft.
    Ich höre, wie du mit Rudi sprichst, welche Vereinbarungen du

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