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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sehe keinen Grund, Sie nicht mit ihm zusammenzubringen - schließlich sind Sie ein amerikanischer Geschäftsmann, der überall und immer auf der Suche nach dem schnellen Dollar ist; Ihnen ist's egal, von wem Sie ihn bekommen. Habe ich Recht?«
    »Entschuldigung«, murmelte Metcalfe, ließ ihn stehen und bewegte sich auf Lana zu wie ein Nachtfalter, der von einer gleißend hellen Lichtquelle angezogen wird. Als er sich durch die Menge schlängelte, drehte Lana sich plötzlich um und begegnete seinem Blick. Ihm stockte der Atem. Er glaubte, in ihrem Blick Funken sprühen zu sehen, eine schwelende Wut, obwohl man sie aus einem bestimmten Blickwinkel für Interesse hätte halten können - sogar für Leidenschaft, die Art Blick, mit dem sie ihn vor sechs Jahren so oft bedacht hatte. Aber er wusste es besser, auch wenn er sich lieber etwas anderes eingebildet hätte. Sie war wütend auf ihn, ihr Zorn war unvermindert.
    Während er sich durch die Menge schlängelte - Wie viele verdammte Cocktailpartys muss ich noch erdulden?, fragte er sich -, überlegte er, mit welcher geistreichen Bemerkung er das Gespräch eröffnen könnte. Würde Lana glauben, er verfolge sie? Aber das brauchte ihm nicht zu schaden, denn die meisten Frauen genossen solche Aufmerksamkeit. Trotzdem konnte sie sich nicht sicher sein, weil dies genau die Art Party war, auf der jemand wie er logischerweise aufkreuzen würde. Lana würde sich fragen, ob diese Begegnung vielleicht doch bloßer Zufall war.
    »Stephen!« Das war nochmals die Gattin des Botschafters, die ihn abfing, indem sie eine Hand flach auf seine Brust legte. »Ich sehe Sie gar nicht mit unseren unverheirateten jungen Damen plaudern, und das ist eine schreckliche Verschwendung, finde ich. Die Armen dürsten nach männlicher Gesellschaft, müssen Sie wissen. Sie sollten wirklich Ihre patriotische Pflicht tun.«
    »Schön, ich versuch's mal wieder mit der alten Collegemasche«, antwortete Metcalfe. Er schob sich weiter auf Lana zu, bis er fast an ihrer Seite war.
    »Oh, so weit brauchen Sie nicht zu gehen«, kicherte die Gattin des Botschafters. »Ich weiß, wie Sie's in Yale getrieben haben, mein Lieber. Man hört sehr beunruhigende Geschichten über Sie.«
    »Mein Gewissen ist rein«, antwortete Metcalfe gelassen. Er war Lana jetzt so nahe, dass er ihr zartes Parfüm riechen, die von ihren bloßen Armen abgestrahlte Wärme spüren konnte. Sein Herz schlug so stark, dass er sich fragte, ob es zu hören war.
    Lana drehte sich plötzlich um und erwiderte seinen Blick. »Ein gutes Gewissen«, sagte sie ruhig, »beweist im Allgemeinen ein schlechtes Gedächtnis.«
    Er grinste verlegen und erwiderte auf Russisch: »Wie ich sehe, musst du heute Abend nicht auftreten.«
    Sie lächelte ebenfalls. Nur wer sie sehr gut kannte, hätte merken können, dass ihr Lächeln nicht echt war.
    »Das Bolschoi scheint recht gut ohne mich auszukommen.«
    »Das bezweifle ich sehr. Willst du mich nicht deinem ... Freund vorstellen?« Auf Metcalfes Gesicht stand ein gelassen unschuldiger Ausdruck, aber sie ließ sich nicht täuschen.
    In ihren Augen blitzte Verärgerung auf, aber Lana überspielte sie mit einem höflichen Nicken. »Natürlich. Rudi, das hier ist Stephen Metcalfe, ein alter Bekannter . Rudolf von Schüssler.«
    Rudolf von Schüssler betrachtete Metcalfe ohne sonderliches Interesse. Er streckte ihm eine feuchte Hand mit Wurstfingern hin und schüttelte ihm kraftlos die Hand. Er war ein großer, dicklicher Mann mit nervösen Knopfaugen und einem Spitzbart, der sein Doppelkinn nur ungenügend tarnte.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte Metcalfe auf Englisch. »Ich halte es für eine besondere Ehre, einen Mann kennen zu lernen, der so erlesenen Geschmack in Bezug auf Frauen beweist.«
    Swetlana errötete jäh. Von Schüssler wirkte leicht verwirrt, als wisse er nicht, was er antworten sollte.
    »Wie ich erfahren habe, gehören Sie der nach allgemeiner Ansicht besten diplomatischen Vertretung in Moskau an«, fuhr Metcalfe fort.
    »Und Sie sind hier, weil ... ?«, erkundigte von Schüssler sich. Seine Stimme war sanft und hoch, fast weiblich.
    Meinte er Moskau oder die Party? Metcalfe entschied sich für Moskau. »Als Geschäftsmann muss ich ziemlich viel reisen.« Er drehte sich ein Stück zur Seite, zwang von Schüssler damit, seinem Beispiel zu folgen, und trennte ihn so von der Gruppe aus Deutschen, mit der er sich unterhalten hatte. Die anderen sprachen untereinander

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