Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
sind eingesperrte Vögel.«
    »Du hast also eine Akkomodation erreicht«, sagte Metcalfe auf Englisch.
    »»Akkomodation««, wiederholte sie. »Das Wort gefällt mir. Wie wird es buchstabiert?«
    Eine Akkomodation an seinen Aufpasser erreichen, dachte Metcalfe: Das scheint eine russische Spezialität zu sein. Als er das Wort zu buchstabieren begann, sah er GRU-Leutnant Kundrow über den schneebedeckten Rasen auf sie zukommen.
    »Swetlana Michailowna«, sagte der Russe mit kräftigem, volltönendem Bariton. »Guten Abend. Hier draußen ist's sehr kalt. Sie werden sich erkälten.«
    »Guten Abend, Iwan Sergej ewitsch«, sagte sie mit umständlicher Höflichkeit. »Gestatten Sie mir, Sie mit einem amerikanischen Geschäftsmann bekannt zu machen, der .«
    »Stephen Metcalfe«, sagte Kundrow. »Ja, wir kennen uns aus dem Bolschoi, denke ich.«
    Sie schüttelten sich die Hand. »Sie lieben also das Ballett?«, fragte Metcalfe.
    »Ich bin ein Verehrer von Swetlana Michailowna.«
    »Genau wie ich, aber ich fürchte, dass wir nur zwei von vielen sind.«
    »Nur allzu wahr«, erwiderte der Russe. »Swetlana Michailowna, Sie verbringen den Abend hier, ja? Als Gast des Botschafters?«
    Sah er für einen Augenblick Verärgerung über ihr Gesicht ziehen? »Sie wissen alles über mich«, sagte Lana mit fröhlich klingender Stimme. »Ja, wir wollen morgen ein bisschen ausreiten. Und sie?«
    »Nein, ich bin nicht eingeladen worden, hier zu übernachten, fürchte ich.«
    »So ein Pech«, sagte Lana.
    Kundrow wandte sich an Metcalfe. »Sie haben es ohne größere Schwierigkeiten geschafft, hierher zu kommen? Taxis sind heutzutage unmöglich zu bekommen. Ich nehme an, dass Intourist Ihnen einen Wagen mit Fahrer gestellt hat.«
    Er wusste offenbar von seinem Versuch, sich einer Überwachung zu entziehen. Metcalfe beschloss, die Gelegenheit zur Schadensbegrenzung zu nutzen. »Tatsächlich wollte ich nicht, dass jemand erfuhr, wohin ich unterwegs war. Sie können sich nicht vorstellen, welche Sicherheitsvorkehrungen ich getroffen habe.«
    »Aber weshalb? Sie sind hier im Sowjetparadies«, sagte der GRU-Offizier aalglatt. »Hierzulande gibt's keine Geheimnisse. Nicht vor uns.«
    Metcalfe spielte den Verlegenen. »Genau das ist das Problem.«
    »Das verstehe ich nicht ganz.«
    »Ihr Jungs - GRU, NKWD, oder wer auch immer - schwatzt doch alle. Überall wird getratscht. Letztlich erfährt der falsche Mann davon, und dann bin ich erledigt.«
    »Welcher falsche Mann?«
    Metcalfe verdrehte die Augen. »Natürlich mein Bruder, wer sonst? Ich habe tausend Eide geschworen, dass ich mich hier ganz aufs Geschäft konzentrieren werde. Keine Partys, habe ich ihm versprochen. Voriges Jahr hat's genügend Schwierigkeiten gegeben, als ich . Mein Bruder ist der Ernsthaftere von uns beiden, wissen Sie, und er glaubt, dass ich mich gebessert habe.
    Er glaubt, ich hätte das Trinken aufgegeben - dem Alkohol abgeschworen. Das soll er ruhig denken. Er würde mich aus dem Familienunternehmen rausschmeißen, wenn er erführe, dass ich rückfällig geworden bin.«
    »Absolut faszinierend«, antwortete Kundrow. Sein mechanisches Lächeln zeigte, dass er Metcalfe kein Wort glaubte. Seine Handbewegung umfasste die Datscha, als spreche er von sämtlichen Gästen. »Und diese Leute, von denen würde keiner Ihren ... Rückfall beachten? Von denen würde keiner etwas erzählen?«
    »Die machen mir keine Sorgen. Mein verdammter Chauffeur dagegen schon. Dieser englische Kerl, den mein Bruder mir zugewiesen hat - angeblich nur, damit er mich zu Besprechungen fährt und als mein Assistent fungiert. Aber in Wirklichkeit passt er scharf auf mich auf. Er ist der Kerl, den ich abhängen musste.«
    »Ah. Nun, auf meine Diskretion können Sie zählen«, sagte Kundrow.
    »Das freut mich«, antwortete Metcalfe. »Ich wusste, dass ich das kann.«
    Lana räusperte sich. »Entschuldigt bitte, aber ich muss wieder zu Rudi hinein. Sonst denkt er, dass ich ihn verlassen habe.«
    *
    Eine Stunde später kletterte Metcalfe in einen Bentley, der von einem Zweiten Sekretär der britischen Botschaft gefahren wurde und voller Gäste war, die ebenfalls nach Moskau zurückwollten. Die Stimmung war ausgelassen, das spöttische Geplänkel laut und durch Alkohol beflügelt, das Lachen ansteckend. Als die Limousine das Ende der langen, unbeleuchteten Zufahrt erreichte und eben auf die asphaltierte Überlandstraße abbiegen wollte, meldete Metcalfe sich plötzlich zu Wort.
    » Verdammt, ich hab meine

Weitere Kostenlose Bücher